Sex in seiner ganzen Dimension

Sarah Jessica Parker
“Sex and the City”, die alten ...
…. und "Housewives", die kommenden TV-Sexsybole.
Sex spielt in modernen Grossstädten und den Medien eine grosse Rolle.
So schön ist es mit dir.

Sechs Jahre lang, 94 Folgen hindurch, immer dienstags abends ging es eine Stunde lang um Einsamkeit, Zweisamkeit und Sex. Vier New Yorkerinnen nahmen bei "Sex and the City" kein Blatt vor den Mund. Die Serie wurde zum absoluten Kult – Sex interessiert.

Der Abschiedsschmerz von der Serie war gross, als die letzte Folge über die Bildschirme flimmerte. Es gibt ein Leben nach "Sex and the City": Millionen von Amerikanerinnen und Amerikaner sind bereits fasziniert von "Desperate Housewives" (Verzweifelte Hausfrauen) heisst in den USA der neue Quotenknüller, der die „Doppelmoral blosslegen will.“ Schon bald dürfte die diese Serie auch bei uns zu sehen sein. Dem "Housewives"-Kult frönen jeden Sonntagabend rund 27 Millionen amerikanische Zuschauer – Boykottaufrufen der christlich-konservativen Gesellschaft für die Amerikanische Familie (AFA) zum Trotz.

Eine Erklärung dafür, dass die neue Serie ausgerechnet bei dem zum Disney-Konzern gehörenden und auf saubere Familienunterhaltung bedachten Sender ABC läuft, liegt nahe: Disney-Präsident Robert Iger gab zu, dass ABC dank der "Desperate Housewives" 2005 endlich wieder schwarze Zahlen schreiben wolle.

In TV, Zeitungen und auf Plakaten werden wir täglich mit mehr oder weniger erotischen Stories und entsprechenden Bildern versorgt. Wer sich daran stösst, wird schnell einmal als „Hillbilly“ eingestuft. Im modernen Europa und Amerika hat Sex fast eine religiöse Macht erreicht. Sex weist nicht mehr auf etwas Tieferes hin, das darüber hinausgeht; er wird selbst die Sache, der heilige Ersatz. Es liegt auf der Hand, warum manche religiöse Gruppierungen dazu neigten, Sexualität zu unterdrücken: Keine menschliche Sehnsucht ist mächtiger und schwerer in den Griff zu bekommen.

Wie die Kirche zu ihrem Ruf als Sexfeind kam, ist eine lange Geschichte – einerseits beschämend, andererseits verständlich. Jede Gesellschaft setzt Grenzen oder Tabus um die Sexualität – die Religion erst recht. Die Reformation veränderte jedoch die Einstellung der Kirchen zum Sex. Luther verhöhnte die Vorschriften der katholischen Kirche, die Geschlechtsverkehr in der Ehe als Vergnügen verboten.

Gott hat die Sexualität erfunden

Jesus behandelte Menschen, die in sexuelle Sünden gefallen waren, mit Mitgefühl und Vergebung und sparte seine härteste Kritik für die verborgenen Sünden auf: Heuchelei, Stolz, Habsucht und Gesetzlichkeit. Wie kommt es, dass Kirchgemeinden, das Wort "unmoralisch" meistens für sexuelle Sünden verwenden und fast nur über diejenigen, die sexuell zu Fall kommen?

Mit ihrer Verklemmtheit hat die Kirche den Blick auf den göttlichen Charakter der Sexualität vernebelt. Die menschliche Sexualität könnte auf den Schöpfer und Erfinder der menschlichen Sexualität hinweisen, der eine viel grössere Bedeutung in sie hineingelegt hat, als die meisten Menschen sich das vorstellen können. Viele vergessen, dass Gott den Sex erschaffen hat. Über die menschlichen Anatomie kann man nur staunen, wie ausgeklügelt die Millionen Nervenenden auf Druck und Schmerz empfindlich reagieren, aber gleichzeitig Vergnügen bereiten können, die komplizierte Zusammensetzung des Erektionsgewebes, die sparsame und ironische Kombination von Organen für die Ausscheidung und Fortpflanzung, die aufeinander abgestimmte visuelle Anziehungskraft und so weiter.

Sex mit Beziehung

Warum spielt Sex in modernen Grossstädten eine so viel grössere Rolle als zum Beispiel in den Dörfern am Amazonas? Kleidermode, Werbung und die Medien schenken der menschlichen Sexualität eine Aufmerksamkeit, die sie im nackten Dschungel nicht bekommt. Der französische Soziologe Jacques Ellul sah unsere heutige Fixierung auf Sex als das Symptom für den Verfall der Intimität. Nachdem wir den körperlichen Geschlechtsakt von der Beziehung abgekoppelt haben, können wir nur daran arbeiten, die" Technik" zu perfektionieren – daher die Überfütterung mit Sexstudien, Sexhandbüchern und Sexvideos.

Menschen erleben Sex als eine persönliche Begegnung, nicht nur als biologischen Akt. Zoologen rätseln über das Besondere an der menschlichen Sexualität. Sie können keinen evolutionären Vorteil in Sex finden, der nicht direkt der Fortpflanzung dient. Einige kommen zu dem Schluss, dass für Menschen Sex eine riesige Zeitverschwendung sei – wenn es beim Sex nur um Fortpflanzung und nicht um Beziehung ginge.

Die menschliche Sexualität fördert Beziehungen. Bei Liebespaaren ist eine gewisse beiderseitige Zustimmung zum Geschlechtsverkehr nötig. Wenn diese fehlt, nennt man das Vergewaltigung und bestraft es. Viele versuchen jedoch, Sex wie einen tierischen Akt zu behandeln. In einer Szene aus dem Film "A Beautiful Mind" spricht der hochintelligente, aber in seinem Sozialverhalten gestörte Mathematiker John Nash eine attraktive Frau an: "Hör zu, ich kenne die Worte nicht, die ich sagen müsste, um dich zu mir ins Bett zu bringen. Können wir nicht einfach so tun, als hätte ich diese Dinge gesagt, und gleich zu dem Teil übergehen, in dem wir Körperflüssigkeiten austauschen?"

Schizophren ist die beste Umschreibung für die Einstellung der modernen Gesellschaft zur Sexualität. Die Pornoindustrie (die in den USA zum Beispiel mehr Geld umsetzt als alle Profisportarten zusammen) kommt diesem Bedarf gern nach und liefert jedem, der zahlen kann, Bilder und Angebote sexueller Natur.

Wenn Menschen ihre Instinkte allerdings dann wirklich ausleben, rümpft die Gesellschaft angewidert die Nase. In einigen Ländern ist Prostitution gesetzlich erlaubt – aber nirgends ermutigen Eltern ihre Töchter, diesen Berufsweg einzuschlagen. Hollywood beschönigt Ehebruch auf der Leinwand – aber im wirklichen Leben löst er Schmerz, Wut und Depression aus. Die Wurzel dieser Schizophrenie ist der Versuch, Sex zwischen Menschen auf einen rein körperlichen Akt zu reduzieren.

Eine erweiterte Dimension

Ein paar Stellen in der Bibel weisen darauf hin, dass Sex nicht nur ein Unterpfand für menschliche Intimität ist, sondern noch bedeutender ist. Bei Hochzeiten wird oft die Stelle aus dem Epheserbrief vorgelesen, wo Paulus erklärt: "Denn niemand hat je seinen eigenen Körper gehasst; sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Gemeinde. Denn wir sind Glieder seines Leibes. „Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch (ein Körper) sein. Das Geheimnis ist gross…" (Epheser 5,29-32).

In gewissem Sinn sind wir Gott nie ähnlicher als beim Geschlechtsakt. Wir machen uns verwundbar. Wir gehen ein Risiko ein. Wir geben und empfangen gleichzeitig. Wir empfinden ein ursprüngliches Entzücken, wenn wir uns miteinander vereinen. Zwei unabhängige Wesen öffnen ihr Innerstes und erleben nicht einen Verlust, sondern einen Gewinn. In gewisser Weise – "ein grosses Geheimnis“, welches nicht einmal in der Bibel in seiner ganzen Dimension in Worte fassen kann.

Autor: Philip Yancey/Bruno Graber
Quelle: Buch «Rumors of another world“

Datum: 17.01.2005

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service