Susi Burkhard im Gespräch mit TeleBärn (Bild: Screenshot Facebook-Video)
Im Gespräch mit TeleBärn erzählt Susi Burkhard aus
Hindelbank von ihrer spannenden Lebensgeschichte. Viele Jahre leitete sie eine
Sonntagsschule und ist bis heute bei der Christlichen Ostmission tätig. Dabei erlebte sie viel mit Gott
und anderen…
Ronald Koster, Mitarbeiter von TeleBärn, fragte auf Berner
Strassen verschiedene Leute, ob sie ihm in einer halben Stunde ihre
Lebensgeschichte erzählen wollen. Viele lehnten zuerst ab, Susi Burkhard stimmte
aber spontan zu und berichtete im Rahmen der Sendung «Nachgefasst – Dem
Unfassbaren auf der Spur» aus ihrem abwechslungsreichen Leben.
Kindheit in Armut und Neugier an Gott
Susi ist in Sumiswald in der Dorfgasse aufgewachsen. Ihr Vater
war ein einfacher Fabrikarbeiter. Nebst Susis Familie lebten in der Dorfgasse insbesondere
reiche Leute. Susis Mutter pflegte deshalb stets zu sagen: «Das sind bessere
Leute als wir, wir müssen ganz freundlich sein.» Weil die anderen Leute reicher
und – nach den Worten der Mutter – besser waren, hatte Susi immer das Gefühl: «Ich
bin nichts wert.»
Dann kam Susi in den Konfirmationsunterricht. Dort erzählte
der Pfarrer, dass es einen Gott gibt, der alle Menschen – egal ob reich oder
arm, jung oder alt, gesund oder krank – gleich stark liebt. «Das hat mir sehr
imponiert. Zu diesem Gott wollte ich gehören.»
Es dauerte dann zwar einige Jahre, bis Susi tatsächlich
zu ihrem Glauben kam. Danach leitete sie allerdings 40 Jahre lang leidenschaftlich
eine Sonntagsschule. «Das hat mein Leben wirklich verändert.» Von einem Pfarrer
aus Jegenstorf wurde Susi mit der Zeit auch zu Konferenzen mitgenommen. «Dort
durfte ich nochmals ganz andere und neue Dinge zum Glauben kennenlernen…»
Kleider für russische Strassenkinder
Einmal war in Susis Gemeinde ein Praktikant aus Russland
tätig, der in seinem Heimatland bereits eine eigene Kirche gegründet hatte.
Dieser Praktikant erzählte davon, dass es in seiner Heimat Strassenkinder und viele
bedürftige Menschen gibt. Susi organisierte damals schon seit einigen Jahren
Kleidersammlungen für die Christliche Ostmission. «Ich habe den Praktikanten
dann gefragt, ob diese Menschen nicht auch Kleider brauchen könnten. Er
antwortete: ‘Doch, natürlich.’ Und so haben wir damit begonnen,
Kleidersammlungen in kleinen Lastwagen nach Deutschland und von dort weiter
nach Russland zu bringen. Diese Kleidersammlungen wurden immer grösser (10- bis 12-kg-schwere Pakete) und plötzlich hatte ich Bedenken: ‘Können die dort überhaupt
so viele Kleider gebrauchen? Können diese Mengen an Kleidern irgendwo gelagert
werden? Und wie verteilen sie danach all diese Kleider unter den Menschen?’»
Der Pfarrer gab Susi den Ratschlag, sie solle am besten
selbst nach Russland fliegen und sich dort ein eigenes Bild davon machen. Susi
hatte Flugangst und war von diesem Vorschlag zuerst nicht gross begeistert,
aber dennoch hatte sie das Gefühl, dass es an der Zeit war, das Projekt vor Ort
einmal unter die Lupe zu nehmen.
Im Jahr 2004 reiste sie dann gemeinsam mit ihrem Mann nach
Nischni Tagil (Stadt in Russland) und besuchte dort die kleinen Dörfer und
Städte der Umgebung. Dabei konnte sie feststellen, dass die Kleider tatsächlich
gut gelagert und unter den Menschen verteilt wurden. «Mir ist dort oft meine
eigene Kindheit in Erinnerung gekommen, weil meine Familie auch sehr arm war.
Mein Herz wollte am liebsten alle Strassenkinder mit nach Hause nehmen, aber
ich musste auch lernen, mich etwas davon zu distanzieren, sonst würde man das
alles nicht ertragen.»
Zurück in der Schweiz gelang es Susi dann, das Projekt ohne
weitere Bedenken fortzuführen. «Das erste Mal in Russland war es für mich sehr
aufregend, alles war neu, und ich hatte noch kein Wort Russisch verstanden.
Später hingegen, wenn ich nach Russland gereist bin, hatte ich immer das
Gefühl, nach Hause zu kommen.»
Gemeindegründungen und mehr
Das Land ist Susi Burkhard mit der Zeit ans Herz gewachsen.
«Es ist sehr gastfreundlich, und wir konnten dort wirklich gute Pastoren
anstellen.» Für diese Projekte haben Susi und die anderen Mitarbeiter nie
externe, sondern immer nur lokale Leute engagiert. Die eingestellten Leute
wurden von den Projekt-Mitgliedern fünf Jahre lang intensiv unterstützt und
dafür ausgebildet, selbstständig zu werden. Danach gingen die
Projekt-Mitarbeiter weiter, um andernorts neue Gemeinden zu gründen.
Über zehn Jahre hat Susi in Russland bei diesen Projekten
mitgeholfen und zur Gemeindegründung sowie Entstehung von Rehazentren – zum
Beispiel in Sibirien – beigetragen. Mit den Strassenkindern sind die
Mitarbeiter oft in die Kirche gegangen, um ihnen den Glauben näher zu bringen.
«Das war das Wichtigste, das die Kinder mit auf ihren Weg nehmen durften.»
«Noch immer sehr verbunden»
Noch heute ist Susi Burkhard für die Kleidersammlung der
Ostmission in der Schweiz tätig, momentan kann man diese Sammlung aufgrund
des Krieges aber nicht nach Russland transportieren. Zurzeit schickt Susi vor
allem Kleiderpakete nach Myanmar oder arbeitet beim Weihnachtsmarkt mit, dessen
Ertrag dann für Weihnachtspakete eingesetzt wird, die an bedürftige Kinder verschickt
werden. Auch ihr Mann und ihr Sohn helfen oft bei den Projekten mit.
«Mittlerweile bin ich zu alt, um noch
regelmässig so weit zu reisen, mit den Menschen aus Russland bin ich aber noch
immer sehr verbunden.» Auch mit einigen von ihren ehemaligen Sonntagsschülern
pflegt Susi bis heute engen Kontakt.