Als Ringer holte Kurt Angle im Jahr 1996 Olympia-Gold. Daneben war er
ein prominenter WWE-Wrestler und mehrfacher Champion. Doch hinter der kräftigen
Fassade trug er einen weiteren Kampf aus: jenen gegen Alkohol und Drogen…
Kurt Angle (Bild: Instagram)
Durch seine
Olympia-Goldmedaille im Freistilringen im Jahr 1996 wurde Kurt Angle
weltbekannt – denn er holte sich dieses Edelmetall mit einem gebrochenen
Genick. Im Wrestling
gehörte er in der WWE-Organisation zu den prominentesten Kämpfern.
Doch hinter der schillernden
Fassade verbarg sich ein Mann, der – gleich wie sein Vater – gegen die Sucht
kämpfte.
«Meine Familie war
der Leichtathletik sehr verbunden», erinnert sich Kurt Angle. «Wenn man in der
Angle-Familie kein grosser Sportler war, war man nicht sehr wichtig. Es war
also das Einzige, woran ich mich als sehr kleines Kind klammerte. Ich wollte in
etwas der Beste sein.» Gleich wie seine Brüder stieg er in den Ringsport ein.
Vater war immer da
– der Alkohol auch
Seine Brüder waren
sehr gut, Kurt fühlte sich unter Druck, weil – anders als bei Team-Sportarten –
alles von einem selbst abhing. «Diese Angst musste ich überwinden. Ich wollte
so gut sein wie meine Brüder, aber ich war es nicht.»
Sein Vater sei ein
guter Vater gewesen. «Was die Fürsorge für uns betraf, war er sehr verantwortungsvoll.
Aber er hatte ein Problem – er war Alkoholiker.»
Toll sei gewesen,
dass er nie eine Sportveranstaltung seiner Kinder verpasste. «Er ging direkt
von der Arbeit zu dem Ereignis, das wir hatten, und schaute es sich an.» Dann
ging er nach Hause und trank.
«Ich konnte nicht
wirklich viel Zeit mit ihm verbringen.» Kurt war das sechste von sieben Kindern.
«Als ich fünfzehn Jahre alt war, starb mein Vater bei einem Bauunfall. Ich
kannte meinen Vater nicht wirklich. Er war nicht sehr anhänglich,
sondern ruhig und blieb für sich selbst.»
Alles geopfert
Kurt stieg er zu
einem phänomenalen Ringer auf. Zweimal brach er sich das Genick, 1996 kurz vor den Olympischen Spielen und erneut 2003.
«Es klingt
verrückt, aber ich wusste, dass ich alles opfern würde, um da draussen zu sein
und an Wettkämpfen teilzunehmen. Wenn man ein gebrochenes Genick hat, wenn die
Bandscheiben im Nacken in die Wirbel hineinragen, ist es schwer, einen Arzt zu
finden, der einen für das Ringen freigibt. Also musste ich einen Arzt
überzeugen, mich freizugeben.»
Unter anderem habe er zehn oder zwölf
verschiedene Novocain-Spritzen in den Hals gekriegt, um bei den Olympischen Spielen mitmachen zu können. «Während des
Wettkampfs habe ich nichts gespürt. Eine Stunde später war der Schmerz
entsetzlich.»
Dabei sein ist alles…
Er habe nicht an
die langfristigen Schäden gedacht. «Ich war bei den Olympischen Spielen dabei, und das
ist alles, was ich je tun wollte. Wäre ich 1996 nicht dabei gewesen, weiss ich
nicht, ob ich es 2000 geschafft hätte. Also beschloss ich, dass ich es tun
würde, ob es mich umbringt oder nicht, ob ich querschnittsgelähmt werde oder
nicht.»
Zuletzt holte Kurt
Angle Olympia-Gold. Doch er habe viel
zu viel Druck auf sich selbst ausgeübt. Er begann, Schmerzmittel zu nehmen und
wurde süchtig danach. Die Dosen wurden erhöht, er sei die meiste Zeit high
gewesen.
«Der Alkohol kam,
als ich die Schmerzmittel überstanden hatte. Ich wollte wieder dieses
Hochgefühl haben.» Nach der Arbeit begann er zu trinken. «Ich habe kopiert, was
mein Vater tat.»
«Wegen dir bin ich
nicht glücklich»
«Erst 2013
beschloss ich, clean zu werden, und zwar deshalb, weil meine Frau mich
verlassen wollte. Sie sagte: 'Ich kann das nicht mehr und ich will dein Geld
nicht. Ich will einfach nur ein Leben ohne Drogen oder Alkohol führen. Ich
möchte glücklich leben. Und ich bin nicht glücklich wegen dir.'»
Kurt Angle begann
eine Reha. Er hatte Angst, alles loszulassen. «Das Einzige, worüber ich mir
Sorgen mache, war: Was ist, wenn ich als Versager Ende? Was, wenn ich nicht
sauber bleiben kann?»
«Gott, ich will
kein Versager sein»
Kurt betete in der
Reha jeden Tag: «Gott, bitte, ich will kein Versager sein. Ich will nicht hier
rauskommen und wieder dahin zurückgehen, wo ich war. Ich will vorankommen. Ich
will vorwärtskommen.»
Er habe jeden Tag
gebetet. «Und ich habe weiter gebetet, weil es nicht einfach ist, sauber zu
bleiben.» Seine Beziehung zu Gott wuchs.
Ganz hingegeben
Nun ist er seit
sieben Jahren clean. «Mein Leben hat sich also aufgrund meiner Beziehung zu
Jesus Christus dramatisch verändert, weil ich mich ihm ganz hingegeben habe,
anstatt nur einen Teil von mir.» Denn schon in früheren Jahren hatte er eigentlich
an Gott geglaubt, aber gleichzeitig seine Sucht «gepflegt».
Heute sagt er: «Ich
kann nicht glauben, dass ich all die Jahre nicht zugehört habe. Es hat bis in
meine Vierziger Jahre gedauert, um zuzuhören und zu verstehen. Jetzt höre ich
auf jedes Wort, das er sagt, und es hilft mir, mit meinem Leben umzugehen und
zu verstehen, was ich tun muss, um mein Leben besser zu machen.»