Aus den Slums zum Weltstar

zeR
Zé Roberto
David Kadel

Der Brasilianer José Roberto Da Silva, genannt Zé Roberto, spielte bisher bei Bayer Leverkusen und wird in der kommenden Saison für Bayern München unter Vertrag stehen. Er ist in den Slums von São Paulo mit einem ständigen Kampf ums Überleben aufgewachsen. Es gibt grösste Schwierigkeiten, die Familie zu ernähren. Als der Vater sie plötzlich verlässt, beginnt seine erstaunliche Geschichte:

Wir wohnten in den Favelas von São Paulo. Viele Fussballfans können sich kaum vorstellen, dass hochbezahlte Fussballer aus so armen Gegenden kommen, aber die ersten Jahre meines Lebens waren tatsächlich ein Kampf ums tägliche Brot. Wir waren zu Hause zu siebt, unsere Wohnung war ziemlich mickrig, und wir hatten noch nicht einmal genug zum Essen. Wenn wir Kinder etwas Süsses wollten, haben wir uns die Bonbons einfach mit Zucker in der Pfanne selbst gemacht. An unserer Haustüre lehnte immer eine alte Gasflasche, weil wir uns kein neues Schloss leisten konnten. Geld für Fussballschuhe gab es natürlich auch nicht, und so wurde ich schon früh zum echten Barfuss-Kicker mit Ballgefühl.

Als ich zehn Jahre alt war, verliess mein Vater unsere Familie. Das war ein grosser Schock, und hat bei uns allen einen ziemlichen Knacks hinterlassen. Meine Mutter musste uns von nun an alleine versorgen. Und ich begann zu klauen. Am Anfang war es harmlos, hier und da mal was zum Essen, Orangen und Kekse - eben alles, was gut in die kleine Hosentasche passte. Dann hiess es: Gas geben, um von der Bildfläche zu verschwinden. Meine Schnelligkeit auf dem Platz habe ich wohl noch aus dieser »Sprinter-Zeit«.

Eines Tages gerieten zwei meiner Freunde in die Drogenszene. Wenig später musste ich eine der schrecklichsten Erfahrungen meines Lebens machen. Meine Freunde wurden beide von der Polizei erschossen.

Meine Mutter hat mir in dieser Zeit sehr geholfen. Sie hat mich getröstet und mir klar gemacht, was für eine Zukunft ich in einem solchen Umfeld hätte. Sie hat mich immer wieder zum Bolzplatz geschickt und gesagt, dass ich dort besser aufgehoben wäre als auf der Strasse. Ich habe damals entschieden, mich von Drogen und Kriminellen fernzuhalten, und das war meine erste gute Entscheidung als kleiner Junge.

Weil wir so arm waren, wusste meine Mutter irgendwann nicht mehr weiter und suchte Hilfe. Eines Tages passierte etwas sehr Aussergewöhnliches. Meine Mutter war nach langer Zeit wieder in eine Kirche gegangen, um sich für einen Moment zu besinnen. Als sie nach Hause kam, schien sie irgendwie verändert zu sein. Sie erzählte uns von einer merkwürdigen Begegnung mit Gott, die sie dort gemacht hatte. Sie sprach von Gottes Liebe für uns, und dass wir jetzt alle auf Jesus vertrauen sollten. Natürlich haben wir das damals nicht so ganz begriffen. In Brasilien sind die Menschen alle sehr spirituell und erzählen auch sehr oft von Geistererfahrungen. Aber bei meiner Mutter schien das etwas Anderes zu sein. Von diesem Zeitpunkt an beobachtete ich sie sehr genau. In den folgenden Tagen konnte ich sehen, wie der Glaube an Jesus ihr Leben wirklich veränderte. Sie wurde viel ruhiger und gelassener, und der Glaube schien ihr Kraft zu geben. Es wirkte beinahe, als ob irgend jemand auf unsere Familie aufpassen würde, denn einige Dinge liefen von nun an besser für uns.

Wenn ich anfangs auch sehr skeptisch war, bin ich, je mehr ich sah, wie glücklich meine Mutter auf einmal war, sehr neugierig geworden, was es denn mit diesem Jesus auf sich hat. Bis zu diesem Moment hatte ich mit Gott nie etwas am Hut gehabt. Also fing ich dann eines Tages einfach damit an, in der Bibel zu lesen. Ich habe darin entdeckt, dass Gott nicht nur unser Vater sein will - der Vater den ich nicht hatte -, sondern, dass er etwas Besonders mit meinem Leben vorhat. Mir wurde klar, dass ich bei Gott Kind sein darf, und er als liebender Vater immer für mich da ist. Er möchte nicht, dass ich irgendwelche Formeln zu ihm spreche, sondern ich kann ihm einfach alles erzählen, was ich auf dem Herzen habe, wie einem besten Freund. Ich war in meiner Jugend immer sehr besorgt um unsere Mutter gewesen und machte mir viele Gedanken um die Probleme, die wir hatten, doch je mehr ich über Gott nachdachte, desto leichter wurde mir ums Herz. So habe ich also angefangen, mit Gott zu reden, nicht nur, wenn es mir schlecht ging, sondern auch in guten Zeiten, um ihm für so viel Schönes im Leben zu danken.

Die Josefs-Geschichte im Alten Testament ist eine meiner absoluten Lieblingsgeschichten. Solche Geschichten geben mir Kraft und Mut. Josef hat sein Vertrauen auf Gott nie verloren,

selbst als er unschuldig im Gefängnis landete. Und er hat dazu noch die Grösse gehabt, seinen Brüdern, die ihn nach Ägypten in die Sklaverei verkauft hatten, zu vergeben. Josef ist ein echtes Vorbild für mich - so wie er möchte ich leben.

Das Wichtigste im Glauben ist, dass man sich von Gott geliebt weiss, so wie man ist. Das ist die Grundlage meines Glaubens, und das gibt mir Kraft für alle Situationen im Leben. Denn gerade als Profifussballer bist du ständig gefordert, du brauchst immer wieder neue Kraft für die vielen Spiele. Mein Lieblingsvers in der Bibel (Philipper 4,13) handelt von einer besonderen Kraft: »Ich kann alles durch den, Jesus Christus, der mich mächtig macht.«

Der Text ist leicht gekürzt dem Buch von David Kadel, Fussball- Gott, entnommen. FussballGott“ heisst ein Buch von David Kadel, das gerade auf den Markt gekommen ist. Gibt es einen Gott im Fussball? Dieser Frage geht der Autor nach und führt den Leser dabei durch die Stadien der Bundesliga. Und mancher Profi berichtet dabei darüber, wie er im Laufe seiner Karriere Gott auch im Fussball begegnet ist. So erzählt u.a. der Schalker Asamoah über sein Gottvertrauen, als bei ihm eine schwere Herzkrankheit festgestellt wurde oder der Stuttgarter Adhemar sagt: Gott ist treu. Der Bildband ist durchgängig farbig mit vielen Fotos. Er kostet 17, 95 Euro und ist beim Verlag Gerth Medien erschienen (ISBN 3-89437-764-X).

Wer wird Fussball-Weltmeister?

David Kadel: Die Brasilianer haben die besten „Prediger“ in ihren Reihen. Zum Beispiel Lucio mit seinem „100 % Jesus“-Hemd.

Kann man denn auch über Abseitsfalle und Tore „predigen“?

Karl-Heinz Rummenigge hat einmal gesagt: „Unsere Spieler kennen immer noch nicht den Unterschied zwischen der Vierer-Kette und einer Fahrradkette.“ Ich glaube, dass sich manche Trainer wie unverstandene Prediger vorkommen, wenn sie zum x-ten Mal die Taktik für das bevorstehende Spiel erklären und am Ende doch jeder macht, was er will.

Sie haben die „Prediger der Bundesliga“ zusammengetrommelt, um ein Buch mit Ihnen zu schreiben...

Es gibt spannende Geschichten, die erzählt werden müssen. Gerald Asamoah mit seiner Herzkrankheit, Taribo West als Streetfighter in den Strassen von Lagos, oder Adhemar, der als Fussballer in die Drogenszene abrutschte. Wenn dann Gott ins Spiel kommt, dann weisst du, dass es dran ist, diesen faszinierenden Stoff zu sammeln.

Wieso heisst das Buch eigentlich „FussballGott“?

Das Buch habe ich zusammen mit den Spielern für die Fans geschrieben, und das ist eben deren Sprache. Wobei die gläubigen Spieler sich viel mehr über den Fangesang: „Jesus-Christus-Fussball-Gott“ freuen würden, schliesslich hat Gott den Fussball erfunden.

Hat er?

Klar, er hat doch schon vor der Sintflut zu Noah gesagt. „Geh in den Kasten, ich mach Sturm.“

Witzigkeit kennt keine Grenzen...

Mit Sicherheit muss Gott viel über uns Menschen lachen, vor allem dann, wenn selbst hartgesottene Atheisten in der 89. Minute anfangen für ein Fussballwunder ihres Clubs zu beten. Mal ganz im Ernst: Hätten sie gedacht, dass ein Club wie Schalke 04 einmal eine Kapelle ins Stadion einbauen würde?

Jetzt wollen wir aber doch noch wissen, wer Weltmeister wird?

Ich liebe Aussenseitertipps und setze eine Kiste Sprudel auf mein Lieblings-Team Dänemark!

Quelle: aus dem Buch "Fusball Gott" von David Kabel, gekürzte Fassung

Datum: 16.06.2002

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service