Je länger, desto Segen

Warum es gut für uns ist, in unserer Gemeinde zu bleiben

Manches in unserem Leben kann sich erst im Laufe der Zeit entfalten. Dafür sind Geduld und Bewahren nötig, damit wir uns wirklich weiterentwickeln.
Gebet in der Gemeinde

Und einer der Wachstumsfaktoren ist das verbindliche Bleiben in einer Kirche oder Gemeinde.

Als Gegenbild des bodenständigen Gemeindemitglieds wird oft eine besondere christliche Spezies bemüht: der «Schmetterlingschrist». Wie das bunte Flattertier bewegt er sich von Blume zu Blume. Angelockt von neuen Formen, vollmächtigen Predigern, inspirierendem Lobpreis und spannenden Events wechselt er regelmässig zwischen verschiedenen Gemeinden hin und her.

Doch die meisten Christen ticken anders: Sie suchen eher ein geistliches Zuhause als den neuen «Kick». Sie brauchen nicht die aus dem Zusammenhang gerissene Ermahnung zu guten Werken, «indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen» (Hebräer, Kapitel 10, Vers 25). Hilfreicher erscheinen hier die Hinweise des Pastors und Autors Karl Vaters. Er identifiziert sieben Vorteile, die das Bleiben in der eigenen Gemeinde hat – in guten wie in schlechten Zeiten.

Eine Bemerkung vorab: Die folgenden Argumente zeigen Wachstumsmöglichkeiten durch das Bleiben in einer mehr oder weniger hilfreichen und positiven Gemeindeumgebung. Sie stellen keine unbedingte Aufforderung zum Aushalten dar! Es gibt destruktive Situationen, die Christen verlassen sollten.

1. Sie entwickeln tiefe Beziehungen

Für die meisten Menschen ist es interessant und schön, neue Kontakte zu bekommen. Doch dies ist kein Ersatz für alte Freunde und gute Bekannte. Für Menschen, die Sie bereits seit Jahren begleiten. Und diese Beziehungen brauchen Zeit, um tief, gut und tragfähig zu werden. Ob in der Kirche oder ausserhalb: Es gibt keine Abkürzung beim Aufbau echter Freundschaft und Jüngerschaft.

2. Sie finden heraus aus eigenen Teufelskreisen

Wenn Sie regelmässig Ihr Umfeld wechseln, bleibt dies anregend und neu für Sie. Doch weil sich alles um Sie herum ändert, müssen Sie selbst sich nicht ändern. Bevor Ihre eigenen Ecken und Kanten so richtig auffallen, sind Sie ja schon wieder weg… Natürlich ist persönlicher oder geistlicher Stillstand auch möglich, wenn Sie bleiben, doch tatsächlich fällt er eher auf, wenn Sie in Ihrer Gemeinde bleiben und – siehe oben – dort gute und tiefe Beziehungen zu anderen pflegen und ihnen erlauben, in Ihr Leben hineinzusprechen.

3. Sie legen eine Basis für andere

Menschen brauchen Menschen, auf die sie bauen können. So wie Sie selbst höchstwahrscheinlich Vorbilder haben, die Ihnen im Glauben weitergeholfen haben, sind auch Sie ein Beispiel für die nächste Generation. Solch ein Vorbild muss übrigens gar nicht perfekt sein. Es geht vielmehr darum, dass Sie zuhören, fördern, nachfragen, beten und – da sind. Wenn die Fluktuation in einer Gemeinde allerdings zu gross ist, kann dies kaum geschehen.

4. Sie können echte Veränderungen anstossen

Von jungen oder neuen Gemeindemitgliedern erwartet man Änderungsvorschläge. Allerdings meistens, um sie abzulehnen: «Weisst du, die Idee ist ja nicht schlecht, aber wir hier bei uns machen das so…». Natürlich ist es nicht sinnvoll, jeden Änderungswunsch direkt umzusetzen, aber völliges Ablehnen führt zur Erstarrung. Wenn Sie schon eine ganze Weile in Ihrer Gemeinde sind, können Sie solche Anregungen aufnehmen und verstärken. Sie wissen, was in den letzten 14 Jahren passiert ist. Welche Erfahrungen gegen den Vorschlag sprechen. Und warum er trotzdem sinnvoll sein kann. Werfen Sie Ihre Einsichten und Ihr langjähriges Engagement in die Waagschale – Sie werden etwas bewegen.

5. Sie helfen einer gesunden Gemeinde, noch gesünder zu werden

Eine junge Kirche oder Gemeinde wirkt frisch und lebendig. Aber zu einer gesunden Gemeinschaft gehört, dass ihre Mitglieder im Laufe der Jahre lernen, mit Schwierigkeiten und Herausforderungen auf der Grundlage ihres Glaubens umzugehen. Diese Erfahrungen sind nötig – und es ist genauso nötig, sie über die Jahre hinweg zu bewahren, damit nicht jede Begegnung mit einem Problem zur Erstbegegnung wird. Auch hier ist es hilfreich, wenn Sie sich als jemand einbringen können, der schon eine Weile in der Gemeinde ist.

6. Sie entdecken Probleme und können Sie lösen

Völlig zu recht hält Karl Vaters fest: «Es gibt keinen Ersatz für den Blick der Weisheit und Erfahrung.» Damit sind keine Senioren gemeint, die jedes Gemeindeproblem mit einem «Das habe ich kommen sehen» kommentieren. Gemeindeleben ereignet sich zwischen Berufung und Geistleitung, zwischen Versuch und Irrtum. Doch wenn Sie schon eine Weile in Ihrer Gemeinde sind, dann kennen Sie viele Situationen bereits. Dann haben Sie eigene Fehler gemacht, die andere nicht unbedingt noch einmal machen müssen. Wenn Sie freundlich und offen mit Jüngeren in der Gemeinde darüber reden, dann kann ein echter Transfer von Weisheit geschehen. Und wieder ist die Bedingung, dass auch solche in der Gemeinde da sind, die Konstanz und Weisheit hineinbringen.

7. Sie haben Anteil an generationsübergreifendem Wachstum

Der Traum von Gemeinde beinhaltet oft schnelles Wachstum. Doch die Realität von Gemeinde sieht anders aus: Entweder geschieht das zahlenmässige Wachstum langsam oder das geistliche – meistens dauert beides verhältnismässig lange. Wenn Sie sich nicht nur für kurze Zeiträume in einer Kirche oder Gemeinde investieren, dann werden Sie diese langfristigen Entwicklungen wahrnehmen. Dann sehen Sie, wie aus einem Bäumchen ein Baum wird. Dieses generationsübergreifende Wachstum von Gemeinden ist kein Versagen, es spiegelt vielmehr Gottes Ewigkeitsperspektive wider. Karl Vaters fasst dies so zusammen: «Das Beste im Leben geschieht nicht in Eile. Es braucht Zeit. Aber es ist den Aufwand wert.»

Zum Thema:
Schöner leben: Kann man Geduld lernen?
Mehr als viele Leute: Was ist eine lebendige Gemeinde?
Masterarbeit von IGW-Student: «Ich bin weg»: Warum Jugendliche Gemeinden verlassen

Datum: 01.12.2018
Autor: Hauke Burgarth / Karl Vaters
Quelle: Livenet / Christianity Today

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