Fachtagung zu Heilung

Wenn ein Güterzug die Seele überfährt

«Heilung ist möglich..., aber wenn sie ausbleibt?» Mit dieser Frage setzten sich gegen 500 Christen am 20. Juni 2019 in Sursee auseinander. Organisiert wurde die Tagung vom Verein Glaube und Behinderung, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert.
Podiumsgespräch an der Tagung in Sursee mit Daniel Hari, Andreas Zimmermann und Christoph Marti.
Debora Sommer ist Theologin, Autorin und Referentin.
Markus Müller, Heilpädagoge und Heimpfarrer

«Ich spreche nicht nur als Theologin, sondern auch als Betroffene zu euch», hielt Debora Sommer fest. Sie hat erlebt, dass ihr Schwiegervater auf übernatürliche Weise von Bauchspeicheldrüsenkrebs geheilt wurde und ihr Mann durch ein Erlebnis am Sterbebett seiner Schwester zum Glauben an Jesus Christus fand. Die Dozentin und Autorin selbst wartet jedoch seit Jahren auf Heilung von chronischen Schmerzen und depressiven Zuständen. Das Thema Heilung sei unter Christen umstritten – weshalb also nicht in einen Dialog treten und voneinander lernen?

Jesus heilte nicht alle

«Sowohl Gesundheit wie auch Krankheit können als Rahmenbedingungen angesehen werden», hielt Sommer fest. Durchkreuzte Pläne durch gesundheitliche Einschränkungen müssten dann keine Endstation sein, sondern könnten zu einer Neuorientierung führen. Jesus habe nicht alle Menschen geheilt, denen er begegnet sei. Am Teich Bethesda ist nur von einer Person die Rede. Auch die Apostel konnten nicht alle heilen, und Paulus wurde sein Leiden nicht los, erhielt jedoch den Hinweis, dass Gottes Kraft gerade in der Schwachheit mächtig sei. Dorothea Trudel in Männedorf (1813-1862) hatte die Gabe, physisch und psychisch Kranke zu heilen. «Doch etliche der im Heilungsdienst Tätigen starben an einer Krankheit», zeigte die Referentin auf. Das Streben nach Heilung dürfe nicht das Streben nach ewigem Heil verdrängen, mahnte sie. «Wenn Jesus heilte, ging sein Bezugsrahmen stets über die körperliche Heilung hinaus.»

Andere Schätze entdecken

plädierte für einen mündigen Umgang mit Begrenzung und Schwäche. «Wir brauchen die Versöhnung damit», forderte er auf. «Kann es sein, dass da, wo die Welt sieht, wie wir mündig mit Begrenzung und Schwäche umgehen, uns viel mehr geglaubt wird, als wenn wir sie beseitigen?» Müller wies auf die Schönheit von Begrenzung und Schwäche hin, weil genau dort Gemeinschaft entstehe, nicht in der Stärke. «Hoffnung heisst, in den Verheissungen Gottes verankert zu sein.» Unser Bestreben, Schwäche zu beseitigen, könnte Gott die Chance nehmen, unter uns wirksam zu sein. Er forderte die Zuhörenden auf, Räume der Wahrheit, Hoffnung und Barmherzigkeit zu schaffen. Denn Begrenzungen könnten dazu führen, die Schätze des «inneren Menschen» zu entdecken.

Nichts ist unmöglich

Das Podiumsgespräch mit Daniel Hari, Evangelist und Autor, und dem blinden Pastor Christoph Marti zeigte auf, dass Gott keine Lieblingskinder hat, die er vor Leid verschont. Haris erste Frau starb innerhalb von vier Monaten an Bauchspeicheldrüsenkrebs und hinterliess vier Teenager. Auch Marti, damals Vater eines kleinen Jungen, verlor seine Frau durch Krebs. Später erkrankte er selber daran, heute ist seine zweite Frau betroffen. Er sagte: «Wer immer auf Heilung hofft, kann oft die Situation nicht annehmen.» Man solle beten, aber Gott überlassen, was er daraus mache. Trübsal heisse, der Blick sei getrübt. Doch der Heilige Geist sei auch ein Tröster, der helfe, die Einstellung zu verändern. «Wo habe ich Gottes Eingreifen erlebt, aber gar nicht wahrgenommen?»

Daniel Hari hat sich entschlossen Gott zu vertrauen, egal, wie der Krankheitsverlauf ausgehen würde. Doch er gesteht: «Man weiss nie, wie man reagiert, wenn ein Güterzug die Seele überfährt. Es ist reine Gnade, dass ich nicht verbittert bin.» Er hatte nur noch die halbe Kraft, hätte als alleinerziehender Vater aber die doppelte gebraucht. «Da hat Gott mich durchgetragen, trotzdem war der Schmerz grausam.» Zudem erlebte Hari, dass Gott ihm Frieden schenkte in seiner körperlichen Sehnsucht als Mann nach seiner Frau. Er war versucht, sich pornografische Bilder anzusehen, erkannte jedoch, dass er dadurch lediglich seinen Schmerz vergessen wollte. Auch mit dieser Herausforderung dürfe man sich an Gott wenden.

Zehn Vertiefungsseminare beleuchteten weitere Aspekte zum Thema. Sie waren restlos ausgebucht. Organisiert hatten den Anlass der Verein Glaube und Behinderung GuB und das Bildungszentrum christliche Begleitung und Beratung bcb. Der GuB feiert sein 30-jähriges Bestehen. Es war die letzte von Andreas Zimmermann geleitete Tagung.

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Datum: 27.06.2019
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: idea Schweiz

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