Das neue Wort zum Sonntag

Gottfried Locher und sein zentrales Anliegen

In seinem vielbeachteten Gastbeitrag in den Tagesanzeiger-Medien hat der zurückgetretene EKS-Präsident die Gründe für seinen Kirchenaustritt erklärt. Nun macht er ein Angebot für Leute, die seine theologischen Überzeugungen näher kennenlernen wollen.
Gottfried Locher (Bild: Monica Schulthess Zettel)

Sein Gastbeitrag und seine Grundsatzkritik an den Landes- bzw. Staatskirchen hat Locher zum Teil heftige Kritik eingetragen. So schreibt der Theologe und Mitarbeiter der Reformierten Kirche Kanton Zürich, Stephan Jütte, auf dem Portal Reflab: «Wie konnte uns das passieren? Hat niemand bemerkt, für welch seltsames Kirchenbild der damalige Präsident stand? Wie wenig seine Überzeugungen mit einem reformierten Kirchenverständnis vereinbar sind?» Denn, so Jütte: Dass die Kirche für das «Seelenheil zuständig» sei, stehe der grundreformatorischen Einsicht diametral entgegen!

Jütte erhält dafür viel Zustimmung, stösst aber auch auf Widerspruch, was zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der aktuellen Ausprägung der mit dem Staat kooperierenden Kirchen nicht nur für Locher, sondern auch für andere Theologen gilt.

Kirche als Netzwerk von Freiwilligen

So entgegnet zum Beispiel der Aargauer Pfarrer Simon Pfeiffer: «Kirche wird als Sekte enden, wie sie auch begonnen hat, wenn sie nicht beginnt, ihre Berufung ernst zu nehmen und ihr Verhältnis zur Macht gründlich zu überdenken.» Seine Vision von Kirche lautet: «Da braucht es weder Herren noch Diener, sondern agile Netzweberinnen wie sie schon lange in und um die Kirchenmauern herum am Werk sind. Freiwillig, manchmal sogar aufopfernd, kaum je im Rampenlicht und selten gebührend gesehen und geschätzt.»

Die reformatorische Botschaft aktualisieren

Für Gottfried Locher, der sich auf Anfrage nicht mehr zu kirchenpolitischen Fragen äussern will, besteht aber das Hauptdefizit in der Verkündigung der zentralen reformatorischen Botschaft: Gnade, Christus und Bekenntnis. Wie er diese Begriffe «allgemeinverständlich und alltagstauglich» füllt, können Interessierte ab Ostern in Form von sieben Minuten langen Videos auf der Webseite «Das neue Wort zum Sonntag» hören. Das erste Video mit «Trouvaillen aus dem unendlichen Schatz des Christentums» wird am Ostersamstag, 16. April 2022 um 18 Uhr aufgeschaltet. Weitere folgen bis zum ersten Advent. Die Serie kann für 30 Franken abonniert werden.

Wie Locher auf seiner Webseite schreibt, werden die Beiträge «anders als erwartet», «anders als der Zeitgeist» und «anders als heile Welt» sein. Er verspricht: «Wir suchen die Grundmuster des Lebens.»

Zum Thema:
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Datum: 13.04.2022
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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