Politik – geht mich das an?

«Die Mitbestimmung des Volkes ist ein Vorrecht!»

Am 18. Oktober sind Nationalrats- und Ständeratswahlen. «Na und, interessiert mich nicht!» Das sollte es Sie aber. Katja Nilsen sagt warum.
Bundeshaus Bern
Katja Nilsen

Mit 22 Jahren wurde ich als Kandidatin für die Gemeindewahlen angefragt. Warum auch nicht, dachte ich, viel passieren kann mir ja nicht. Es kam anders. Ich wurde ins Parlament von Münchenbuchsee gewählt. Ich musste mich damit auseinandersetzen, wie politische Prozesse ablaufen und was meine Rechte und Pflichten als Politikerin sind. So war das eigentlich nicht geplant. Und doch, ich habe meine politische Tätigkeit lieben gelernt. Mit 27 Jahren wurde ich Gemeinderätin und Vorsteherin des Departements Bildung. Daneben war ich als Jugendarbeiterin im EGW Münchenbuchsee angestellt. Beides bin ich heute nicht mehr, mein Herz schlägt aber immer noch für Kirche und Politik.

Rahmenbedingungen schaffen

Politik hat mit Sitzungen, langen Reden, Diskussionen, Parteienwirrwarr, Gesetzen, Abstimmungen und Wahlen zu tun. Das kann ich bestätigen. Aber Politik beinhaltet viel mehr als das; sie hat mit dem Leben jedes Einzelnen und unserer Gesellschaft zu tun. Sie bestimmt die Rahmenbedingungen. Nehmen wir uns als Gläubige aus der Politik heraus, überlassen wir es den anderen, die Rahmenbedingungen für unser Land, unsere Gesellschaft und unsere Zukunft zu schaffen.

Politik hat mit dem Leben zu tun

«Ich bin nicht politisch interessiert!» Geht das überhaupt? Sie sind vielleicht nicht an den Abläufen der Politik, den Parteien und am ganzen Drumherum interessiert. Aber sind Sie nicht daran interessiert, wie unsere Gesellschaft funktioniert? Was möglich ist oder nicht? Im Juni haben wir unter anderem über die Erbschaftsteuerreform und die Präimplantationsdiagnostik abgestimmt. Ich bin überzeugt, dass eine grosse Mehrzahl der stimmberechtigten Bürger eine Meinung zu finanzieller Gerechtigkeit und medizinischer Ethik hat. Das hat viel mit Politik zu tun! Ich wage sogar zu behaupten, dass es nicht möglich ist, keine politische Meinung zu haben.

Wir leben in einer direkten Demokratie. Die Schweiz ist weltweit das einzige Land, welches eine Mitbestimmung des Volkes durch Abstimmungen, Initiativen und Referenden in diesem Ausmass kennt. Sind wir uns dieses Vorrechts bewusst? Mitbestimmung ist weltweit nicht selbstverständlich.

Kirche und Politik

Immer wieder höre ich Stimmen, die Kirche solle sich ja nicht zu sehr in die Politik einmischen. Warum nicht? Was hält uns ab? Die Zeiten, als die Kirche für das ewige Heil und die Welt für das zeitliche Wohl zuständig waren, sind vorbei. Wir haben viel zu sagen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Wertezerfall und Ungerechtigkeit nicht von der Hand zu weisen sind, ist unsere Stimme umso wichtiger.

In Jeremia, Kapitel 29, Vers 7 lesen wir: «Suchet der Stadt Bestes». Der Prophet ermuntert zum Gebet. Gebet allein ist nicht unsere Aufgabe. Wir sind von Gott gerufen und auch befähigt, in unserem Land seine Werte und seine Gerechtigkeit zu leben. Das bedeutet auch, sich «politisch zu engagieren». Darum sage ich euch: «Meine lieben Geschwister, geht wählen und abstimmen. Das ist euer Auftrag, eure Chance. Macht den Unterschied!»

Nationalrats- und Ständeratswahlen

Die nächsten wichtigen Wahlen finden am 18. Oktober statt. Wir wählen die Mitglieder von National- und Ständerat. Falls Sie unschlüssig sind, welche Kandidierenden am besten ihre Meinungen vertreten, finden sie mit Smartvote ein geeignetes Instrument, dies herauszufinden. Diese Internetseite vergleicht Ihre Meinungen mit denen der Kandidierenden und gibt Ihnen die Personen an, mit welchen Sie die höchste Übereinstimmung haben.

Zur Webseite:
Smartvote

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Datum: 05.10.2015
Autor: Katja Nilsen
Quelle: Wort+Wärch

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