Saul sucht am folgenden Tag Samuel auf – weil die Esel des Vaters entlaufen sind!
Die Forderung der Leute schlägt dem Propheten Samuel aufs Gemüt: Sie wollen einen König! Damit wird Gott, der sie einst aus Ägypten befreite, in ihrem Leben nicht mehr die Rolle spielen, die ihm zukommt. Was soll Samuel tun?
Nach allem, was die umliegenden Völker durchmachen, ist klar: Auch in Israel wird sich der König wie ein orientalischer Herrscher aufplustern und seine Untertanen ausbeuten – das könnten sie sich sparen. Muss das sein?? Brauchen sie wirklich einen Führer vom Rang eines Königs, um gegen die militärisch überlegenen Philister zu bestehen?
Ein Hof kostet
Ja. Gott macht Samuel klar, dass er sich der Forderung nicht widersetzen soll. „Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass nicht ich König sein soll über sie“, vernimmt Samuel. Der alte Prophet, seit Jahrzehnten Gottes Sprecher unter den Isrealiten, wundert sich, dass Gott nachgibt. Doch gehorsam teilt er dem Volk mit, dass es einen König haben kann – und dass es teuer für seine Forderung bezahlen wird…
Nur – wie wird der König ausgewählt? Soll man einen Wettstreit durchführen und den besten Kämpfer oder gewandtesten Redner küren? In den zwölf Stämmen der Israeliten findet sich kein Geschlecht, für das sich die Herrscherwürde aufdrängt. Die grösseren Stämme werden nicht irgendeinen Emporkömmling akzeptieren. Der künftige Herrscher kann seine Stellung nur festigen durch aussergewöhnliche Taten, Eigenschaften – oder wenn ihn Gott beglaubigt.
Morgen!
Samuel ist gewohnt, auf Gottes Reden zu warten, seit er als kleiner Knabe im Heiligtum von Schilo gedient hat. Gott hat ihn vielfach überrascht. Unvermittelt spricht er: „Morgen um diese Zeit werde ich einen Mann aus dem Land Benjamin zu dir schicken, und du sollst ihn zum Fürsten salben über mein Volk Israel.“ Morgen! Wer wird es sein?
Die Esel im Kopf
Saul heisst der Mann, der am folgenden Tag Samuel aufsucht – weil die Esel des Vaters entlaufen sind! Tagelang haben Saul und ein Bursche nach ihnen gesucht und sie nicht gefunden; „vielleicht kann uns der Prophet den Weg kundtun“, hat der Bursche geraten. Es ist nicht Sauls Idee; er folgt dem Rat. Er kennt Samuel nicht. Darum fragt er ihn, wie er ihm begegnet, nach dem Haus des Sehers. „Ich bin der Seher“, sagt Samuel, „und ihr seid meine Gäste“.
Ein Unbekannter als Herrscher?
Saul hat die Eselinnen im Kopf, der alte Prophet die Königswürde. Gott hat zu ihm gesprochen im Augenblick, da der gross gewachsene Saul vor ihn tritt: Das ist er! Noch nie hat Samuel von ihm gehört; er entstammt einer unbekannten Familie in einem der kleinen Stämme.
Nun beginnt der heikle Teil: Wie macht Samuel Saul klar, was er sein wird, ohne dass dieser durchdreht oder sich verkriecht? Und wie kann der jugendliche Eselsucher zur Persönlichkeit werden, der das ganze Volk Respekt zollt, die alle Stämme dauerhaft über sich akzeptieren? Samuel weiss: Das muss Gott bewirken. Er ist Wunder gewohnt. Und er ahnt: Auch wenn Gott nachgibt, behält er das Heft in der Hand.
Die Geschichte von Samuel und Saul findet sich in der Bibel, im 1. Buch Samuel, ab Kapitel 8.