Wer bin ich?

Mutters Tod war der Wendepunkt

Florian Stucki war unfähig, mit seinen Gefühlen umzugehen. Das brachte ihn in grosse innere Konflikte. Mit der tödlichen Krankheit seiner Mutter brachte Jesus eine Wende in sein Leben.
Florian Stucki mit seinem Hund
Florian Stucki

Menschen versuchen, zu sich selbst zu finden. Einigen bereitet die Frage nach der eigenen Identität kein Kopfzerbrechen. Viele Männer und Frauen sehen sich aber irgendwann in ihrem Leben einem intensiven Prozess ausgesetzt. So erlebte es auch Florian Stucki (27).

Der Sunnyboy

Immer schon galt Florian als der strahlende Junge, welcher seine Mitmenschen mit seiner Freude ansteckte. Das charmante Wesen hatte er von seiner Mutter geerbt, mit welcher er eine ausgesprochen intensive emotionale Beziehung pflegte. Die fröhliche Art wurde für Florian aber schon früh zu einem Problem. Immer war er um den emotionalen Zustand seiner Mitmenschen besorgt. Er sagt: «Ich orientierte mich immer an anderen Menschen und sah mich für deren Zufriedenheit verantwortlich.»

Das Problem mit den Gefühlen

Hinter Florians fröhlicher Fassade verbargen sich grosse Unsicherheiten. Er musste lernen, dass Gefühle kein zuverlässiger Wert sind. So suchte er nach objektiven Wahrheiten, die ihm irgendwie Halt geben konnten. Doch wie sollte er diese finden?

In der Pubertät kam Florian mit seinem emotionalen Wesen nicht mehr klar. «Ich wollte ein Mann sein und hatte Mühe mit meiner hochemotionalen Seite.» In seinem Image als Sunnyboy, fand sich Florian nicht wieder. Er wurde rebellisch und hart, fand dadurch aber auch nicht zu einer gesunden Identität.

Im Kampf mit sich selber

Das Streben nach der Wahrheit und die Abkapslung der Gefühle führten dazu, dass Florian mit sich und seiner Umgebung immer härter umging. Er koppelte sich stark von seiner Mutter und grundsätzlich von seinen Mitmenschen ab. Den Menschen zeigte er nur eine Maske von sich selbst. Das Ziel war, ihnen zu gefallen und hinter dieser Maske sich selber zu finden. Dieses Doppelleben forderte seinen Tribut und Florian versuchte, die Depressionen mit Alkohol zu bekämpfen. Er stellte sich in dieser Zeit oft die Frage, wann denn dieser Jesus eingreifen würde.

Aufrüttelnde Nachricht

Dann kam die Nachricht: «Mutter ist krank!» Es handelte sich um eine unheilbare Nervenkrankheit, welche zum Tod führen würde. Ihre Lebenserwartung war zwei bis drei Jahre. Das war ein Weckruf! Für Florian war klar, dass er sich seiner Mutter wieder nähern musste. Gleichzeitig fühlte er sich unfähig, ihr auf emotionaler Ebene zu begegnen. Er traf dann den Entscheid: «Ich mache, was mir möglich ist.» Obwohl er seiner Mutter nicht angemessen begegnen konnte, wollte er sich aber auch nicht mehr verschliessen. So gut er konnte, ging er auf die Mutter zu. Dabei musste er sich manchem aus seiner Vergangenheit stellen.

Ein heilsamer Prozess

Es war eine schwierige Zeit. Aber die Familie rückte zusammen. Und gerade für Florian kam dadurch ein wertvoller Prozess in Gang. Heute kann er sagen: «Unsere letzten Treffen waren von Wertschätzung und Dankbarkeit geprägt. Versöhnung hatte stattgefunden, auch wenn diese leider nicht mehr praktischen Ausdruck finden konnte.» Rückblickend spricht Florian von einer «Instant-Versöhnung». Sie mag zwar nicht umfassend gewesen sein, führte aber dazu, dass Mutter in Frieden verabschiedet werden konnte.

Der Tod ist nicht das Ende

Als Florians Mutter starb war die ganze Familie am Sterbebett versammelt. «Ich liebe euch alle!» waren ihre letzten Worte. Anschliessend – der Leichnam lag noch immer auf dem Bett – nahm der Vater mit allen Geschwistern das Abendmahl. «Noch kurze Zeit zuvor wäre dies unvorstellbar gewesen», meint Florian. Er erinnert sich gerne an Mutters Sterben: «Wenn wir jemanden in Gottes Hände übergeben können, ist damit ein göttlicher Frieden verbunden.» Auch wenn nicht alles ausgesprochen werden konnte: Alle spürten diesen Frieden, der mächtiger ist als alle Fehler und Schwachheiten. Trotz des Verlustes der Mutter war für Florian von Anfang an klar, dass mit ihrem Sterben eine neue Ära angebrochen war.

Es geht weiter

Mit dem Tod von Florians Mutter hatte sein persönlicher Prozess von Heilung und Wiederherstellung gerade erst begonnen. Vieles kam erst richtig an die Oberfläche. Und er war auch bereit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. «Interessanterweise war es gerade die Psychologin, welche meine Mutter begleitet hatte, die jetzt auch mir auf wertvolle Weise helfen konnte.» Es ist wichtig, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen. Gott hat immer einen Plan und dieser entfaltet sich, wenn wir mit ihm vorwärtsgehen. «Aus der Krankheit und dem Sterben meiner Mutter erwuchs ein Same, der zu meiner inneren Heilung führte.» So kam Florian auf den Weg, den Gott für ihn vorgesehen hatte. Diesen Weg will er jetzt weitergehen – es ist ein guter Weg!

Heute studiert Florian Stucki am IGW, arbeitet in einer Kirche in Bern und ist Teil des Podcast «Pfarrerstöchter». Mit seiner Frau wohnt er auf einem Bauernhof im Bernbiet und ist so richtig angekommen!

Zum Podcast «Pfarrerstöchter:
Youtube
Podcast

Hier ein Denkanstoss von Florian Stucki:


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Datum: 14.05.2018
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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