Christliche Fussball-Fanclubs bringen Werte ins Stadion
Wenn am Freitag die Bundesliga wieder beginnt,
fiebern auch die Mitglieder der zahlreichen christlichen Fanclubs in
Deutschland mit. Mittlerweile gibt es 14 dieser Vereine, die für ihr
Engagement für Fairness und Respekt und für ihren diakonischen Einsatz
geschätzt werden.
Christliche Fussballfans wollen auch am Match einen Unterschied machen.
Angefangen hat es beim Hamburger SV. Ein christliches Plakat nach
einem Spiel des HSV gab im Jahr 2005 den Anstoss für sieben gläubige
Christen, einen christlichen Fussball-Fanclub zu gründen. Es folgte 2007
der Verein «Mit Gott auf Schalke». Gemeinsam mit dem gläubigen
Schalke-Spieler Marcelo Bordon brachte der Fanclub eine Schalke-Bibel
mit den Texten des Neuen Testaments heraus. Einige Monate später wurde
die Dortmunder «Totale Offensive» gegründet. Mit 400 Mitgliedern sind
die Dortmunder neben den Hamburgern der grösste christliche Fanclub.
Werte, die mit Leben gefüllt werden
Christliche Fussball-Fanclubs sprechen sich gegen Hass und Gewalt im
Sport aus. Sie legen Wert auf Fairness, Respekt und Solidarität.
Mittlerweile gibt es über ein Dutzend solcher Vereine in Deutschland.
Mit ihren Werten seien christliche Fanclubs ein wichtiger Bestandteil
der Fanszene, sagt Harald Lange, Professor für Sportwissenschaften und
Leiter des Instituts für Fankultur, gegenüber dem Sonntagsblatt.
«Besonders im Profifussball, wo ja diese Werte oft mit Füssen getreten
werden», ergänzt er. Nicht zuletzt habe die Debatte um den ehemaligen
Nationalspieler Mesut Özil und seinem Foto mit dem türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gezeigt, dass wir «nichts Dringenderes
im Fussball brauchen als Werte, die mit Leben gefüllt werden müssen». Im
DFB gehe es hingegen vor allem ums Geld.
Vorbild gegen Rassismus
Die Profi-Spieler selbst sollten viel mehr in Kontakt mit
gewöhnlichen Menschen kommen und «am Leben teilnehmen», anstatt an ihren
freien Turniertagen «an der Playstation zu sitzen», sagt Lange. «Werte
müssen gelebt werden – in der Gruppe, in der Mannschaft.» Dazu gehörten
Vertrauen, Versprechen und Solidarität. Auch gegen Rassismus in den
Vereinen müsse vorgegangen werden. «Da kommt vom DFB leider nur
peinliches Schweigen, während von den Fans Fairness und Respekt auf den
Rängen erwartet wird.» Die christlichen Fans könnten dabei helfen,
Konflikte in der Fan-Szene zu regulieren. «Die Vorbildwirkung der
christlichen Fans ist hierbei keinesfalls zu unterschätzen», sagt der
Experte.
Was im weltlichen Umfeld kaum denkbar wäre, geht auf christlicher
Ebene: Zweimal pro Saison laden die Dortmunder und die Schalker Christen
zu einem gemeinsamen Gottesdienst ein. «'Tod und Hass dem BVB' singen
wir nicht mit», sagte Anke Ballhausen vom Vorstand des Vereins «Mit Gott
auf Schalke» im Gespräch mit pro vor zwei Jahren. Auch Schiedsrichter
oder gegnerische Spieler beschimpften sie nicht. An Weihnachten
verteilen beide Clubs Geschenke an die Ordner und die Polizisten im
Stadion, berichtete sie.
«Tora et labora»
BVB-Fanclub zu Gast beim HSV
Viele christliche Vereine haben den Namen «Totale Offensive» von den
Dortmundern übernommen. Der Präsident des Vereins «Totale Offensive
Köln», Roland Junge, sagte im vergangenen Jahr dem Domradio: «Jedes Mal,
wenn wir uns treffen und ein Spiel schauen, ist vorher normalerweise
ein Gebet angesagt.» Ebenfalls in Köln ansässig ist der Verein «Tora et
labora» (etwa: «Schiesse Tore und arbeite»), der sich bereits 1999
zusammengefunden hat und nach eigenen Angaben die «frömmsten Fans» aus
Köln versammelt. Das erste Gebot diese Vereins lautet: «Du sollst keinen
anderen Verein neben dem FC haben!»
In Hannover formierten sich christliche Fans unter dem Namen «These
96», und in Leipzig beten die «Holy Bulls» gemeinsam für den Sport, die
Fans und die Spieler. Anfang August feierten sie die Einsegnung ihrer eigenen Kapelle
am Stadion in Leipzig. Erstmals genutzt wird sie am 2. September, wenn
RB Leipzig gegen Fortuna Düsseldorf spielt. Die «Holy Bulls» haben sich
2012 zusammengefunden, zwei Jahre später ist daraus ein offizieller
Fanclub geworden.
Im Jahr 2003 gründeten drei gläubige Jungen im Alter von 15 Jahren
den ersten christlichen Fanclub des VfB Stuttgart, die «Stuttgarter CVJM
Buaben». Dem gehören mittlerweile rund 200 Mitglieder an. Seit 2010
gibt es auch beim Nürnberger «Club» einen offiziellen Fanclub, der zur
«Totalen Offensive» gehört.