Tätowieren: Ausdruck der Seele auf der Haut

Gott schütze meine Familie Tattoo
Kreuz Tattoo
Jesus Tattoo
Aufschrift Jesus Tattoo

Die wohl ältesten bekanntesten Tattoos auf einem menschlichen Körper besitzt Ötzi. Dies ist der weltbekannte Leichnam eines Steinzeitmenschen, der 1991 in einem Gletscher nahe des Ötztales in Italien gefunden wurde. 15 Tätowierungen befinden sich auf seinem Körper. Unter anderem verlaufen eine Reihe paralleler Linien auf seiner unteren Wirbelsäule, Streifen um seinen rechten Fussknöchel und eine Tätowierung in Form eines Kreuzes hinter seinem rechten Knie. Auf diesem steinzeitlichen Körper Tätowierungen zu finden war nahezu sensationell.

Das Wort „Tätowieren“ hat seinen Ursprung in Polynesien und wurde auf Grund des lebhaften Interesses für die Südsee schnell in den europäischen Sprachschatz aufgenommen: „Tatauierung“ [zu polynes. tatau >Zeichen]

Seine Haut als Tagebuch

Alex hat sich seine Lebensmaximen in die Haut stechen lassen. Über dem Herzen eine auffliegende und eine stürzende Schwalbe. Sie stehen für süsses und für bitteres Leben. „Dafür, dass immer alles in Gegensätzen auftritt“, sagt Alex. Junge Leute wie Alex bedienen sich aus der Symbolwelt der Tätowierkunst, um ihre Haltung zu Leben und Tod auszudrücken. „Jede Religion schmückt ihre Tempel“, sagt Alex. „Und wir Tätowierten sehen den Körper als Tempel an.“

Kein Tattoo ohne feste Bedeutung. So ist auch der Freskenschmuck in den alten Kirchen entstanden: Sinn und Absicht bis ins letzte Detail. Körperschmuck? Das ist Alex zu wenig. Er trägt seine Lebensmaximen spazieren. Dinge, denen er sich verpflichtet fühlt. Seine Haut ist sein Tagebuch. Und was passiert, wenn sich die Maximen ändern, wenn er verwirft, was ihm bis dahin heilig war? Die Frage passt nicht in Alex’ Welt: „Tätowierte sind wahrheitsgetreue Menschen. Ich stehe zu meiner Vergangenheit, auch wenn ich manche Dinge falsch gemacht habe.“

Ägyptische Christen sind stolz auf ihre Tattoos

Besonders in der Religion galt die Tätowierung von je her als „In-Group-Erkennungszeichen“ Das Bild auf der Haut als Signal an die Umwelt. Das hat bei den Christen in Ägypten, den Kopten Tradition. Sie sind fast alle mit einem Kreuz tätowiert. Warum? Das weiss ein Kenner der koptischen Kirche, Anton Mayer. «Im Besonderen kann man von den Kopten sagen, dass sie sich damit gegen andere, nicht christliche Religionen abgrenzen wollen. Und die ägyptischen Christen sind stolz auf ihre Tattoos. «Ich habe gesehen, wenn Kopten aus Freude an ihrem Christentum ihr Handgelenk in die Höhe geregt haben, um damit zu bekennen: ich bin Christ, hier ist meine Tätowierung am Handgelenk und zwar an der Stelle, wo die Schlagader drunter weggeht, » das deshalb, so Mayer, weil es dort schlecht entfernt werden kann.

Auch unter den ersten Christen gab es einige die tätowiert waren. Sie trugen die initialen Christi („X“ oder „I.N.“), einen Fisch, ein Kreuz oder ein Lamm auf der Stirn oder am Handgelenk. Ob es sich hierbei um Nadeltätowierungen oder eingefärbte Narben handelte, ist nicht geklärt.

Dabei wird die Bedeutung dieser Zeichen nicht nur im Laufe der Zeit, sondern auch innerhalb einer Epoche verschieden gedeutet. Den bekennenden Christen wurde dieses Mal angebracht, um sie als Ketzer oder Abtrünnige vom „rechten Glauben“ zu kennzeichnen. Man versuchte somit, die Christen aus der Gesellschaft auszuschliessen.

Andererseits empfanden diese Christen solche Tattoos ganz anders. Für sie handelte es sich nicht um ein Stigma sondern vielmehr um ein Zugehörigkeitszeichen. In aller Öffentlichkeit konnte gezeigt werden, dass man dazu bereit war, für seinen Glauben zu leiden. Die „Idee“ der Brandmarkung wurde von den Christen auf freiwilliger Basis aufgegriffen und als ständiges Erkennungssymbol gewählt. Insbesondere in den Gegenden, in denen die Christen in der Minderheit waren.

So wurden bis 1890 in Bosnien katholische Mädchen tätowiert, um einen Übertritt zum Islam zu verhindern. Armenische Christen hielten die Tradition der Pilgertätowierung noch bis zum 1. Weltkrieg bei. Kreuzritter hatten nicht selten individuelle Tätowierungen, um sich im Falle ihres Todes ein christliches Begräbnis zu sichern. Ähnliche Zwecke verfolgten Hebammen im Paris des 18. Jahrhunderts. Sie tätowierten Müttern und ihren Neugeborenen identische Zeichen um Verwechslungen zu vermeiden und bei plötzlichem Kindstod oder Aussetzung die Mutter leichter zu finden.

Kirche wandte sich gegen Tätowierung

Allerdings kam die Tätowierung in den Gegenden in Verruf, in denen die Tätowierung traditionell von den Völkern betrieben wurde, die man missionieren wollte. Um sich von diesen „primitiven“ Völkern moralisch zu unterscheiden, wurden die Tätowierungen bei den eigenen Leuten vollständig verboten.

Die Kirche berief sich dabei auf das Alte Testament: „Für einen Toten dürft Ihr keine Einschnitte auf eurem Körper anbringen, und Ihr dürft euch kein Zeichen einritzen lassen“ (3. Moses 19, 28). „Die Priester sollen sich auf ihrem Kopf keine Glatze scheren, ihren Bart nicht stutzen und an ihrem Körper keine Einschnitte machen“ (3. Moses 21, 5).

Schon 787 n. Chr. wurden Tätowierungen durch Papst Hadrian I. in dem Konzil von Calcuth in Northumberland als heidnische Bräuche aus dem Kulturkreis des Christentums verbannt. Dabei wurden alle Formen der Tätowierung als Körperschmuck ausdrücklich verboten.

Solche Verbote wirkten noch lange nach. Bis 1996 war es sogar noch im Kanton Bern offiziell verboten sich tätowieren zu lassen. Im Gesetz wurde dies als Körperverstümmelung bezeichnet.

Artikel zum Grossteil zusammengesellt aus Texten von www.taetowierungsgeschichte.de

Datum: 15.05.2002
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch

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