Fussball: In der Kreisklasse punkten – auch als Christ

Bernd Popp (links) und Matthias Kerschbaum (rechts) – die Autoren von «Der Fussballgott in der Kreisklasse».
Händeschütteln – gehört einfach zum Sport.
Jööööhhhhh, so herzig – das Buchcover ist aufstiegsverdächtig.

Der Ball reicht ihm fast bis an die Knie, dem Knirps auf dem Buchcover. Das Buch «Der Fussballgott in der Kreisklasse» gibt „Otto Normalfussballer“ Anregungen wie er den christlichen Glauben beim Kampf um die aufgeblasene Lederkugel ausstrahlen kann.

Christen sollen sich mehr um den Fussball kümmern, meint Matthias Kerschbaum. «1,2 Millionen Jugendliche im Alter von 7 bis 14 Jahren spielen Fussball. Das Engagement von Christen unter Fussballern ist aber sehr gering.»

In dem Buch nun, das Kerschbaum zusammen mit Bernd Popp veröffentlichte, geben verschiedene Autoren Ratschläge für eine Fussball-Jugendarbeit und Tipps, wie Christen einen positiven Einfluss auf den Fussball kriegen können.

Gott und «Ashton Villa»

Die Autoren wollten aber nicht auf der WM-Welle reiten. Ihr Anliegen sei kein Strohfeuer. «Fussball ist ein starkes Stück Leben», habe Bischof Huber von der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) gesagt. Die Autoren selbst sind in der Jugend-Fussballarbeit sowie in Kirchgemeinden tätig. Kerschbaum erwähnt ein interessantes Detail: «Mehrere Fussballvereine haben ihren Ursprung in kirchlichen Initiativen, zum Beispiel die Borussia Dortmund, Ashton Villa oder Celtic Glasgow.»

«Lukas vor, noch ein Vers»

Matthias Kerschbaum verweist auf einen Bibelvers aus dem Lukas-Evangelium (Kapitel 19, Vers 10). «Dort steht, dass man das retten soll, was verloren ist.» Damit seien nicht immer die Teams auf den Abstiegsplätzen gemeint, sondern Leute im Fussball allgemein. Der habe eine «Religiosität angenommen. Die Menschen suchen nach Halt. Wir als Christen bieten Antworten.»

Ein anderes Buch trägt bereits den Titel «Fussballgott» und portraitiert gläubige Stars. «Der Fussballgott in der Kreisklasse» dagegen wendet sich an die Kicker in den unteren Ligen. Nach den Worten von Kerschbaum können nicht nur Profis über ihren Glauben sprechen. «Man kann auch im eigenen Team die Mitspieler zu kirchlichen Events einladen. Im Fussball trifft man Menschen wie wir selbst in ihrem alltäglichen Umfeld.»

Leseprobe

Das Copyright auf dem Text liegt bei «Buch und Musik ejw-Service GmbH». Der Verlag hat freundlicherweise den Abdruck des folgenden Kapitels gestattet. Die Zwischentitel finden sich nicht im Original.

«Tritt drauf, der zappelt noch» – auch auf dem Platz den richtigen Ton finden

Angriff abgewehrt –der Aussenverteidiger des SV Weissach hat sich den Ball erkämpft. Jetzt gilt es schnell auf Angriff umzuschalten. Er passt mir den Ball auf die linke Aussenbahn. Rasch versuche ich einen Tempogegenstoss einzuleiten. Ich spiele den Ball an der Aussenlinie an meinem Gegenspieler vorbei. In diesem Augenblick werde ich brutal von der Seite niedergetreten. Ein versuchtes „Teckling“ ohne Chance auf Erfolg! Der Ball ist für den Gegenspieler in unerreichbarer Entfernung. Von Fairness keine Spur. Knallharte Realität auf dem „schönen Grün“. Was folgt ist ein Beispiel der so genannten „Rudelbildung“! Und ich mittendrin.

Ich springe auf und nehme mir den Übeltäter zur Brust. Die Emotionen kochen über. Ich bin sauer, weiss ich doch genau um das unsportliche Motiv dieses Fouls und weise ihn lautstark und wild gestikulierend darauf hin: „Lass doch diesen Blödsinn, Junge. Was soll denn das!“. Dies geschieht direkt vor unserer Auswechselbank. Einer unserer Auswechselspieler muss von den anderen zurückgehalten werden, als er den Gegenspieler angehen will.

Warum dieser Aufruhr? Wohl deshalb, um den Gegenspieler auf sein unfaires Spiel aufmerksam zu machen. So jedenfalls bei mir! Dieses „Teckling“ war unfair und das bringt mich auf die Palme. Das muss vom Schiedsrichter bestraft werden.

„Ihr seid anders“

Einige Wochen später spricht mich der damals aufgebrachte Auswechselspieler bei unserer Weihnachtsfeier an: „Du Thomas. Jetzt muss ich dir da mal was sagen. Irgendwie bewundere ich dich und Ralf (ein anderer Christ in unserer Mannschaft), wie ihr mit euren Gegenspielern umgeht.“ Ich bin erstaunt. Ich bin nämlich schon ein harter Brocken und wie gesagt diskutiere ich gerne und viel auf dem Platz und habe dafür sogar schon gelbe Karten kassiert. Ich frage nach, was er denn damit meint. „Ihr geht mit euren Mitspielern irgendwie anders um, als wir anderen.“ Ich frage nochmals nach, und zu meinem Erstaunen meint er es wirklich positiv. Er beobachtet bei uns etwas, was ihn erstaunt und irgendwie beeindruckt.

Ich bin überrascht, denn ich hätte nie gedacht, dass mein Verhalten in solch einer emotional geladenen Situation etwas Positives ausstrahlen könnte. Aber er hat es so erlebt. Ich habe mit Ralf darüber gesprochen und weiter darüber nachgedacht, was wohl dieses Andere sein kann, das durch uns hindurch nach aussen strahlt.

Merkwürdige „Spässe“

In der Tat herrscht auf dem Fussballplatz und in den Zuschauerrängen ein rauher Ton. Nicht selten fällt in aufgeladenen Situationen das eine oder andere unüberlegte und derbe Wort. In meiner Juniorenzeit erinnere ich mich an einige Mitspieler, die sich daraus einen Spass machten: „M.... fahr die Sense aus, der Mann, der muss ins Krankenhaus“ oder „Tritt drauf, der zappelt noch“. Wie gesagt als Spass gedacht, doch auf dem Platz wird dies häufig purer Ernst.

Immer wieder nehme ich wahr, dass sich die Kritik nicht in erster Linie auf das konkret geschehene Unrecht bezieht. Ein harmloses Foulspiel wird dann zur Chance, einmal richtig über den anderen herzuziehen. Dies ist keine konstruktive Kritik, sondern dient dazu, den anderen niederzumachen. Oft überlagern Vorurteile oder persönliche Abneigungen gegenüber dem Gegenspieler das Miteinander, und aus einer Kleinigkeit entsteht ein undurchschaubares Rudel mit heftigen Streitereien und Verletzungen.

„Liebet eure Gegner“

Gegen eine solche Kritik aus rein persönlicher Rachsucht richtet sich Jesus unter anderem mit dem Gebot zur Feindesliebe im Matthäusevangelium. In Kapitel 5,43 sagt er: „Liebt eure Feinde und betet für eure Verfolger ...“ Er knüpft dabei am alttestamentlichen Gebot zur Nächstenliebe im 3. Buch Mose an und dehnt dieses auch auf die Feinde aus. Jesus wäre jedoch falsch verstanden, wenn aus diesem Gebot abgeleitet werden würde, dass ein Fussballer sich alles Unrecht, was ihm sein Mitspieler antut, zu dulden oder er ihn dafür gar zu lieben hätte. Das wäre ein Missverständnis.

Denn sehr wohl richtet sich Jesus gegen das Unrecht (Matthäus 18,15: „Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein.“). Jedoch widerstrebt ihm jegliche Rachsucht. Der von Jesus gebotenen Feindesliebe wird dort Folge geleistet, wo sich unsere Kritik gegen das geschehene Unrecht richtet und nicht gegen die Person an sich. Kritik, die das Ziel hat, das Recht und den Frieden untereinander wiederherzustellen, ist also von Jesus gewollte Kritik.

Jesus Gebot zur Feindesliebe nimmt den Nächsten als Menschen in den Blick. Es will zu einem fairen und friedlichen Miteinander helfen und will nicht das Unrecht des anderen unter den Deckmantel des Schweigens verpacken. Wenn man dies mit dem zum Einstieg beschriebenen Beispiel vergleicht, dann wird ein Unterschied in der Konfrontation mit dem Gegenüber erkennbar. Mein Ziel war es, auf das unmittelbar geschehene Fehlverhalten des Gegenspielers hinzuweisen. Mir ging es um das unfaire „Teckling“, nicht darum, dass ich sein Gesicht nicht leiden kann oder ich mit ihm eine andere Geschichte auf dem Platz austragen will.

Dies hat mir mein Mitspieler dann beim erneuten Nachfragen bestätigt. Für ihn liegt der Unterschied darin, dass wir in unserer Kritik auf konkretes Unrecht hinweisen und nicht die ganze Person abgeurteilt und verletzt wird. So bleibt trotz harter (Sach-)Kritik ein würdevoller Umgang mit dem Gegenspieler möglich.

Unrecht beim Namen nennen

Übrigens kennt neben Jesus auch das mosaische Gesetz diesen positiven Umgang mit Kritik. Einen Vers vor dem Gebot zur Nächstenliebe in 3. Mose 19,17 heisst es: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, [...].“ Auf konkretes Unrecht hinweisen aber die Person liebevoll im Blick behalten – das möchte ich aus der Bibel lernen, und so ist die Beobachtung meines Mitspielers zu einer wertvollen Erfahrung für mich geworden.

Es ist genial, als Christ im Fussballverein zu spielen. Manchmal spricht Gott durch uns zu den Mitspielern, allein durch unser Verhalten und Auftreten, das als Christ von biblischen Werten bestimmt ist. Nicht nur Gespräche mit Fussballkollegen sind wichtig, sondern auch das bewusste Leben mit christlichen Werten auf und neben dem Platz. Bei der Suche nach christlichen Werten ist die Bibel ein sehr wertvolles Buch.

Für uns als Christen im Sportverein ist es wichtig, das eigene Verhalten zu hinterfragen und sich selbst immer wieder hinterfragen zu lassen. Es gibt so manches zu kritisieren. Jesus macht uns in der Bergpredigt in Matthäus 7,1-6 darauf aufmerksam, bei aller Kritik am Verhalten der anderen nicht blind für unser eigenes Unrecht zu werden. Die Bibel nennt das Unrecht Sünde. Jesus hasst die Sünde, aber er liebt den Sünder. Er liebt den Sünder so sehr, dass er bereit war, am Kreuz alles Unrecht zu tragen und dadurch die Lebensperspektive der Vergebung schenkt.

Grosse und kleine „Leuchten“

Auf unserem Weg zu dieser neuen Lebensperspektive ist es notwendig, dass uns Jesus ebenfalls immer wieder auf unser Unrecht hinweist. In der intensiven persönlichen Beziehung zu Jesus werden wir sensibel und lernen zu erkennen, wie Jesus uns in unserem Gewissen anspricht oder er uns durch andere Christen Geschehenes vor Augen stellt. Für Jesus gibt es keinen hoffnungslosen Fall. Von dieser Zuwendung leben wir als Christen. Als Christen leben wir aus der Vergebung. Und dieses Geschenk, diese Befreiungstat Christi, gibt uns eine kraftvolle neue Lebensperspektive. So werden wir zum „Licht der Welt“ (Joh 8,12), das auch dann nach aussen scheinen kann, wenn wir es für unmöglich halten.

Aus der Vergebung zu leben, hilft offen zu werden für Kritik, und befähigt uns, mit unseren Mit- und Gegenspielern kritisch umzugehen. Eben so, dass wir sie auf geschehenes Unrecht hinweisen, aber sie als Person nicht verurteilen oder gar als von Gott geliebtes Kind entwürdigen.

Aus der Vergebung zu leben hilft uns, unseren Fussballkollegen so zu begegnen, wie Jesus Christus Menschen begegnet ist.

Aus der Vergebung zu leben hilft, um einander das Vergeben zu lehren. Es muss nicht dabei bleiben, dass man sich aufgrund von Verletzungen auf dem Platz aus dem Weg geht und gar einen Bogen um den anderen macht. Getreu dem Motto: „Das werde ich dir nie verzeihn.“

Das Verhalten Jesu macht uns Mut, einander auf geschehenes Unrecht hinzuweisen und dabei trotzdem achtungsvoll miteinander umzugehen.

Die Vergebung „begiessen“

Ich habe da bei meinen Fussballkollegen etwas Hilfreiches entdeckt. Kommt es im Eifer des Gefechts schon mal vor, dass man sich das ein oder andere unschöne Wort auf dem Platz an den Kopf wirft, so schafft man es doch, danach im Sportheim wieder gemeinsam ein Bier zu trinken. „Komm, lass uns ein Bier trinken.“ Bei meinen Fussballern ist dies die Form, sich wieder aufeinander zuzubewegen und Vergebung zu leben.

Ich wünsche uns als Christen im Sportverein und in unseren christlichen Gemeinden, dass wir aus der uns zuteil werdenden Vergebung von Jesus immer wieder versuchen, auch auf andere vergebungsbereit zuzugehen. Ich wünsche uns, dass Jesus uns den Mut schenkt, Unrecht in sachlich guter Art und Weise anzusprechen, und wir so den richtigen Ton auf und neben dem Platz im Umgang miteinander finden.

Der Grosse Spielleiter

Bei all unseren Bemühungen können wir wissen, dass Gott jeden unserer Mit- und Gegenspieler kennt und liebt. Er hat das Ruder fest in der Hand. Ich wünsche uns, dass wir auch als Christen im Sportverein uns jeglicher Kritik stellen und lernen, in konstruktiver Art und Weise unsere Mit- und Gegenspieler zu kritisieren. Ich bin Gott dankbar, dass er damals an der Aussenlinie durch mein Verhalten in meinem Mitspieler auf der Auswechselbank etwas angestossen hat, und bitte Gott, dass er noch viele Begegnungen schenkt, in denen sein Licht durch uns nach aussen tritt.

Mir hilft es, wenn ich mir vor dem Training oder vor einem Spiel ein paar Augenblicke Zeit nehme, um mit Jesus zu reden und ihn zu bitten, dass er mich auch jetzt wieder zu einem kritikfreudigen und vergebungsbereiten Christen macht, dass er mir die Augen öffnet, wo er mich auf oder neben dem Platz gebrauchen will.

Hier ein paar Tipps, die beim Umgang mit Kritik helfen können:

- Du brauchst und kannst nicht perfekt sein. – Jeder Mensch macht Fehler und darf deshalb kritisiert werden. Genauso gilt: Jeder Mensch hat das Recht, dich auf Unrecht anzusprechen.
- Lass den anderen ausreden! – Hör dir die Kritik zuerst an, bevor du versuchst, dich zu verteidigen.
- Formuliere Verständnisfragen! – „Habe ich dich richtig verstanden?“ Bleibe nicht beim Rechtfertigen oder Verteidigen stehen.
- Lerne, dich an konstruktiver Kritik zu freuen! – Ernst gemeintes Feedback anzunehmen kostet Überwindung, aber es kann helfen, das eigene Auftreten zu verbessern.

Hier ein paar Tipps, die helfen können, bei Kritik den richtigen Ton zu treffen:

- Formuliere subjektiv! (Ich habe den Eindruck, das Gefühl...; mir hat das gefallen, nicht gefallen, ...).
- Nimm auch Positives wahr und spreche es an!
- Beschreibe, was dir im Verhalten des anderen aufgefallen ist! Versuche dieses Verhalten nicht zu schnell zu bewerten und zu interpretieren.
- Gib deinem Mit- bzw. Gegenspieler die Möglichkeit zum Reagieren/Antworten!
- Kritisiere immer sachbezogen, so dass der andere weiss, auf welche Situation du anspielst!
- Kritisiere möglichst konkret! Versuche nicht ins Verallgemeinern und Pauschalisieren abzurutschen.
- Kritisiere konstruktiv! Denn das ist Kritik, die hilft, es in der Zukunft besser zu machen.

Datum: 10.08.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service