Wege zu gesundem Glauben

Fünf fromme Lügen, die viele Christen glauben

«Du sollst nicht lügen» gehört zu den bekanntesten Aussagen der Bibel. Und das neunte Gebot bezieht sich nicht nur auf Betrug und Halbwahrheiten im Geschäftsleben. So manche Aussagen, die ausgesprochen oder unausgesprochen unseren Glauben bestimmen, sind bei näherem Hinsehen einfach falsch. Lüge. Und dementsprechend schädlich für den Glauben.
Frauenhände auf Bibel neben Notizbuch

Die folgende Liste erhebt – leider – keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Doch gerade die fünf Punkte darin sind weit verbreitet. Und ihre Auswirkungen sind oft fatal: Lügen wie diese hier verletzen uns als Personen, verkrüppeln unseren Glauben, beschädigen unser Gottesbild. Dabei spielt es keine Rolle, ob uns die Lüge von aussen erzählt wird oder ob wir sie uns selbst einreden.

1. Gottes Liebe hängt von unserem Verhalten ab

Das Leben ist ein Geben und Nehmen. Und schnell übertragen wir das auf Beziehungen und auch auf die Beziehung zu Gott. Wenn wir etwas von ihm wollen (Liebe), dann müssen wir auch etwas liefern (Gutes tun). Mit dieser Haltung denken wir höher von uns selbst, als es die Bibel tut. Sie unterstreicht sehr realistisch: «Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer» (Römer 3,12 und Psalm 14,3). Und sie schreibt das nicht als Vorwurf oder Handlungsaufforderung, sondern als Grundlage für Gottes Liebe. Gott weiss, dass wir regelmässig hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben. Und das ist kein Problem für ihn.

Wir sind seine Kinder, weil er uns liebt. Wir können seine Liebe nicht verdienen. Wir können sein Wohlwollen nicht verdienen. Mit nichts! Und wenn wir uns auf dieser Denkstrasse bewegen, dann sollten wir sie schleunigst verlassen. Denn in Gottes Augen sind wir (jetzt schon!) wunderbar. Und nichts, was wir tun oder lassen, wird daran etwas ändern.

2. Gott hasst Zweifel und Zorn

Das hört sich zunächst einmal folgerichtig an. Unsere Familie und unsere Umgebung würden sich jedenfalls angegriffen fühlen, wenn wir sie infrage stellten und zornig auf sie wären. Doch auch hier führt der Gedanke «Wie viel mehr dann Gott …» in die Irre. Die Psalmen zeigen zahlreiche Beispiele, wo solche negativen Gedanken geäussert werden. Dort ist Raum für Zorn und Zweifel – und längst nicht jedes Mal finden sie ihre Auflösung in einem abschliessenden «doch am Ende wurde alles gut …» (siehe z.B. Psalm 88). Offensichtlich kann der allmächtige Gott besser mit Zorn und Zweifel umgehen als wir. Er weiss, dass das Leben hart sein kann. Und er kennt unsere Grenzen.

Zweifel sind also kein Ausschlusskriterium, sie sagen uns vielmehr: «Willkommen im Club.» Wir brauchen sie also nicht zu bekämpfen, sondern wir können sie problemlos mitbringen, wenn wir zu Gott kommen.

3. Es gibt Sünden, die schlimmer sind als andere

Keine Frage: Sünde ist nicht in Ordnung. Doch das Einteilen in schlimme und nicht ganz so schlimme Sünden wäre zweifellos die «schlimmste Sünde», wenn es sie gäbe … Solches Einteilen steckt Menschen in zwei Schubladen: Die einen von uns haben keine «schlimmen» Sünden begangen. Wir konnten sie bisher vermeiden oder hatten noch keine Gelegenheit dazu – doch wir tendieren gern dazu, diejenigen zu verurteilen, die nicht so glücklich waren. Die anderen von uns haben die sogenannten «schlimmen» Sünden begangen. Wir haben unsere Jungfräulichkeit vor der Ehe verloren. Wir haben Probleme mit dem Alkohol. Und unser Gewissen und die schiefen Blicke der ersten Gruppe zeigen uns: «Gott muss sehr böse auf uns sein. Wir sind definitiv nicht gut genug.»

Natürlich gibt es Schuld mit schlimmeren Folgen und grösseren Konsequenzen. Wenn wir jemanden umbringen, dann ist er tot – und wir kommen in der Regel ins Gefängnis. Da sind die Folgen und Konsequenzen bei einem Kaufhausdiebstahl oder beim Tratschen über andere Gemeindemitglieder meist deutlich geringer. Und doch sind beides Sünden. Und die Bibel unterstützt den Gedanken an keiner Stelle, dass wir nur eine bestimmte Art von Übertretungen vermeiden müssen und dadurch schon besser sind als andere Menschen. Im Gegenteil. Paulus macht deutlich: «Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte» (Römer 3,23).

Es ist höchste Zeit, mit dieser Rangfolge aufzuhören. Und es wird dem Tod von Jesus am Kreuz nicht gerecht, wenn wir meinen, dass man sich je nach Schwere der Schuld vorne oder hinten anstellen müsste, um Vergebung zu erhalten.

4. Wir dürfen das Evangelium nicht «verwässern»

An dieser Lüge ist viel Wahres. Tatsächlich geht es nicht darum, Gottes Wort nach eigenem Gutdünken anzupassen, Dinge wegzulassen oder zu ergänzen. Doch wenn die Rede aufs Verwässern der Botschaft Gottes kommt, geht es meistens um Äusserlichkeiten, Formulierungen, Sprache – und das sind in der Tat schwierige Akzente. Dann geht es nicht mehr um die Aussage der Bibel, sondern darum, dass sie nur in der Luther- oder Elberfelder-Bibel (hier bitte die eigene Lieblingsübersetzung einsetzen) wirklich Gottes Willen und Wort widergibt. Und plötzlich bekommt altertümliche Sprache einen Heiligenschein aufgesetzt – und die beste Nachricht aller Zeiten wird unverständlich. Wenn wir von Gott reden, dann brauchen wir weder eine fromme Fachsprache noch eine scheinbar heilige, biblische Ausdrucksweise, dann brauchen wir eine Sprache, die ihre Aufgabe erfüllt und in unsere Zeit und Situation hinein kommuniziert.

5. Gott will, dass ich glücklich bin

Das Wort «glücklich» erscheint in der gesamten Bibel nur 11-mal (Luther-Übersetzung). Damit gehört es garantiert nicht zu den zentralen Begriffen der Bibel. Bei näherem Hinschauen sollte uns das auch nicht überraschen, denn Glück ist ein sehr flüchtiger Zustand. Im einen Moment sind wir in absoluter Hochstimmung, doch das ändert sich meist schnell. Glück ist nur in der Gegenwart erfahrbar – festhalten kann man es nicht. Wenn für uns nur die kurzen (und zu geniessenden!) Glücksmomente des Lebens zählen, dann führen die meisten von uns ein armes Leben. Gott reiht sich jedoch nicht ein in die falschen Glücksversprechen um uns herum. Er bietet echte Veränderung im Leben mit beständigen Qualitäten wie «Liebe, Freude und Friede …» (Galater 5,22)

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Datum: 19.09.2016
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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