Tatort Golgatha: Ein Kommissar berichtet

Kommissar

Früher jagte er Mörder und Totschläger, suchte Zeugen, um einen Tatverdächtigen zu überführen. Heute ist er selbst Zeuge – um anderen von der Liebe Gottes zu den Menschen zu berichten.

Die Rede ist von Bernd Rein aus Hünstetten im Taunus. Der pensionierte Kriminalkommissar wurde gewissermassen vom Saulus zum Paulus.

Tatort Frankfurt am Main. Ein Mann liegt mit zerschmetterten Gliedmassen am Boden. Er hat sich vom 38. Stock eines Hochhauses in die Tiefe gestürzt. Es ist drei Uhr morgens und lausig kalt. Kriminaloberkommissar Bernd Rein und sein Team sichern Spuren. Müde und gereizt befragt er Zeugen, macht sich mürrisch an die Arbeit. Lieber wäre er jetzt zu Hause im warmen Bett.

Viele Jahre war der heute 60-Jährige bei der Frankfurter Mordkommission. „Mir ist der schlimmste Abschaum begegnet“, sagt Bernd Rein über sein berufliches Leben. Er hat dabei die dunklen Seiten der menschlichen Seele erlebt. „Wir sind buchstäblich durch Blut gewatet“, so seine bittere Erkenntnis.

Tatort Golgatha

Drei Männer kämpfen mit dem Tod. Einer davon: Jesus von Nazareth, den sie später den „Christus“ nennen werden. Die Muskeln erschlaffen nach und nach, der Körper richtet sich immer wieder auf, atmet ein, aber nicht aus. Muskelkrämpfe durchzucken den Körper, durch die Geisselung ist die Haut aufgeplatzt, Fleisch und Adern quellen hervor.

Herzriss, ein Stich mit dem Speer: „Vor schlimmen Tod bewahrt.“ „Jesus ist plötzlich gestorben“, doziert Bernd Rein. „Es war ein Herzriss.“ Dabei treten rund 500 Milliliter Blut und Wasser aus dem Herzbeutel. Anschliessend, so die biblische Überlieferung, stach ihm ein Soldat mit dem Speer in die Seite. „Gott hat Jesus vor einem quälenden und schlimmen Erstickungstod bewahrt“, sagt der erfahrene Kriminalist Rein, der in Vorträgen die Einzelheiten der Kreuzigung Jesu immer wieder erzählt, um letztlich auf den Punkt zu kommen: „Das alles ist ganz persönlich für uns geschehen.“

Ihm ist durchaus bewusst, dass es auch in der Bibel dunkle Seiten gibt, weil sie letztlich das menschliche Leben beschreiben. Da wird gelogen, betrogen und gemordet. Aber diese Berichte zeigen auch Wege aus der Krise, ein Leben mit Gott. „Das hat eine völlig andere Qualität“, ist Rein überzeugt.

Suche nach Beweismitteln

Ganz Kriminalist sucht er in biblischen Berichten nach Beweismitteln. Bei Gericht, so Rein, müssen die Beweismittel wie Zeugenaussagen, Fingerabdrücke und Fotos das Gericht überzeugen. Das führt letztlich zur Verurteilung eines Täters.

Für die Auferstehung Jesu sei allerdings nicht ein Gericht zuständig. „Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann ist das auch bewiesen“, glaubt Rein. Für ihn stehe fest, dass Jesus auch heute lebt. „Dafür gibt es Zeugenaussagen in der Bibel und den Heiligen Geist, der mir klar gemacht hat, dass Jesus lebt.“

Dass Bernd Rein heute offen und unbekümmert das Evangelium verkündet, hätte er selbst nie für möglich gehalten. „Ich bin sogar aus der Kirche ausgetreten“, sagt er. Zwar habe die Konfirmandenzeit bei ihm einiges ausgelöst, doch der Gottesdienstbesuch langweilte ihn. Er war jung, fühlte sich als Bergsteiger, Skifahrer und mehrfacher Polizeimeister im Schwimmen jung und stark. Wozu brauche ich Gott und Kirche?

Und dann sein beruflicher Alltag. „Bei dem, was ich gesehen habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es Gott gibt.“ Letztlich war es seine Frau Marlene, die ihn einmal mit zu einem Gottesdienst mitnahm.
Mehr ihr zuliebe und aus Neugier ging er mit und traf auf eine Welt, die ihm bislang völlig fremd war. 300 bis 400 meist junge Leute sangen und tanzten und die Predigt traf ihn mitten ins Herz, sagt er.

Von da an suchte er regelmässig diese Art der Gottesdienste auf. „Es gab schwere innere Kämpfe, aber ich habe den Schritt in die richtige Richtung gemacht.“ Früher trank er regelmässig drei bis vier Flaschen Bier am Abend, riss einen unflätigen Witz nach dem anderen, schaute gerne den Frauen nach. Und heute? „Ich bin frei geworden“, sagt er schlicht. Das Bier bleibt meist unberührt und alles andere habe er nicht mehr nötig, sagt er.

1980 wechselt Rein zum Landeskriminalamt nach Wiesbaden, wird zum Kriminalhauptkommissar befördert. Er wird im Staatsschutz bei der Terroristenbekämpfung eingesetzt, die brauchen einen erfahrenen Mordexperten.

Das berufliche Aus kommt 15 Jahre später. Eine Arthrose und mehrere Bandscheibenvorfälle hindern ihn daran, länger zu sitzen. Rein geht in Rente.

Doch von Ruhestand ist bei ihm und seiner Frau nichts zu spüren. Bereits 1990 tritt er wieder in die evangelische Kirche ein. Jetzt kann er sich mit aller Kraft dem Evangelium widmen; er will nicht vor dem Fernseher versauern. Beide lassen sich zu Laienpredigern ausbilden, halten regelmässig gemeinsam Gottesdienste und sein Gemeindepfarrer drängt ihn, für den Kirchenvorstand zu kandidieren.

Rein reist auf Einladungen kreuz und quer durchs Land und hält Vorträge über den Tatort Golgatha und seine ganz persönlichen Rückschlüsse.

Damit nicht genug. Mit Freunden aus ihrer Kirchengemeinde kümmern sie sich ganz praktisch um Obdachlose und versorgen sie mit Essen und Trinken. Dabei reden sie auch über ihren Glauben, was ihnen dabei wichtig ist und beten mit ihnen.

Datum: 09.04.2004
Quelle: UNSERE KIRCHE

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