Shaw sorgt für die Show: Erstmals überhaupt
qualifizierte sich Jamaika für eine Frauen-Fussball-WM. Khadija Shaw führte
ihre Equipe in die Endrunde in Frankreich, ein Grosserfolg für die Kickerinnen
von FIFA-Weltrang Nummer 53. Doch sie kennt auch schwierige Zeiten: Sie verlor vier Brüder und zwei Neffen, vorwiegend durch Gang-Gewalt.
Khadija Shaw
«Ob
im Leben generell oder vor den Spielen mit den Mädchen: Wir beten die ganze
Zeit», sagt Khadija Shaw. «Denn es ist auch zu 100 Prozent dank Gott, dass wir
uns für die Weltmeisterschaft qualifiziert haben und dass wir diese
unglaubliche Erfahrung machen dürfen.» In
der Gruppenphase waren Brasilien, Italien und Australien allerdings ein Spürchen stärker
als die Karibik-Kickerinnen.
Khadija Shaw in Aktion
Khadija
Shaw ist das Aushängeschild der Jamaika-Mannschaft. Nach einer schwierigen
Kindheit auf den Strassen Jamaikas zog sie dank eines Stipendiums in die
Vereinigten Staaten. Die 22-Jährige spielte dort im Uni-Team «Tennessee Volunteers»
in Knoxville. Kommende Saison ist sie nun bei den «Girondins Bordeaux» in
Frankreich unter Vertrag.
Im Armenviertel aufgewachsen
Khadija
hat fünf Schwestern und sieben Brüder. Sie wuchs in Spanish Town, einem Armenviertel
von Kingston, Jamaika auf. Vater George war Schuhmacher und Mutter Monica
züchtete Hühner.
Khadijas
Erinnerungen kommen nahezu aus dem Bilderbuch: Nachbarn spielen Dominosteine
an der Ecke, Musik hallt auf den Gehwegen, Kinder kicken den Ball auf den Strassen
herum – weitgehend geschützt vor der ständig drohenden Bandengewalt, die in
ihrer Kindheit einen finsteren Höhepunkt erreichte. Durch das Gute und das
Schlechte hielten Shaws Eltern die Familie zusammen.
Vier Familienmitglieder in
Banden-Gewalt verloren
Strassen-
und Bandengewalt raubten ihr vier Familienmitglieder, drei Brüder und einen
Neffen. Sie räumt ein, dass sie angesichts dieses Schmerzes manchmal Gott
gefragt hat, warum... Ihre
Familie habe gesagt, «dass man Gott nicht fragen soll, ‘warum?’, aber manchmal
fragte ich ‘Warum? Warum ist das passiert?’»
Doch
sie traf den Entscheid, ihrem Glauben treu zu bleiben. Gleich wie ihre
Angehörigen: «Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Gott nie in Frage
gestellt wird. Dinge passieren immer aus einem bestimmten Grund, auch wenn man
sie zu diesem Zeitpunkt nicht versteht. Wenn etwas Schwieriges passiert, musst
du weiterleben, glauben und glauben. »
«Fussballer des Jahres»
Gebet als ein Geheimnis zum Erfolg
Die britische
Zeitung «The Guardian» ernannte Khadija zum «Fussballer des Jahres», ein Titel,
der in den Vorjahren an Männer ging. Doch das Überwinden der Widrigkeiten und
die Leistung, Jamaika an die Frauen-WM-Endrunde zu führen, wurde von den
Blattmachern honoriert.
Schon im Alter
von 14 Jahren spielte sie in den U15-, U17- und U20-Teams Jamaikas und stand
dabei neben den heutigen Teamkollegen Konya Plummer und Deneisha Blackwood auf
dem Feld.
Nicht brechen lassen
Während der Zeit
in den USA geschahen die beschriebenen familiären Verluste. Neben jenen, die
durch Bandengewalt ihr Leben verloren, gab es zwei weitere Todesfälle: Ein
Bruder verlor sein Leben bei einem Autounfall und ein Neffe wurde durch einen
Stromschlag getötet.
Khadija Shaw wollte mit dem
Fussball aufhören und nach Hause gehen. «Ich fragte mich, was noch kommen
wird.» Doch letztendlich liess sie sich nicht brechen und verdoppelte ihre
Arbeit, die nun mit dazu geführt hat, dass sie mit ihrem Land
Fussball-Geschichte schreiben durfte.