Körperliches und seelisches Trauma

«Ich lernte einfach zu funktionieren»

Von aussen sah Chandra Jarretts Leben perfekt aus – Familie, Job und aktives Kirchenmitglied. Doch sie trug ein Geheimnis mit sich herum, dass sie sogar körperlich krank machte.
Chandra Jarrett

«Mein Leben war sehr kompliziert. Ich war schon mit meinem heutigen Ehemann verheiratet, aber er hatte im ersten Ehejahr eine Affäre. Um mich zu rächen, hatte auch ich eine Affäre und wurde von dem anderen schwanger…» Chandra ist Christin und weiss, dass Gott jedes Leben erschaffen hat – trotzdem kann sie sich nicht vorstellen, das Kind eines anderen Mannes zu bekommen. «Wochenlang wägte ich alles ab, weinte und schluchzte. Und so verging die Zeit und ich war schon fast in der 20. Schwangerschaftswoche…»

Unterdrücken und funktionieren

Chandra lässt ihr Kind abtreiben. Mit ihrer Mutter, die sie zur Abtreibungsklinik fährt, spricht sie nie darüber. Niemand hat sie davor gewarnt, was eine Abtreibung in einer Frau bewirkt – körperlich, seelisch und geistlich. «Die ersten zwei Jahre weinte ich viel und versuchte, das alles zu verarbeiten. Ich hatte das Studium abgeschlossen, aber ich konnte einfach nicht funktionieren…» Selbst einem Therapeuten erzählt sie nicht von der Abtreibung, sie schämt sich zu sehr. Stattdessen unterdrückt sie den Schmerz, die Scham und lernt, einfach zu funktionieren.

«Aber ich wurde körperlich krank, alle vier bis sechs Wochen.» Erbrechen, Durchfall, starke Kopfschmerzen – und kein Arzt findet heraus, woran es liegt. Dazu kommen schwere Depressionen und Selbstmordgedanken. Einmal – sie ist zu dem Zeitpunkt bereits Mutter eines Teenagers – kommt sie drei Monate lang nicht aus ihrem Zimmer heraus. «Ich konnte tagelang, manchmal wochenlang einfach dicht machen. Ich konnte einfach nicht funktionieren, nicht zur Arbeit gehen. Ich konnte mich nicht um meinen Sohn kümmern, es war ein Trauma. Mein Körper war einfach traumatisiert vom Erlebnis der Abtreibung.»

Geheilt

Bis Chandra über eine Kollegin von einer Bibelgruppe erfährt für Frauen, die abgetrieben haben. Sie geht hin. «An dem Abend, während ich da sass, sagte mir der Heilige Geist: 'Drei Dinge haben einen direkten Bezug zu deiner Abtreibung: deine Krankheit, dein Weinen und deine Depression.» Sie schreibt die Worte auf einen Zettel und am Ende des Bibelstudiums sagt sie dem Leiter: «'Ich habe das Gefühl, dass Gott mir sagt, dass diese drei Dinge mit meiner Abtreibung zusammenhängen und ich bereue meine Sünde!' An dem Abend hat Gott mich geheilt.»

Der Wendepunkt: das Kreuz

Heute leitet Chandra Jarrett ein Krisen-Schwangerschafts-Zentrum, leitet Bibelstudien für Frauen, die abgetrieben haben, und hat ihre Geschichte in einem Buch veröffentlicht. Der passende Titel: «Was ich gerne über die Abtreibung gewusst hätte» und zwar bevor sie sich dafür entschied. «Niemand spricht über das emotionale Trauma. Niemand spricht über das körperliche und das geistliche Trauma. Das hätte ich mir gewünscht, dass mir jemand davon erzählt. (…) Ich wünschte, jemand hätte mir erklärt, dass wenn du für das Recht auf Abtreibung bist, dann sagst du damit, dass es für dich ok ist, dein Kind zu töten. Das wusste ich nicht…»

Chandra durfte erleben, dass Gott ihr vergibt – und sie musste lernen, sich selbst zu vergeben. Genau das gibt sie heute vielen Frauen mit. Doch das sei nur durch die Beziehung zu Jesus möglich. Denn nur wer glaubt, dass Jesus' Tod am Kreuz und sein Opfer genug ist, um unsere Sünden zu vergeben, kann sich wirklich selbst vergeben. «Wir können unsere Vergangenheit nicht verändern, aber wir können unsere Zukunft ändern. Und genau darum geht es beim Kreuz. Es geht darum, Jesus alles hinzulegen und zu sagen: 'Herr, ich möchte, dass du mir ein neues Leben schenkst; dass du wiederherstellst, was ich verloren habe, und mir ermöglichst, ein neues Leben zu leben.'»

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Datum: 05.09.2019
Autor: Charlene Aaron / Rebekka Schmidt
Quelle: CBN News / Übersetzung: Jesus.ch

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