Saroeun Sek war DJ in einem
für Kindersexhandel berüchtigten Club in Phnom Penh, Kambodscha. Er begann,
Undercover zu arbeiten und rettete dadurch Hunderte von Mädchen aus dem
Menschenhandel.
Saroeun Sek (Bild: eternitynews.com.au)
Eines Tages wurde Saroeun Sek
von zwei Männern angesprochen, die zunächst ganz normale Kunden zu sein
schienen. Es war
April 2004, und der Jura-Student legte jeden Abend im «Martini»-Club als DJ auf,
während Zuhälter offen minderjährige Mädchen in den Club brachten, damit Kunden
um Sex feilschen konnten.
«Sie kamen zum DJ-Tresen und
versuchten, mit mir zu plaudern», erinnert sich Saroeun an das Treffen, das
sein Leben veränderte. «Sie versuchten nur, meinen familiären Hintergrund,
meine Ausbildung, mein Gehalt, meine Motivation zu erkunden.»
Plötzlich Undercover
Und sie fragten auch, wie
viele der Mädchen minderjährig sind, woher sie kommen und von wo die 'Kunden'
kommen. Bald merkte Saroeun, dass die Männer nicht Kunden waren, sondern Ermittler
gegen Menschenhandel aus dem neu eröffneten kambodschanischen Büro der «Internationalen
Justizmission» (IJM).
Die IJM ist eine christliche
Nichtregierungsorganisation, die mit lokalen Behörden zusammenarbeitet, um
Gewaltopfer zu retten, Kriminelle vor Gericht zu bringen, Überlebende
wiederherzustellen und das Justizsystem zu stärken.
Zwei Wochen später, als die
IJM-Mitarbeiter zurückkamen, fragten sie Saroeun, ob er bereit wäre, als
Undercover-Agent zu arbeiten, um Informationen über die sexuelle Ausbeutung von
Kindern im Club zu sammeln und wöchentliche Berichte zu erstellen.
«Wenn Sie nervös sind, lesen
sie einfach die Bibel»
Als Jurastudent war Saroeun
sehr daran interessiert, eine berufliche Beziehung zur IJM aufzubauen. Doch als
er am 3. Mai 2004 einen Vertrag unterschrieb, um für die IJM als Informant zu
arbeiten, war er sehr nervös wegen der Gefahr, die dieses Doppellebens mit sich brachte.
«Ich bin ein wenig nervös,
weil ich Angst habe, dass der Eigentümer davon erfährt. Er ist ein schlechter Mensch», gestand
Saroeun. «Der IJM-Chef antwortete: 'Wenn Sie nervös sind, lesen Sie einfach die
Bibel.'»
Saroeun, ein Buddhist, war
skeptisch, wie ein Buch ihn schützen könnte, aber er begann, jeden Abend die
Bibel zusammen mit seinen Gesetzesbüchern zu lesen, während er in seiner
DJ-Kabine Musik spielte.
Er betete vor den Razzien
«Als ich anfing, als
Undercover-Agent zu arbeiten, war es beängstigend, und ich fühlte mich nervös.»
Denn er musste sich auch auf die Täter einlassen – was wäre, wenn diese seine
wahre Tätigkeit entdecken würden?
Als die Polizei seine
Informationen nutzte, um Razzien im «Martini»-Club durchzuführen, die Mädchen
zu retten und die Zuhälter festzunehmen, betete Saroeun um Schutz. «Und Gott schützte mich. Ich
arbeitete schon lange Zeit dort und niemand wusste, dass ich der
Undercover-Agent war.»
Nachdem Saroeun sein
Jurastudium abgeschlossen hatte, begann er zu beten, dass er den Club verlassen
und hauptberuflich für die IJM arbeiten könne, damit er Gott näher kommen und
sich seiner Mission voll und ganz anschliessen könne.
Über 200'000 Kambodschaner
versklavt
Heute ist er überzeugter Christ und seit 2009 Leiter
der Rechtsabteilung der IJM in Kambodscha. Über 130 Personen wurden erfolgreich
wegen sexueller Ausbeutung strafrechtlich verfolgt. Seit 2004 hat IJM über 750 Opfer in
Kambodscha gerettet, und mehr als 500 Polizeibeamte in der Bekämpfung des
Menschenhandels ausgebildet.
Heute betreffe die Prostitution
in Phnom Penh noch ein Prozent minderjähriger Mädchen, verglichen mit bis zu 30
Prozent im Jahr 2004. IJM hat in Kambodscha seinen Schwerpunkt auf die
Zwangsarbeit gelegt, insbesondere auf den Handel mit Kambodschanern, die in die
thailändische Fischereiindustrie eingeschleust werden. Gemäss dem «Global
Slavery Index» leben mehr als 200'000 Kambodschanerinnen und Kambodschaner in
der modernen Sklaverei.
Saroeun Sek: «Diese Art des Verbrechens
ist verdeckt. Aber Gott ist der Gott des Lichts, also kann er Licht überall
dort bringen, wo das kriminelle Netzwerk ist; wir können beten, dass er uns zur
Identifizierung der Opfer auf den Fischerbooten führt.»