Die sexuelle Begierde umwandeln

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Einen Monat nach dem Gespräch mit meinem Freund fing ich an, ein kleines und einfach geschriebenes Buch über die Memoiren von Francois Mauriac mit dem Titel: „Was ich glaube“ zu lesen. Die Beschreibungen zeigten klar, dass Mauriac die Begierde, die ich erfahren hatte, völlig verstand.

Francois Mauriac beschreibt in seinem Buch die Tiefen der menschlichen Verderbtheit. Ich wusste, dass ich bei ihm, keine frommen Antworten erhalten würde. Mauriacs Buch enthielt ein Kapitel über Reinheit. Er beschrieb dort die Macht der Sexualität: „Der sexuelle Akt ist mit keinem anderen zu vergleichen. Seine Forderungen sind wahnsinnig und ohne Ende; er ist eine Flutwelle“ – und dann erläuterte er seinen Kampf mit der Sexualität in einer streng katholischen Erziehung.

Die Sünde hat ihre eigenen Belohnungen

Er rechnete in seinem Buch auch mit hinlänglich bekannten evangelikalen Sichtweisen von Begierde und Sexualität ab. Die Erfahrung von Begierde und Unmoral, gab er zu, ist ganz und gar mit Vergnügen und einer Sehnsucht verbunden. Es bringt nichts zu heucheln, dass die Sünde einen widerwärtigen Samen beinhaltet, der unsichtbar zur Abneigung führt. Die Sünde hat ihre eigenen erzwungenen Belohnungen. Selbst eine Ehe, auch eine christliche Ehe, heilt nicht die Begierde. Im Gegenteil, die Ehe verschlimmert das Problem, indem neue Schwierigkeiten auftauchen. Die Begierde sucht ständig nach Abenteuern und sexuellen Begegnungen mit irgendwelchen Frauen.

Das Problem anders angehen

Die bekannten Gründe, weshalb man sich seinen sexuellen Begierden nicht hingeben soll, widerlegt Mauriac kaltschnäuzig. Dann schlussfolgert er, dass es nur einen Grund gebe, Reinheit zu suchen. Diesen Grund äussert Christus in den Seligpreisungen in der Bibel: „Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen". Reinheit, sagt Mauriac, ist die Bedingung für eine höhere Liebe – für eine Leidenschaft, die grösser als alle Leidenschaften ist: Gott selbst.

Mauriac fährt fort und beschreibt, dass die meisten unserer Argumente für Reinheit negativ sind: Sei rein, oder du fühlst dich schuldig, oder deine Ehe wird scheitern, oder du wirst bestraft werden. Aber die Seligpreisungen stellen klar ein positives Argument heraus. Sünden sind keine Auflistung, die um eines eifersüchtigen Gottes willen erwähnt werden. Sie sind eher eine Beschreibung der Hindernisse im geistlichen Wachstum. Wir sind diejenigen, die leiden, wenn wir sündigen. Wir nehmen Schaden in unserer Charakterbildung, die sich hätte entfalten können, wenn wir nicht gesündigt hätten.

Jesus führt in der Bergpredigt sexuelle Begierde und Ehebruch, Hass und Mord auf, nicht, um Ehebruch und Mord abzuwerten, sondern vielmehr um die Wahrheit über Hass und sexuelle Begierde herauszustellen.

„Ich verpasse etwas“

Dieser Gedanke riss mich mit wie eine Glocke, die im Stillen läutet. Bis dahin war es keinem der erschreckend negativen Argumente gegen die Begierde gelungen, mich von ihr abzuhalten. Allein Angst und Schuld führten zu keiner Verbesserung. Sie fügten mir zu meinen Problemen nur noch den Selbsthass hinzu. Aber hier gab es eine Beschreibung, was ich verpassen würde, wenn ich mein Leben nicht verändern würde: Ich begrenze selbst meine vertraute Gemeinschaft mit Gott.

Die Liebe, die er anbietet, ist so überragend und leidenschaftlich, die ich nur erfahre, wenn ich rein bin. Könnte Gott tatsächlich den alten Hunger nach sexueller Begierde mit einem neuen Hunger nach ihm ersetzen? Das war die Frage.

Angst und Hoffnungsschimmer

Sowohl die grosse Angst, die mich durch die schlimme Geschichte meines Freundes überfallen hatte, als auch der Hoffnungsschimmer, dass die Suche nach Reinheit irgendwie den Hunger, mit dem ich ein Jahrzehnt unvermindert lebte, irgendwie umgewandelt werden könnte, bereitete mich darauf vor, mich noch einmal Gott in Busse und Glaube zu nähern.

Ich kann Ihnen nicht sagen, warum ein Gebet, das zehn Jahre lang gesprochen wurde, nach der 1000. Bitte erhört wurde, nachdem Gott den 999 mit Schweigen begegnete.

Ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich zehn Jahre lang die Besessenheit ertragen musste, bis ich bereit war, Befreiung zu erlangen. Ich betete und verbarg nichts vor Gott (etwas vor Gott verbergen?), und er erhörte mich. Ich tat einen schmerzlichen, aber notwendigen Schritt der Reue.

Reue", sagt C. S. Lewis, ist nicht irgendetwas, das Gott von dir fordert, bevor er dich annimmt; Reue geschieht, wenn wir uns zu ihm wenden."

Siehe auch den 1. Teil der Serie: Die sexuelle Begierde erwacht
Siehe auch den 2. Teil der Serie: Der Krieg im Innern
Siehe auch den 3. Teil der Serie: „Ich konnte meine sexuellen Phantasien nicht mit meiner Ehe in Einlang bringen“
Siehe auch den 4. Teil der Serie: „Ich wertete meine Frau zu einem Sex-Objekt ab“
Siehe auch den 5. Teil der Serie: „Mein Freund hat wirklich alles ausprobiert“
Lesen Sie morgen den Schluss der Serie: Die Anziehungskraft ist weg.

Autor: anonym
Quelle: The War Within, Leadership/Fall Quarter

Datum: 16.01.2006

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