Glaube in der Medizin

30 Jahre Stiftung GRS: Einst belächelt – heute Vorreiter

Vor 30 Jahren wurde die Stiftung GRS gegründet. Ziel war zu erforschen, welchen Einfluss der Glaube auf die körperliche Gesundheit eines Menschen hat. Damals belächelt, hat sich daraus ein erhellender Forschungszweig in der Schweiz entwickelt.
René Hefti, Präsident Stiftung GRS und Leiter des FISG (Bild: zVg)

«Die Stiftung GRS – das steht für Glaube, Religiosität und Spiritualität – wurde 1991 gegründet, damals von Dr. Kurt Blatter in Zusammenhang mit der Arbeit der Klinik SGM», erinnert sich Dr. René Hefti, Präsident der Stiftung GRS sowie Leiter des Forschungs-Instituts FISG, welche das Hauptorgan der Stiftung ist. «Die Klink versucht, den Glauben und die Spiritualität in die medizinische, therapeutische Arbeit zu integrieren.»

Bei der Stiftung GRS ging es darum, den Aspekt des Glaubens auch wissenschaftlich zu erforschen, erklärt René Hefti. «Am Anfang gab es eine Arbeitsgruppe, die sich intensiv mit der Frage von Glaube und Medizin beschäftigt hat. Da waren auch Wissenschaftler dabei, zum Beispiel von der Universität Bern, damals Leiter der psychiatrischen Polyklinik.»

Wichtig war später die Gründung des Forschungsinstituts im Jahr 2005. «Man merkte, dass die Stiftung ein aktives Organ braucht, an dem ich wesentlich mitwirken konnte. Ich sah, wie in den USA auf diesem Gebiet geforscht wird und das konnten wir auch in die Schweiz und nach Europa bringen.»

Eine helfende Kraft

Es wurden Forschungs-Workshops organisiert, unter anderem mit Harold Koenig aus den USA, der in einer Studie aufzeigte, dass gläubige Menschen rund sieben Jahre länger leben.

Eigene Forschungsarbeiten folgten, «zum Beispiel wie der Glaube und die Spiritualität das Ergebnis der psychiatrischen Behandlung beeinflusst. Da sahen wir, dass der Glaube eine Kraft ist für unsere Patienten, der ihnen hilft, schwierige Lebenssituationen, auch Krankheitssituationen zu bewältigen, das konnte vielfach gezeigt werden.»

Der Glaube könne auch ein Belastungsfaktor sein, da wo er mit Angst besetzt ist, wo strafende Gottesbilder vorherrschen. «Auch das muss im klinischen Kontext thematisiert werden.»

Positive Emotionen gefördert

Weitere Ergebnisse sind, dass der Glaube positive Emotionen fördert, wie zum Beispiel die Dankbarkeit. «Wir waren erstaunt, wie depressive Patienten immer noch dankbar sind. Wir stellten fest, dass der Glaube grundsätzlich die Dankbarkeit fördert und auch in psychischen Krisen immer noch wirksam ist.»

Weitere Ergebnisse wurden in der Stressforschung gewonnen. «Wir sahen, dass der Glaube ein Stresspuffer ist. Dass Patienten, die im Glauben verankert sind, weniger intensiv auf Stress reagieren und sie da einen Schutz gegenüber Stress-Reaktionen haben.»

Nicht mehr belächelt

1991 war das Themenfeld exotisch, es war unbekannt und löste gegebenenfalls ein Lächeln aus. «Mittlerweile ist daraus ein Themengebiet, ein Fachgebiet, ein akademisches Forschungsgebiet geworden. In Zürich gibt es einen Lehrstuhl für Spiritual Care und in Basel gibt es einen Master-Abschluss auf diesem Gebiet.»

Mit der Uni Basel konnte gerade ein Projekt in Gang gebracht werden, in welchem es um den Glauben, positive Emotionen und Sinnhaftigkeit in Bezug auf die Entwicklung von koronaren Herzerkrankungen geht.

Herz-Erkrankung kann entgegengewirkt werden

«Bei der koronaren Herzerkrankung weiss man, dass es viele Einflussfaktoren gibt. Die klassischen sind hohe Blutfette, Bluthochdruck, familiäre Belastungen und so weiter. Man stellte auch fest, dass es auch psycho-soziale Einflussfaktoren gibt, wie eine Depression. Mittlerweile sah man aber auch, dass es Schutzfaktoren gibt, dazu gehört auch Sinnorientierung und spirituelle Verankerung – und diesen Bereich wollen wir speziell erforschen.»

Es gebe schon viele Studien zum Thema «Herz und Spiritualität». «Es wäre spannend, diese mal in einem Handbuch zusammenzustellen, das ist ein Altersprojekt von mir. Dieser Forschungsbereich ist noch völlig im Fluss. Es ist ein zentrales Thema, weil gerade die Herzkrankheiten nach wie vor die Todesursache Nummer 1 sind – wenn man da die Sterblichkeit verbessern könnte, wäre das ein grosser Gewinn für die Medizin.»

Zu den wichtigen Eckpfeilern gehören auch Kongresse mit Teilnehmern aus dem europäischen Raum, «der letzte Kongress wurde durchgeführt zum Thema Alter, Spiritualität und Gesundheit und der nächste wird über seelische Gesundheit und Spiritualität sein. Hierbei geht es darum, die wissenschaftlichen Erkenntnisse auszutauschen und weitere Projekte in Gang zu setzen.»

Zur Webseite:
Stiftung GRS

Zum Thema:
Arzt und Forscher René Hefti: Gottesbeziehung ist heilsam
«Spiritual Care» wird wichtiger: Der Glaube ist bei körperlicher Heilung ein wichtiger Faktor
«Spiritual Care» wächst: Spiritualität in den Spitalalltag integrieren

Datum: 27.08.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service