Jacqueline Schneider

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Eigentlich ist Turmspringen in unserem Land eine Randsportart. Doch der 4. Platz an den Weltmeisterschaften 1998 und ihre Ausstrahlung machten Jacqueline Schneider in kürzester Zeit bekannt und beliebt. Auf dem Sprung nach Sydney wurde jedoch einiges auf den Kopf gestellt:

In meiner Sportkarriere musste ich oft unten durch und beschäftigte mich des öfteren mit dem Gedanken an den Rücktritt. In der Folge suchte ich nach Halt bei Gott, begann zu beten, vor allem in Situationen, in denen es mir nicht gut ging. In guten Zeiten brauchte ich ihn ja gar nicht.

Ein Schlüsselerlebnis hatte ich vor der Weltmeisterschaft. Ich litt unter grossen Ängsten, da ich bei einem bestimmten Sprung immer wieder Blackouts hatte. Ich brauchte einfach Gottes Hilfe, ich fühlte mich so elend, dass ich oft raus in die Natur ging und dort echt zu Gott schrie. Ich wusste einfach nicht mehr weiter, ausser dass alleine Gott mir helfen konnte.

Auf diese Weise entwickelte sich eine Beziehung zu Gott und ich erlebte, wie Er mich aufbaute. Da mein Trainer dann vor dem Wettkampf nach Hause musste, hatte ich wirklich nur noch Gott.

Traumziel erreicht!
An diesen Weltmeisterschaften gelang mir der Sprung an die Weltspitze. Mit einem 4. Platz, knapp an den Medaillen vorbei, erreichte ich ein Ziel, von dem ich immer nur geträumt hatte. Man muss sich das vorstellen, mitten in einem Teilnehmerfeld von Chinesen, Russen und andern Spitzennationen. Da war ich nun plötzlich Vierte. - Die Medien wurden auf mich aufmerksam, ich hatte Freude, doch in mir spürte ich plötzlich auch eine grosse Leere. Ich hatte das erreicht, wofür ich immer trainiert hatte - ich verpasste die Medaillen nur um 0,5 Punkte - ja, davon hatte ich immer geträumt, und nun war der Traum in Erfüllung gegangen.

War das alles? Anstatt mich glücklich und zufrieden zu fühlen, erlebte ich das Gegenteil: War das alles? Weshalb fehlte mir dieser halbe Punkt? Lohnt es sich, soviel zu investieren (Weltmeisterschaften sind nur alle vier Jahre), um dann doch innerlich leer zu bleiben? Das kann doch nicht das Einzige im Leben sein - da muss es doch noch mehr geben. Plötzlich hatte ich Sponsoren, eine Plattform in den Medien, die Spirale begann sich zu drehen. Ich fühlte mich auch überfordert; alle wollten etwas von mir, ich sollte gut reden, gut aussehen - doch auch diese Möglichkeiten waren nicht das wahre Glück.

Diese Erfahrungen in Australien liessen mich erkennen, dass die Lebensfreude und das Glück nicht abhängig von Erfolg, Geld und Bekanntheit sein können.

Wie ging es weiter?
Alle diese Erfahrungen bestätigten im Grunde meine Vorahnung, dass alleine Gott diese Liebe und Freude zu geben vermag. Ich begann vermehrt die Bibel zu lesen, nicht nur in schlechten Situationen. Mehr und mehr wurde es zum täglichen Bedürfnis.

Die Bibel im Handgepäck - wieso?
Jesus ist mein Begleiter, Berater und bester Freund geworden. Er hilft mir in Entscheidungen und ist immer für mich da. Ich vertraue ihm wirklich, weil er weiss, wie die Zukunft aussehen wird.

Wenn ich eine konkrete Antwort suche, ein Problem vor mir sehe und dann die Bibel öffne, so mache ich die Erfahrung, dass ich daraus genau die Ermutigung und Anleitung bekomme, die ich brauche. Ja - es spricht direkt in mein Leben hinein. Das stärkt meinen Glauben, es ist ein Beweis mehr, dass Gott lebt und für meine Lebensfragen relevant ist.

Bibel - ein Buch von gestern?
Die Bibel ist topaktuell - das Buch der Bücher. Ich erlebe sie als einzige Wahrheit. Gerade in Situationen, in denen ich ungeschickt reagiert habe, Dinge tue, die mir selber schaden, engstirnig und ungeduldig bin und ich dann die Bibel lese, so kommt mir eine grosse Freiheit entgegen. Diese Liebe Gottes setzt frei von Stress und Zwängen, die man sich ja meist selber auferlegt. Ich muss niemandem etwas vorspielen oder gefallen. Gott hat mich gern - so wie ich bin. Ich arbeite auch an mir und in den Bereichen, wo Gott mich verändern will. Ich muss mit Gott und mir selber im Reinen sein.

Lieblingsvers?
"Denn Gott hat uns seinen Heiligen Geist gegeben, und das ist kein Geist der Furcht, sondern ein Geist, der uns mit Kraft, Liebe und Selbstüberwindung erfüllt." 2.Timotheus 1,7

Das ist super - dieser Vers spricht mich immer wieder an. Er beflügelt mich im Sport und im Leben. Im Sport brauche ich diese Hilfe sehr konkret. Gerade im Sprung ist ein Zögern oder eine Angst fatal. Aber auch im Leben ist es so, dass ich Kraft, Liebe und Selbstüberwindung brauche.

Welche Herausforderungen erwartet eine Sportlerin, die sich für die Spiele qualifiziert hat?
Von Seiten der Sponsoren, der Medien, der Verbände ist sicher eine grosse Erwartung da. Die ganze Welt schaut nach Sydney und für einen Sportler ist es das Grösste, dort dabei zu sein. Das macht Druck und damit muss man lernen umzugehen, um die volle Leistung bringen zu können. Es geht auch darum, sich von diesem Druck innerlich zu befreien. Bei mir geschieht es so, dass ich Gott sehr konkret darum bitte. Im Gebet lade ich jeweils den Rucksack ab, und ich erlebe, dass dies dann auch passiert.

Das Wissen, von Gott geliebt zu sein, macht wirklich frei. Menschen massen sich an, so schnell zu beurteilen, ob jemand gut oder schlecht ist - und dies über den Sport hinaus. Eigentlich hat alleine Gott das Recht, Menschen zu richten - und er urteilt nicht nach Leistung.

Jacqueline Schneider, Schwimmclub Bülach, Wasserspringerin, 4. Rang an den Weltmeisterschaften in Perth 1998 (Australien), qualifiziert sowohl für den Synchro-Final wie auch als Einzelathletin an den Olympischen Spielen in Sydney

Jacqueline Schneider hängt Badeanzug an den Nagel.

Die First Lady des Schweizer Turmspringens tritt zurück.
Der Ende März 2002 angekündigte Rücktritt von Jacqueline Schneider kommt einerseits überraschend - man dachte, sie wolle es an den olympischen Spielen 2004 in Athen noch einmal wissen. Andererseits zeichnete sich ihr Rücktritt ab, denn immer häufiger war Jacqueline Schneider als Wellness-Botschafterin unterwegs.

Zum Audio-Beitrag von Radio ERF

Datum: 29.03.2002

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