Manche
Forderungen von Jesus erscheinen knallhart. Was meinte er damit, als er von
seinen Jüngern forderte, Eltern, Partner und Kinder zu hassen? Und: Ist das am
Ende vielleicht mehr als nur eine Forderung?
Es gibt Aussagen von Jesus, die mit Sicherheit
schon manchen Leser schockiert und abgestossen haben. So lesen wir
beispielsweise in Lukas, Kapitel 14, Vers 26: «Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen
Vater und seine Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu aber
auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.»
Wenn unser Bild vom Glauben nicht mit Jesus
übereinstimmt
Sätze wie «letztlich geht es um Liebe» und «das
Wichtigste ist die Familie» hört man heute oft, und kaum jemand will da
widersprechen. Dagegen liegen die Bedingungen von Jesus, um sein Jünger sein zu
können, ziemlich quer. Was meinte er damit, dass wir Eltern, Kinder und sogar
das eigene Leben hassen müssen, um sein Jünger zu sein? Mit dieser Aussage
passt Jesus nicht gerade ins landläufige Bild eines «netten Christentums».
Bevor wir zu verstehen versuchen, was genau Jesus
mit seinen Worten gemeint hat, müssen wir uns vom Verständnis des «netten
Christentums» verabschieden. Wer Jünger von Jesus sein will, muss dessen
Beschreibung eines solchen akzeptieren, und an dieser Stelle liegt diese den gesellschaftlichen
Werten diametral gegenüber.
Fordert Jesus wortwörtlich zum Hassen auf?
Das Wort «hassen» wird in der Bibel zuweilen
offensichtlich überspitzt benutzt. So lesen wir beispielsweise in Römer, Kapitel 9, Vers 13:
«Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.» Damit wird die Tatsache
unterstrichen, dass Gott Jakob seinem Bruder Esau vorzog. Auch in ähnlichen
Stellen steht der Empfänger von Hass in Bezug zu einer anderen Person, die eine
Vorrangstellung erhält.
Mit den Worten «lieben» und «hassen» wird also eine
Priorisierung betont. Entsprechend forderte Jesus in obiger Aussage nicht
wirklich dazu auf, die eigenen Familienangehörigen zu hassen, sondern
beansprucht die absolute Priorität in unserem Leben. Ein Jünger stellt Jesus
also eindeutig vor Eltern, Partner und Kinder.
Der Anspruch von Jesus bleibt hoch
«Dann ist ja alles gut», sagt nun jemand erleichtert.
«Jesus hat das mit dem Hassen nicht so gemeint. Alles easy.» Tatsächlich
scheinen an dieser Stelle viele Christen aufzuatmen und ignorieren damit,
was Jesus wirklich sagen wollte. Doch die Botschaft ist klar: Wer ein Jünger von
Jesus sein will, muss ihm den ersten Platz in seinem Leben einräumen und alle(s)
andere zurückstellen – Eltern, Ehepartner, Kinder und sich selbst.
Wer bei Jesus Kompromisse macht, um seiner
Familie (oder sonst jemandem) zu gefallen, kann kein Jünger von Jesus sein. Dasselbe
gilt für diejenigen, welche eigene Ziele und Wünsche über den Willen von Jesus
stellen.
Auf Konfrontationskurs mit Selbstverwirklichung
und Menschenfurcht
Mit den Ansprüchen an seine Jünger geht Jesus auf
Konfrontationskurs mit gesellschaftlichen Werten. Gerade bei Selbstverwirklichung
und Selbstbestimmung, die heute als höchste Werte gehandelt werden, hält Jesus voll
dagegen. Seine Jünger sind anders und stellen seinen Willen über jegliche
gesellschaftlichen Werte.
Es ist unmöglich, unsere eigene Ziele zu
verfolgen (egal, wie fromm wir diese zu verkaufen versuchen) und gleichzeitig
ein Jünger von Jesus zu sein. Denn ein solcher «hasst» sein eigenes Leben im
Vergleich dazu, wie sehr er seinen Erlöser liebt und sich ihm verschenkt.
Genauso unmöglich kann jemand ein Jünger von Jesus sein, der sein Leben an
Werten und Wünschen von Partner, Familie oder Gesellschaft ausrichtet. Jesus
fordert bei seinen Jüngern absolute Vorrangstellung.
Es geht nicht (nur) um Forderungen und
Bedingungen
Der Anspruch von Jesus, im Leben seiner Jünger absoluten
Vorrang zu haben, sollte aber nicht (nur) als knallharte Forderung verstanden
werden. Millionen von Jüngern bezeugen nämlich, dass dies für sie weniger Opfer
oder Akt der Selbstaufopferung, sondern vielmehr Freude und Privileg ist. Wer
Jesus persönlich kennenlernt und seine Liebe empfängt, hat eine bis dahin
unvorstellbare Freude und Lebensqualität. Für diese Person gibt es nichts Grösseres,
als Jesus nachzufolgen. Die Aussage von Jesus ist dann nicht primär als
Bedingung und Forderung zu verstehen, sondern vielmehr als Beschreibung eines
Jüngers.
Wer
Jesus kennt, der liebt ihn und vertraut, dass seine Wege und Pläne die Besten sind.
Er will das Beste für uns und auch für unsere Angehörigen. Je mehr wir ihm
vertrauen, dass er alles gut machen wird, desto leichter fällt es uns, ihm die
absolut oberste Priorität in unserem Leben einzuräumen. Wer Jesus kennt, wird
ihn gerne über seine Familie und auch über sich selbst stellen. Dieses ganz
reale Erkennen von Jesus befähigt dazu, ein Jünger zu sein.