Der
Pastor und Bio-Bergbauer Stephan Maag züchtet Schafe und erlebt dabei in seinem
Alltag packende Parallelen zum geistlichen Leben. In dritten Teil dieser Livenet-Serie
berichtet er über die Geburt der Lämmer – und was dies mit unserem geistlichen
Leben zu tun hat.
Im Frühling kommen auf dem Bauernhof bei
uns in den Bergen die Lämmchen zur Welt. Im Herbst davor geht der Bock zu den
Auen und nach ein paar Monaten Schwangerschaft «lämmern» die Schafe. Das ist
immer ein wunderschöner Moment. Wenn man am Morgen zur Türe
hereinkommt, hört man schon, ob es ein neues Lämmchen gegeben hat oder nicht.
Schon in der Luft spürt man die
Geburt. Es bewegt uns Hirten und Schäfer, wenn man diese kleinen Lämmer zum
ersten Mal auf dem Arm hält. Ein Schaf, das bald ein Kleines zur Welt bringt,
sondert sich jeweils ein paar Tage zuvor etwas von der Herde ab und sucht
sich einen ruhigen Platz.
An die richtige Stelle geführt
Wenn ein Schaf «lämmert», ist dies
immer ein heikler Moment. Bei der Geburt kann etwas schief gehen, zum Beispiel,
dass das Kleine nicht rauskommen kann oder dass es nicht in der Lage ist, zu trinken.
Darum ist es für uns als Schäfer ein
schwieriger Moment. Die Frage ist immer, ob wir eingreifen oder das Schaf
selbst machen lassen. Damit sie bald selbst gehen können, müssen die Lämmer möglichst
bald – innerhalb einiger Stunden – Muttermilch trinken.
Diese Milch hat viele Nähr- und
Abwehrstoffe, damit das Tierchen Kraft erhält. Sonst besteht die Gefahr, dass
es elendiglich eingeht. Manchmal findet ein Lämmchen die Zitze nicht, dann
«setzt man es an», man nimmt es und führt es vorsichtig und langsam an die
richtige Stelle. Man hält es an die Zitze der Mutter und muss schauen, dass die
Mutter – und man selbst – ruhig bleibt, so dass das Lämmchen saugen kann.
Lustig ist, dass sobald das Kleine saugt, sich sein Schwänzchen im Kreis zu
drehen beginnt, wie ein kleiner Propeller, und es gibt ein schönes
Schmatzgeräusch.
Meistens klappt es und es ist dann
umso schöner, wenn man das Schmatzen hört und sie so ins Leben starten können.
Wenn das Lämmchen die Zitze nicht gleich findet, muss man mehrfach probieren, manchmal
ist es eine Geduldsache. Wenn es dann geklappt hat, durchfliesst einen ein
Freudengefühl.
Zwei Sprachen in wenigen Tagen
Stephan Maag
Einzigartig bei Schafen ist, dass wenn
ein Lämmchen zur Welt kommt, die Mutter ein ganz eigenes Schmatzgeräusch macht – es
ist eine Art Sprache, welche die Mama mit dem Kleinen spricht. Nach ein paar Tagen ist
dies bereits vorbei und dann Blöcken sie miteinander.
Es sind jeweils besondere Momente.
Früh kommt man in den Stall, riecht das Stroh und vernimmt dieses besondere
Geräusch. Dadurch höre ich jeweils sofort, dass ein neues Lebewesen da ist, weil eine Mutter durch dieses leise Schmatzen mit dem Kleinen kommuniziert.
Die Reinheit des Lämmchens
Durch diese Geburt kann ich vieles
über Gott lernen – die Reinheit des Lämmchens: Wenn man es auf dem Arm hat,
wird die Seele weich. Es ist so unschuldig.
So ist es in unserem Leben mit Jesus.
Jesus ist das Lamm Gottes und er zahlte für all unseren Dreck. Wenn ich ein solches
Lämmchen auf dem Arm habe, denke ich: «Wow, Jesus hat alles bezahlt. Alles ist
vergeben.»
In Offenbarung Kapitel 5, Vers 12 lesen wir,
dass Jesus für alles bezahlt hat: «Gewaltig ertönte ihre Stimme: 'Allein dem
Lamm, das geopfert wurde, gehören alle Macht und aller Reichtum. Ihm allein
gebühren Weisheit und Kraft, Ehre, Herrlichkeit und Anbetung!'»
Alles ist bezahlt
Das Lamm Jesus hat alles bezahlt. Und
es ist gut so. Ich bin rein. Die ganze Last, der ganze Dreck, was auch immer in
deinem Leben passiert ist – Jesus hat bezahlt und wir dürfen das
als Gläubige in Anspruch nehmen: Wir sind rein durch Jesus.
Wenn die Lämmchen trinken, brauchen
sie die Milch zum Leben und so brauchen auch wir immer diese Nahrung, Gottes
Wort. Oder Menschen, die frisch zum Glauben kommen, benötigen Begleitung von jemandem, der mit ihnen die Bibel liest und der sie entdecken lässt, was
wichtig ist. Die Bibel spricht auch von Jüngerschaft. Kirche ist Gemeinschaft,
wo man Menschen hineinführt und sie selbst ihre Erfahrungen machen können.
Und wie stärken wir unseren Glauben
mehr und mehr? Das geht so, wie in 1. Petrus Kapitel 2, Vers 2 beschrieben: «So wie ein
Säugling nach Milch schreit, sollt ihr nach der reinen Milch – dem Wort Gottes
– verlangen, die ihr benötigt, um im Glauben zu wachsen.»