Claudio Minder

Wer ist der Schönste im ganzen Land?

Claudio Minder wuchs in Italien als Sohn von Missionaren auf. Mit 16 Jahren kehrte er in die Schweiz zurück und absolvierte die Ausbildung zum Zollbeamten. Im Jahr 2000 wurde er zum schönsten Mann der Schweiz gewählt. Im Interview blickt er auf diese Zeit zurück und erklärt, welche Bedeutung innere und äussere Schönheit heute für ihn haben.
Claudio Minder

Claudio Minder, Sie waren ein Jahr lang Mister Schweiz. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gemacht?
Claudio Minder: Die prägendsten Erfahrungen machte ich mit Journalisten und Medien. Für viele war mein Glaube an Gott nicht passend und wurde mit Negativem in Verbindung gebracht. Ich musste oft öffentlich Stellung nehmen. Dank dieser Herausforderung habe ich jedoch auch gelernt, wie ich auf einfache Art meinen Glauben erklären und zu heiklen Themen Stellung nehmen kann, ohne die Leute vor den Kopf zu stossen.

Was war der Preis für Ihren Titel?
Ich habe gerade in schwierigen Zeiten einige Freunde verloren. Es war hart für mich zu sehen, wie sich Menschen distanzierten und nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Anderseits wusste ich so, dass diejenigen, die auch in schwierigeren Zeiten zu mir hielten, echte Freunde sind.

Als Mister Schweiz wurden Sie von Frauen stark umworben. Sind bleibende Beziehungen und Freundschaften entstanden?
Wenn ich heute zurückschaue, dann muss ich feststellen, dass Begegnungen oberflächlich waren. Bleibende Beziehungen sind aus dem Jahr als Mister Schweiz nicht entstanden; nur wenige Kontakte pflege ich weiterhin.

Was früher den Frauen vorbehalten war, ist heute auch für Männer aktuell: Bodybuilding im Fitnesscenter, Anwenden von Kosmetikprodukten, Haare färben und stylen usw. Dieser starke Drang nach äusserer Schönheit scheint kein Ende zu haben. Wie sehen Sie als ehemaliger Mister Schweiz diese Entwicklung?
Es ist eine absehbare Entwicklung. Jeder sehnt sich nach «Schönheit», denn Hollywood und die Werbung drängen uns dazu, immer besser auszusehen und so Erfolg zu haben. Ich glaube, dass ein Leben im Einklang mit Körper, Geist und Seele eine gesunde Ausstrahlung mit sich bringt. Ausstrahlung ist weder käuflich noch erzwingbar, weil sie aus unserem Inneren kommt. Sowohl innere als auch äussere Schönheit ist ein Geschenk Gottes; das hat mit Körperkult nichts zu tun. Heute trachte ich zuerst nach innerer Schönheit, die äusserliche Attraktivität folgt…

Das Streben nach Schönheit hat auch mit Suche nach Anerkennung zu tun. Wir erfahren aber, dass Promis wohl sehr schön sein mögen, Beziehungsprobleme bei ihnen jedoch an der Tagesordnung sind. Ist Schönheit also doch nicht das erstrebenswerteste Ziel?
Natürlich nicht. Promis sind besonders begabt darin, die Sonnenseite ihres Lebens zu zeigen. Dabei lenken sie von den wahren Problemen ab. Sie leben wie in einem Theater: Auf der Bühne sieht alles nach heiler Welt aus, doch hinter den Kulissen herrscht Unordnung und Chaos. Abschliessend kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass Schönheit zwar kurzfristig wertvoll, jedoch kein erstrebenswertes Ziel ist.

Sie sind jetzt 32 und seit zwei Jahren verheiratet. Was bedeutet Schönheit heute für Sie?
Ich bin in den letzten Jahren ruhiger geworden. Schönheit empfinde ich heute als einen Zustand der Balance zwischen innerem Empfinden wie göttlichem Frieden im Herzen und äusseren Umständen, zum Beispiel Frieden mit meinem Umfeld. Wenn beides übereinstimmt, ist dies für mich wertvoller als jegliche Beautybehandlung oder ein oberflächlich hingesagtes Kompliment.

Dieser Artikel wurde freundlicherweise vom Magazin «Reflexionen» zur Verfügung gestellt.

Datum: 26.07.2013
Autor: Claudine Meier
Quelle: Reflexionen

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