Ehemalige Prostituierte

Ihr Baby brachte sie zurück in die Kirche

Fünf Jahre lang arbeitete Amy Miranda als Stripperin und Prostituierte. Sie brauchte das Geld, um ihren Drogenkonsum und Partyexzesse zu finanzieren. Wie kommt es, dass sie heute als Pastorin und Polizeiseelsorgerin arbeitet?
Amy Miranda

Amy Miranda wächst in der Kirche auf. Ihr Stiefvater ist Pastor, sie singt leidenschaftlich gern und möchte Pastorin werden. Doch ihr Vater ist der Meinung, dass nur Männer diesen Job übernehmen können. Als Teenager dreht sie der Kirche und Gott den Rücken und nach ihrem Abitur reist sie durch die USA und füllt ihr Leben mit Partys, Alkohol und Drogen.

Abgerutscht

Auf der Suche nach einem Abendjob stösst sie auf eine Stripperanzeige. «Ich dachte, hey, die suchen Stripper – vielleicht ist das was für mich? Es ist mein Leben, ich tue niemandem weh und es ist leicht verdientes Geld…» Sie strippt zunächst in New Yorker Clubs, später in Kanada. Doch dann lockt noch mehr Geld. «Du denkst: 'Mein Leben ist eh schon verpfuscht, dann kann ich ruhig noch etwas mehr dazu verdienen'… Man rechtfertigt jede Entscheidung, weil man das Gefühl hat, in der Situation gefangen zu sein und eh nicht rauszukommen.» Und so rutscht sie in die Prostitution.

Das glamouröse Leben und das viele Geld nutzt sie, um ihre Scham zu unterdrücken. «Wenn alles um dich herum ruhig wird, wenn du allein bist mit deinen Gedanken und der Erinnerung an das kleine unschuldige Mädchen (…), dann denkst du 'Wow, ich hab es echt vermasselt'. Aber am nächsten Tag schminkst du dich wie gewohnt, atmest einmal tief durch und tust so, als ob alles in Ordnung wäre…»

Die Geheimwaffe

Lange Zeit weiss ihre Familie nicht, was los ist, weil Amy sie geschickt anlügt. Lediglich vom Drogenkonsum erfährt die Familie. Doch was Amys Leben nachhaltig prägt, ist ihre Grossmutter – die regelmässig für sie betet. «Das war meine Geheimwaffe, meine Grossmutter, die mit ihrer kleinen Strickgruppe betete.» Fünf Jahre lang beten die älteren Damen beim Stricken gemeinsam für Amy – selbst wenn niemand weiss, wo sich das Mädchen gerade befindet.

Der Wendepunkt

Der Wendepunkt kommt für Amy, als sie mit 23 schwanger wird. Sie lebt zu dem Zeitpunkt mit dem DJ eines Stripclubs zusammen, der Vater des Babies. «Ich wusste, dass ich mein Leben verpfuscht hatte, es war zerbrochen, vollkommen zerstört – aber jetzt gab es Leben in mir, das noch Hoffnung und einen Sinn hatte. Meiner war ruiniert, der des Babies nicht. Und ich musste aus diesem Lebensstil ausbrechen…»

Sie sucht Unterschlupf bei ihrer Grossmutter, bringt ihre Tochter zur Welt und macht eine Zahnarzthelfer-Ausbildung. Und obwohl sie sich eigentlich weiterhin vor Gott verstecken will – ihre Scham ist einfach zu gross – geht sie doch wieder zurück in die Kirche, wegen des Babies. «Ich dachte: 'Ich bin völlig ruiniert, aber meine Tochter braucht Gott. Sie braucht die Kirche – denn Kirche ist für perfekte Menschen…'», so Amys völlig falsche Vorstellung von Kirche.

Begegnung mit Gott

In der Gemeinde von Lodi, Kalifornien, erwacht ihre Leidenschaft zur Musik wieder neu, sie beginnt, im Chor zu singen. Und während sie am ersten Sonntag vorne steht und singt, spürt sie, wie Gott sie zu sich zieht. «Ich spürte, wie Gott an meine Herzenstür klopft und es war, als ob ich versuche, schnell mein Inneres aufzuräumen und ihm sagte: 'Aber Gott, du weisst gar nicht, wo ich überall gewesen bin…' Und er antwortete: 'Doch, ich weiss.' – ‚Aber Gott, du weisst gar nicht, mit wem ich alles geschlafen hab…' Und er sagte: 'Doch, ich weiss.' Ich hatte das Gefühl, als ob ich mein zerbrochenes Leben vor ihm hinlege und sage: 'Aber das wunderschöne Leben, das du mir als Kind geschenkt hast, habe ich zerstört…' Und ich spürte, wie Gott mir sagt: 'Amy, ich bin für die gebrochenen Menschen gestorben!'» An dem Morgen gibt Amy Miranda die Bruchstücke ihres Lebens zurück an Gott – und heute sagt sie im Rückblick, dass er «ein wunderschönes Mosaik» daraus gemacht hat.

Die innere Heilung dauert noch lange. Zwar heiratet sie nach nur sieben Monaten den Mann ihres Lebens, erzählt ihm aber nur vage von ihrer Vergangenheit. Erst fünf Jahre nach der Hochzeit schafft sie es, ihm von der Prostitution zu erzählen. Ihr Mann reagiert völlig unerwartet: Er ermutigt sie, herumzureisen und ihre Geschichte zu erzählen.

Ein Leben ohne Scham

Heute, 22 Jahre später, ist sie glücklich verheiratet, Mutter von zwei Kindern und als Pastorin tätig. Sie hat sogar in Lodi als Polizei-Seelsorgerin gearbeitet. Ihr Vorteil: Weil sie so offen von ihrer Vergangenheit sprechen kann, öffnen sich Menschen ihr gegenüber sofort. Und so kann sie ihnen helfen.

Wenn doch wieder Gedanken an ihre Vergangenheit hochkommen, gibt sie diese sofort Jesus ab – weil sie weiss, dass sie in Jesus ein neues Leben geschenkt bekommen hat. «Man kann sich entscheiden: Trage ich diese Scham wieder mit mir rum, oder nutze ich sie als Stufe, um weiter zu gehen?» Sie weiss, dass Gott ihre Geschichte nutzt, um Menschen zu begegnen. Und sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass Scham keinen Menschen definieren muss.

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Datum: 12.01.2020
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch / Youtube

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