Jesus und die Esoterikmesse in Bern

Daniel Hari ist evangelischer Pfarrer. Seit vier Jahren hat er sich jedoch auf eine ungewöhnliche Tätigkeit spezialisiert: Inzwischen ist er als freischaffender Esoterikpfarrer tätig. Dies mag verwundern. An der Esoterik interessierte Mitmenschen gelten sonst zum vornherein als natürliche Gegner von Christen. Hari teilt diese Meinung nicht: „Ich durfte in den vergangenen Jahren viele positive Erlebnisse machen, die mich davon überzeugten, dass gerade spirituell interessierte Leute sehr offen sind für Erfahrungen mit dem höheren Bewusstsein. So durfte ich da und dort nicht nur in verschiedenen Kirchen und christlichen Gemeinschaften, sondern auch an Esoterikmessen Referate und Workshops abhalten, in denen ich vor allem einer Frage nachging: Wie kann Jesus als spiritueller Meister und Heiler persönlich erlebt werden? Und wie kann man seine Heilkraft heute noch erfahren?“
Buchcover
Daniel Hari

Vergangenes Wochende hielt Daniel Hari zwei Seminare an der Esoterikmesse in Bern. „Erstaunliche Erfahrungen mit dem Höheren Bewusstsein“ und „Heilen wie Christus - Einführung in Christozentrisches Heilen“ lauteten seine Themen. Am 20. Dezember wird sein Buch mit dem Titel «Heilen wie Jesus» erscheinen. Wir wollten etwas zu seiner Person und zum neuen Buch erfahren.

Jesus.ch: Wie wird man Esoterikpfarrer?
Daniel Hari: Kürzlich hat mich die Tageszeitung «Der Bund» so bezeichnet. An den esoterisch interessierten Mitmenschen liebe ich ihre grosse Offenheit, den spirituellen Fragen des Lebens wirklich auf den Grund zu gehen. Für sie ist das «Göttliche» bzw. Gott kein Tabu. Sie sind echt auf der Suche und sehr offen, häufiger viel offener für Jesus Christus und seine radikalen Ansichten zum Leben als manche Christen. Darum bin ich als Pfarrer gerne unter Esoterikern.

Was motiviert Sie dazu?
Daniel Hari: Ich liebe Menschen, die offen zugeben, dass sie auf der Suche sind. Vor 2000 Jahren hat Jesus viel Zeit verbracht mit Menschen, die Mühe hatten mit der offiziellen Religion. Sie waren am offensten, seine Botschaft aufzunehmen. Sie wollten unbedingt von Jesus geheilt werden, nichts von seinen Reden verpassen. So folgten sie ihm überallhin nach.

Werden sie mit ihrem Stand an den Esoterikmessen nicht als Fremdkörper wahrgenommen?
Daniel Hari: Nein, eher im Gegenteil. Gerade kam kürzlich in Bern ein junges Pärchen auf mich zu. Sie fanden es einfach genial, mitten an dieser Messe einen Pfarrer zu finden, der sich ihren Fragen über Gott und die Welt so offen stellte. Sicher gibt es auch Skeptiker, die sich fragen ob ich wohl zu einer neuen urchristlichen Sekte gehören würde. Doch wer mit mir ins Gespräch kommt, dem wird sehr schnell klar, dass ich freischaffend bin und überkonfessionell arbeite. So bin ich an Esoterikmessen tätig, Landes- und Freikirchen sind für mich ebenso wenig tabu.

Sie weisen in Ihren Vorträgen immer wieder auf ein „höheres Bewusstsein“ hin. Was verstehen Sie genau darunter?
Daniel Hari: In allen Religionen gibt es eine Ahnung vom «Göttlichen», einer schöpferischen Kraft, die hinter allem steht. Anhänger asiatischer Religionen können sich Gott schwer als Vater vorstellen, der sich persönlich um sie kümmern möchte. Ihnen versuche ich zu zeigen, was Jesus meinte als er sagte: «Ich bin der Weg zu Gott, der ein Vater ist».

Viele Esoteriker sind davon überzeugt, sie würden die Leute durch Gott heilen. Wie erkennt man „falsche“ Heiler?
Daniel Hari: Gute und schlechte Heiler erkennt man an ihren Früchten. Nur die Heilerfolge zu werten, ist zu kurzsichtig. Folgende Fragen würde ich mir schon stellen: Wie hoch ist sein Honorar? Arbeitet er mit anderen Fachpersonen zusammen? Bindet er Menschen an sich? Aus welcher Motivation und mit welcher Heilkraft heilt er? Lebt er in einem liebevollen Umfeld? Welche Atmosphäre ist in seiner Praxis, bei seinen Mitarbeitern, in seiner Familie?

Was haben Sie positives in Bern erlebt?
Daniel Hari: Zuerst waren es die vielen gute Begegnungen. Einige Personen haben persönlich Heilung erlebt, zumTeil sind die Resultate noch auszuwerten. Ich bin sehr erfreut, wie gross das Interesse am Buch „Heilen wie Jesus“ ist.

Worum geht es eigentlich genau in Ihrem Buch?
Daniel Hari: Durch die vielen Heilungserfahrungen während meiner Seminare wurde ich ermutigt, mich an dieses Projekt heranzuwagen. Ich hätte früher nie daran gedacht, als Schreiberling tätig zu werden, wenn da nicht eine innere Stimme gewesen wäre, die gesagt hat: "Schreibe dies alles nieder, damit noch viele andere deiner Mitmenschen einen grossen Gewinn davon haben." In diesem Augenblick wusste ich, dass es nicht darum geht, diese Erkenntnisse für mich selbst zu behalten.

Was ist das Geheimnis Ihrer neuen Heilmethode?
Daniel Hari: Jesus gilt unumstritten als grösster Heiler aller Zeiten. Es geht deshalb darum, dass wir von ihm lernen, wie wir wirklich effizient unsere Mitmenschen heilen können. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir heute mehr denn je auf seine Heilkraft angewiesen sind.

Ist Ihr Buchtitel ‚Heilen wie Jesus' nicht ein wenig anmassend?
Daniel Hari: Wie kommen Sie darauf? Jesus hat doch selbst gesagt, dass wir noch grössere Wunder tun werden als er. Also ist es auch möglich, mit seiner Heilkraft heute noch Wunder und Heilungen zu wirken. Ich zeige in meinem Buch anhand von vielen Heilungserfahrungen auf, wie die Heilkraft und Lebensenergie von Jesus praktisch erlebt werden kann. Es geht letztlich darum, dass sich das Höhere Bewusstsein noch stärker entfalten, beziehungsweise die positiven Heilenergien noch effizienter unser Umfeld verändern können. Zudem können die Leser meines Buches anhand der Angaben prüfen, ob sie möglicherweise eine göttliche Berufung zur Heilerin oder zum Heiler besitzen.

Möglicherweise? Also kann nicht jeder diese Fähigkeit entwickeln?
Daniel Hari: Ich rechne tatsächlich damit, dass Gott Berufungen schenkt und wir hier keinen Selbstbedienungsladen haben. Weiter gibt es Personen, die aufgeben werden, sobald es gewisse Schwierigkeiten gibt. Trotzdem bin ich davon überzeugt, wenn jemand aus Motiven der Nächstenliebe heilen möchte und sich ganz eng an die Person von Jesus Christus bindet, wird er diese Fähigkeit entwickeln können.

Jesus hat seinen Jüngern befohlen: Geht, heilt die Kranken!
Obwohl Sie ein evangelischer Theologe sind, schlagen Sie - dort wo es um Heilungen geht - der Kirche gegenüber kritische Töne an. Weshalb?

Daniel Hari: Mir fällt einfach auf, dass die Heilkraft von Jesus Christus damals so stark war, dass alle gesund wurden. Es war durchaus nicht so, dass die Leute Wort für Wort seinen Predigten lauschen mussten, um dadurch geheilt zu werden. Es gab ebenfalls keine Bedingungen oder Forderungen. Man musste weder zuerst die Synagoge besuchen, geschweige denn die Zehn Gebote einhalten, um geheilt werden zu können. Zudem waren Heilungen bei Christus nie die Ausnahme, sondern immer die Regel. An diesem Punkt hat die Kirche noch einiges nachzuholen.

In Ihrem Buch ist oft auch von einem ganzheitlichen Heilen die Rede. Was verstehen Sie darunter?
Daniel Hari: Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Leib. Bei der Methode des Christozentrischen Heilens werden bewusst alle drei Bereiche angesprochen. Ich bin aufgrund meiner gemachten Erfahrungen zutiefst davon überzeugt, dass echte und bleibende Heilungen immer alle drei Bereiche ansprechen müssen.

Nicht jede Heilung ist eine gute Heilung, heisst ein Abschnitt in Ihrem Buch. Was sind die Voraussetzungen für eine gute Heilung?
Daniel Hari: Jesus Christus hat es einmal sehr krass gesagt: Besser mit einem Auge in den Himmel als mit beiden in die Hölle. Wenn ich ihn richtig verstehe, meint er damit, dass sich eine kerngesunde Person in Gefahr sein kann, sich von Gott zu entfernen, andrerseits Krankheit ein sehr klares Signal sein kann, sich an Gott zu wenden. Es geht um Körper, Seele und Geist. Das ewige Leben ist wichtiger, als ein gesundes irdisches Leben.

Sie berichten immer wieder von Menschen die geheilt wurden. Können Sie den meisten Hilfesuchenden helfen? Oder sind es eher Ausnahmen?
Daniel Hari: Da habe ich keine Statistiken erstellt. Wenn ich für Hilfesuchende einen Tag lang Zeit habe, z. B. in einem Omegalive-Kurs und auch das Team genügend gross ist, besteht eine grosse Chance, dass die Mehrheit geheilt werden kann. Es ist nicht immer gleich. Heilungen geschehen manchmal innerhalb von Minuten, manchmal auch über Stunden, Tage oder 2 bis 3 Wochen – je nachdem.

Schwieriger zu beurteilen ist es im Rahmen einer grösseren Abendveranstaltung mit ein paar hundert Menschen. Dort habe ich keinen Überblick mehr. Kürzlich kam in Bern ein Mann auf mich zu und gab sich zu erkennen, dass er vor ca. einem Jahr in einer ähnlichen Veranstaltung geheilt worden war. Der Arzt habe ihm vor einem Jahr gesagt, dass er nie mehr schmerzfrei sein würde nach der Rückenoperation. Nach dem Motto „Nützt’s nüt so schad’ts nüt“, hat er doch seine Hand auf die schmerzende Stelle gelegt, währenddem ich vorne ein Gebet für alle Anwesenden gebetet habe und Jesus Christus hat ihn innerhalb von Minuten geheilt. Erfahren habe ich es erst ein Jahr später. Wieviele nicht geheilt worden sind vor einem Jahr oder auch am diesjährigen Anlass, weiss ich nicht. Erlebte Heilungen weiter zu erzählen – vor allem wenn sie übernatürlich sind – ist immer noch ein Tabuthema in der Schweiz.

Buchtitel: "Heilen wie Jesus"
Verlag: Urs-Heinz Naegeli-Verlag,
CH-7220 Schiers.
ISBN 3-907104-00-5
CHF 24.80
EUR 17.80

Datum: 14.12.2002
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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