Ist Gott an der WM interessiert?

Deutsche Kirchen ermutigen zum Gebet für WM-Titel

Die Sportbeauftragten der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland ermuntern Christen, für ihre Lieblingsmannschaft zu beten. Was soll das bringen? Hat Gott überhaupt ein Interesse, in das WM-Geschehen einzugreifen? Ein Kommentar von Florian Wüthrich.
Fussball-Fans jubeln (Bigstock: 64608637)

«Lieber Gott, bitte mach, dass Deutschland die WM gewinnt.» Während der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien ist gut vorstellbar, dass Gebete dieser Art millionenfach gen Himmel geschickt werden. Besonders in Deutschland, wo das seelische Wohlbefinden so stark an den Erfolg der Nationalmannschaft geknüpft ist. Dennoch überrascht die Empfehlung der evangelischen und katholischen Kirche, für den Weltmeistertitel der Deutschen zu beten.

Beten für eine gute Sache

Sportbischof Jörg Michael Peters von der Deutschen Bischofskonferenz findet es positiv, wenn Christen für einen WM-Sieg beten. Beten für eine gute Sache dürfe man immer, sagt er gegenüber dem «Pro Medienmagazin». Auch die Evangelische Kirche EKD sieht kein Problem damit, für die Lieblingsmannschaft zu beten, weil Gott sicher damit umzugehen wisse, so Bernhard Felmberg von der EKD.

Mischt sich Gott in das WM-Geschehen ein?

Wenn die Gebetsunterstützung tatsächlich über Sieg oder Niederlage entscheiden würde, müsste wohl Gastgeber Brasilien bereits mit einem Bein im Final stehen. Aber dann wäre wohl die Schweiz auch nicht zum späten Siegtreffer gegen Ecuador gekommen (in Ecuador leben über 70 Prozent katholische Christen). Und dass Ghana, das vor dem Spiel gegen die USA mit christlichen Liedern auf den Lippen in das Stadion in Natal einlief, 1:2 verlor, passt schon gar nicht in dieses Bild (oder wurde in Amerika wirklich so viel gebetet?).

Schon nach wenigen Gruppenspielen an der WM in Brasilien muss der Fussballbeobachter eingestehen, dass keine Logik erkennbar ist. Nun wissen Christen ja bereits aus der Bibel, dass Gottes Gedanken sehr viel höher sind als unsere Gedanken (Jesaja, Kapitel 55, Verse 8 und 9), aber hier könnte ein anderer theologischer Ansatz zielführender sein…

Gott liebt die Eigenkreativität der Schöpfung

Auch wenn einige Fans ihren Gemütszustand direkt an ihr Fussballteam knüpfen, dürfte Gott das Resultat eines sportlichen Wettkampfs relativ egal sein (auch wenn er das Resultat bestimmt bereits kennt). Was bei Gott im Vordergrund steht, ist die Freude an der Schöpfung, wie sie Daniel Frick in seinem Kommentar auf «www.pro-medienmagazin.de» formuliert: «Die Bibel beschreibt die hohe Eigenständigkeit und Eigenkreativität der Schöpfung – die nicht immer zum Besten dient, aber auch soweit führte, ein hinreissendes Spiel namens Fussball zu erfinden.»

Sieg oder Niederlage – was passiert in den Herzen?

Lassen Sie uns den Gedanken, wie Gott an der WM eingreifen und lenken könnte, noch etwas weiterspinnen. Seit es die Menschen gibt, hat Gott ein zentrales Interesse: das Herz von uns Menschen. Er will in Gemeinschaft mit uns kommen und wie ein Vater unsere Herzen formen: «Unsere leiblichen Väter haben uns eine bestimmte Zeit nach bestem Wissen und Gewissen erzogen. Gott aber weiss wirklich, was zu unserem Besten dient. Denn wir sind seine Kinder und sollen ganz ihm gehören (Hebräerbrief, Kapitel 12, Vers 10).»

Vor diesem Hintergrund sollte es für uns Christen möglich sein, den nächsten Spiele unserer Lieblingsmannschaft mit einer gewissen Gelassenheit entgegen zu schauen. Ob unser Team gewinnt oder verliert – er kann beide Gefühlsextreme nutzen, um in unserem Herz und auch in jenem der Spieler und Fans das Richtige zu bewirken.

Datum: 18.06.2014
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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