Allianzgebetswoche 2016

Tag 7: Zu Hause und doch weit weg

Vom 10.-17. Januar stehen Christen auf der ganzen Welt im Rahmen der Allianzgebetswoche zusammen und beten für aktuelle Anliegen. In diesem Jahr steht das Gleichnis des verlorenen Sohnes im Zentrum. Livenet publiziert täglich einen Gedankenanstoss.
Allianzgebetswoche 2018
Zu Hause und doch weit weg / Illustration von Joel Büchli

«Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er antwortete aber und
sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.» Lukas 15,25-30

Heute richten wir den Blick einmal auf uns selbst: Die Gemeinde der Kinder Gottes, die «allezeit beim Vater ist» (V. 31), und doch gleichzeitig innerlich so weit weg von seinem Herzen sein kann. Wir haben diese Woche gestaunt über die Liebe des Vaters, gelitten mit dem Sohn, der hungert. Wir haben gebetet für die, die verloren sind und gejubelt über die Wende und den Neuanfang. Heute nehmen wir uns Zeit, auf unser eigenes Leben zu schauen und zu fragen: Wie nah oder wie fern sind wir selbst eigentlich dem Vater? Und wie nah oder fern stehen wir seinen heimkehrenden Kindern? 

Wo sind wir hartherzig und unbarmherzig geworden?

Christen werden in unserer Gesellschaft heute oft als Spielverderber wahrgenommen, die ständig mit dem Zeigefinger auf andere zeigen. Die Zeigefinger von rechts richten sich auf den Verlust von Werten und eine desolate Familienpolitik, die Zeigefinger von links auf Banken, Firmen und Armeen. Die Haltung aber ist oft die Gleiche. Ganz so, als stünden wir abseits vom Spielfeld und wären nur Zuschauer und Schiedsrichter.

Jesus hat die Geschichte aber eigentlich nicht für die anderen, sondern für uns erzählt. Wir Christen sollen wach werden und umkehren, da wo wir hartherzig und unbarmherzig sind. Wo uns nicht mehr die brennende Liebe zum verlorenen Bruder, sondern das Pochen auf das eigene Recht antreibt. Wo wir ausgrenzen statt willkommen zu heissen. Wo wir verlernt haben, fröhlich zu sein und mit dem Vater zu feiern, und stattdessen nur noch mit Arbeit beschäftigt sind. Und damit, keine Fehler zu machen. Wo wir innerlich mehr von Zorn erfüllt sind als von Dankbarkeit.

Eine nüchterne und ehrliche Selbstschau

Heute sollten wir uns Zeit nehmen für eine nüchterne und ehrliche Selbstschau: Wo sind wir als Christen nicht die Kinder, die das Herz ihres Vaters teilen? Und nicht die Brüder, die wir für die heimatlosen und zurückkehrenden Kinder sein sollten? Und wir sollten dabei darauf sehen, was der Vater tut: Er bittet uns, hereinzukommen. Auch wir sind eingeladen, nach Hause zurückzukehren. Anders als die verlorenen Kinder. Aber genauso dringend. Und mit den gleichen offenen Armen.

Jesus erzählt uns nicht, ob der ältere Bruder diesen Schritt auch wirklich getan hat. Aber wir könnten heute der Geschichte ein anderes Ende geben.

Autor: Guido Baltes, Theologe, Lehrbeauftragter
für Neues Testament

Gebet

Danken
Für das Geschenk, den Vater zu kennen und zur Familie zu gehören. Dass er sich freut an seinen Kindern.

Bekennen
Zu wenig Barmherzigkeit, richtende Haltung

Bitten
Dass die Christen dafür bekannt werden, dass sie mitfühlen und sich auch freuen können.
Dass wir ein Auge haben für die landschaftliche und kulturelle Schönheit und Vielfalt.
Für Israel und für die Länder und Menschen im Nahen Osten
Für die Medien, für alle Berufstätigen

Wichtige Links:

Datum: 16.01.2016
Autor: Guido Baltes
Quelle: Allianzgebetswoche 2016

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service