Seit 2013 führt Familie Läderach in Gondiswil den «Biohof Graben». Esther und Simon haben sechs Töchter. Nachfolgend bietet das Paar Einblick ins Familien- und Alltagsleben, das sie nach christlichen Wertvorstellungen gestalten.
«Den
Hof zu übernehmen, war für uns ein grosser Schritt», erzählt Esther.
Der Finanzberater hatte keine guten Prognosen abgegeben, doch dank
privater Darlehen konnten Läderachs den Schritt wagen. Auch mit dem
Risiko und der Frage, auf eigene Faust Gemüse zu vermarkten, hat sich
die Familie in letzter Zeit intensiv beschäftigt. «Es gab nur zwei
Möglichkeiten: das bestehende Gemüseangebot einstellen oder ausbauen»,
macht Esther klar. Letzteres würde zusätzliche Arbeitskräfte benötigen.
Konnten und wollten sie dies finanzieren? Erneut war Mut nötig, gepaart
mit einer grossen Portion Gottvertrauen. Aktuell wachsen die neuen
Gemüsesorten der Ernte entgegen.
Ehrlichkeit und Fairness
Für
Esther und Simon bedeutet der christliche Glaube weder Gefühlsduselei
noch das Einhalten enger Regeln. Für sie ist Gott real erfahrbar und
wichtiger als geschäftlicher Erfolg. «Wir orientieren uns an den Weis-
und Wahrheiten der Bibel, darunter folgender Vers aus dem
Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, Vers 33: «Setzt euch zuerst für Gottes
Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit
allem anderen versorgen», bekräftigt Simon. Als Landwirt hatte er sich
schon immer einen Biobetrieb gewünscht: «Für mich ist dies eine
Möglichkeit, Sorge zur Schöpfung zu tragen.»
Esther
spricht davon, wie sie Menschen achten und respektieren wollen – gerade
auch dann, wenn sie diese nicht verstehen oder deren Ansichten nicht
teilen. «Ehrlichkeit ist für uns ein sehr hoher Wert, die Basis für eine
gesunde Gesellschaft und faire Geschäfte. Bei der Wahrheit zu bleiben
kann aber auch herausfordern», weiss Esther.
«Worte haben Macht»
Letztlich
geht es um die Bereitschaft, die eigenen Wünsche auch einmal
zurückzustellen. In den letzten Jahren wurde es Simon immer wichtiger,
als Ehemann und Vater Verantwortung zu übernehmen. «Da gehört es dazu,
auch einmal Opfer zu bringen.» Esther bestätigt: «Ich bewundere Simons
Bereitschaft, mich und die Kinder über seine eigenen Bedürfnisse zu
stellen.»
Simon hat lernen müssen, ehrlich und offen über seine
Vorstellungen zu sprechen. «Kommunikation ist wichtig», sagt der
Familienvater und bezeichnet das Erkennen, ob etwas an- und
ausgesprochen werden sollte, als Zeichen der Reife. «Worte haben Macht»,
hält er fest. «Offene Fragen und Befindlichkeiten zur rechten Zeit und
mit Bedacht zu klären, ist konstruktiv. Unbedachte Worte können viel
Schaden anrichten.» Ihm ist es sehr wichtig, Unangenehmes nicht in sich
hineinzufressen. «In den ersten Ehejahren hatten wir unsere
Herausforderungen...», wirft Esther ein. «Inzwischen sind wir ein
starkes Team!»
Regelmässig
nimmt sich das Paar Zeit füreinander und tauscht sich aus. Simon
ergänzt: «Am Morgen besprechen wir gemeinsam und mit Gott die Aufgaben
und Herausforderungen des Tages und schliessen den Tag meist auch
zusammen ab.» Zur Psycho-Hygiene zählen ein bis zwei Wochenenden pro
Jahr, die Ester und Simon zu zweit verbringen. Ferienzeiten mit ihren
sechs Mädchen sind Läderachs ebenfalls wichtig, trotz finanziellem und
organisatorischem Mehraufwand.
Vergebung: Schlüssel zur Freiheit
Die sechs Töchter von Läderachs
Dass
Vergebung das höchste Gut ist, steht für Läderachs ausser Frage. «Ohne
Vergebung gehen Beziehungen kaputt. Man kann zwar irgendwie
weitermachen, aber die innere Distanz wird immer grösser und
schmerzvoller», gibt Esther zu bedenken. Dennoch: «Vergebung kann nicht
ein-gefordert werden, auch wir sind darauf angewiesen, dass andere
Menschen uns vergeben.» Simon betont: «Es ist wichtig, dass wir unseren
Mitmenschen vergeben. Das schafft Freiheit. Was andere tun, oder lassen,
können wir nicht beeinflussen.»
Versöhnt sein mit den Menschen und mit
dem eigenen Leben – das sei die Grundlage eines erfüllten Lebens. «Wenn
ich merke, dass jemand ein Problem mit mir hat, spreche ich ihn darauf
an», ergänzt Simon. «Das baut Brücken zum Mitmenschen.» Für ihn sei es
hilfreich, negative Erfahrungen mit Gott zu besprechen, im Wissen, dass
Gott sich der Sache annehmen werde. Das Gebet hilft Läderachs nicht nur
Unrecht, sondern auch Enttäuschungen zu verarbeiten. «Wir haben uns
entschieden, keinen Groll zu hegen, etwa wenn ein Landwirt sein
Pachtland zurückfordert, aber auch in alltäglichen Belangen. Wir müssen
uns immer wieder entscheiden, zu vergeben, um loslassen und befreit
leben zu können.»
Arbeit ist nicht alles
Die
Arbeit steht bei Läderachs nicht an erster Stelle. «Hin und wieder gibt
es Situationen, in denen der Betrieb meine ganze Kraft fordert», sagt
Simon. Grundsätzlich gebe er aber seiner Ehe und Familie höchste
Priorität. Simon ist es wichtig, nicht auswärts einer Arbeit nachgehen
zu müssen. «So kann ich mich mehr mit den Kindern beschäftigen und
Esther besser unterstützen.» Im ersten Jahr hatte Simon noch ausserhalb
des Betriebes eine Anstellung, was viel Stress und eine zusätzliche
Belastung für die junge Familie bedeutete.
Oft nutzt Simon nun
Gelegenheiten, bei gewissen Arbeiten ein Kind mitzunehmen. «Das ist zwar
mit Aufwand verbunden und ich benötige mehr Zeit für die Arbeiten.
Dennoch sehe ich diese Papa-Tochter-Zeiten als Gewinn und grosse
Chance.» Den Sonntag arbeitsfrei zu halten, bedeutet Läderachs sehr
viel. «Das ermöglicht uns allen Erholung und wertvolle Zeit als ganze
Familie», freut sich Esther. Sie und Simon sind überzeugt, dass sich
diese Investition nicht negativ auf die Buchhaltung auswirkt. Einmal
mehr beweisen sie auch in diesem Bereich tiefes Vertrauen in Gott als
ihren Versorger.