Du sollst nicht zu wenig lachen

Lachen

Humor und Christentum scheinen für viele schlecht zusammen zu passen. Glauben gilt als eine ernsthafte Angelegenheit, Bibel und Kirche bieten auf den ersten Blick wenig Anlass zum Lachen. Doch dieses Bild ist nur vordergründig.

Lange Zeit wurde das Lachen seitens der Kirche kritisiert, da Kirchenlehrer in ihm Weltlichkeit und mangelnder Glaube sahen. Wie verbreitet die Meinung war, das Lachen im Christentum verpönt sei, zeigt eine kleine Begebenheit von Karl Barth, in er davon erzählt, dass er einen "aufrichtig frommen Mann" getroffen habe, der ihm versicherte, ein Christ dürfe nie scherzen. Der Theologe Karl Barth besass selber eine grosse Portion an Humor. Einmal sagte er seinen Studenten gegenüber: "Ich habe gehört, es soll Barthianer geben; wenn Sie einen sehen, grüssen Sie ihn und sagen ihm: Ich bin keiner!"

Warum im Christentum lange eine solch negative Haltung gegenüber dem Lachen verankert war, das glaubte der dänische Religionsphilosoph Sören Kierkegaard herausgefunden zu haben: Lachen habe in einer Religion keinen Raum, die das Leiden so sehr betone wie das Christentum. Der religiöse Mensch könne daher gar nicht komisch werden. Ist das wirklich so?

Das Lachen in der Bibel

Mitnichten, denn es gab zu allen Zeiten des Christentums Menschen, die überzeugt waren, dass das Lachen zum Menschen, und somit zum Glauben gehört. Auch in der Bibel wird das Lachen nicht ausgeklammert. Bezeichnend, dass gerade im Buch Hiob, das soviel über Leiden berichtet, an vielen Stellen gelacht wird. Da heisst es im 5. Kapitel: "Über Verderben und Hunger wirst du lachen und dich nicht fürchten." Im 8. Kapitel des gleichen Buches wird "Gott deinen Mund mit Lachen füllen und deine Lippen mit Jubel."

Im biblischen Sprachgebrauch soll der Begriff Lachen zwar nur etwa zwanzigmal vorkommen, häufiger ist dagegen von Freude, Fröhlichkeit und Glückpreisungen die Rede. Die Frage, ob Jesus gelacht hat, stellte schon Umberto Ecos Werk "Der Name der Rose", in dem das Lachen als Sünde geschildert wird. Peter Bloch, Verfasser des Buches "Der fröhliche Jesus", fragt jedoch forsch: "Kann denn einer die 'Frohe Botschaft' verkünden, der selbst nicht von Freude und Fröhlichkeit erfüllt ist?"

Die subversive Kraft des Witzes

Zu jeder Zeit haben auch stets namhafte Theologen für den Humor in der Kirche plädiert und unterstrichen, dass Jesus schliesslich nicht die Drohbotschaft, sondern die Frohbotschaft verkündet hat. Von humorlosen Christen, so ihre Meinung, geht keine ansteckende Wirkung aus. Sie machen eine schlechte Reklame für ihre Sache. "Lacht!", forderte auch der Theologe Karl Rahner seine Gemeinde auf, "denn dieses Lachen ist ein Bekenntnis, dass ihr Menschen seid."

Theologen wussten zudem seit je, wie sehr die Obrigkeit die entlarvende Wirkung des Humors fürchtet. Witz, Narretei und Komik sind im besten Falle subversiv und waren und sind ernst zu nehmende Mittel der Institutionen - und Gesellschaftskritik. Berühmt-berüchtigt ist der jüdische Witz, der von Kennern als schärfer als der Witz anderer Völker beschrieben wird.

Kirchenkabarett, Comics und Humor-Reisen

Im Bewusstsein vieler Christen sind Kirche und Humor längst nicht mehr so wesensfremd. Auch hierzulande engagieren sich Pfarrersleute und Gläubige dafür, dass in ihrem Alltag der Frohsinn nicht zu kurz kommt. Der Berner Pfarrer Anselm Burr beispielsweise führt seit einigen Monaten ein "Lachhaftes Tagebuch" www.hahahahaha.org , in dem er Eindrücke auf seiner Humor-Reise schildert. Für ihn steht es ausser Frage, dass ein Christ humorvoll sein sollte, "denn es ist Ausdruck einer fröhlichen Grundstimmung."

Dem Pfarrer geht selten der Stoff an Witzen aus und wenn es die Situation erfordert, gibt Burr auch mal ein paar Pointen auf der Kanzel zum Besten. Auch haben sich an verschiedenen Orten kirchliche Kabarettgruppen gebildet. Sie nennen sich "Die Kreuztreter", "Klüngelbeutel" oder "Die Schwestern und Brüder GmbH" und treten auf kirchlichen Grossveranstaltungen und in Gemeinden auf.

Die Schauspiel-Gesellschaft mit bestimmter Hoffnung ist Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, durch Theater und Kabarett Menschen zum Lach(denk)en zu bringen, das heisst, Unterhaltung mit Tiefgang zu bieten. Auf humorvolle Weise hinterfragen und sie christlicher Werte und zeigen positive Perspektiven auf www.schauspielgmbh.ch

Erwähnswert auch die Die närrische Homepage von Markus Brunner. Narrentests, Pantomimen. Eine närrische Homepage der ganz anderen Art. www.markus.li/heilsarmee/karrikatur.html

Der Spanier Carlos Martìnez arbeitet professionell als Mime, kreiert eine Welt aus Gesten, die sein mediterranes Temperament und seinen Humor mit präziser Technik und Rhythmus verbinden. Carlos schrieb über 50 Sketche für Mime und Theater. Dabei umschifft der Mime alle möglichen Alltagspeinlichkeiten, und meistert mit poetischer Leichtigkeit, humorvoll und improvisierend ww.profile-productions.ch/artists/carlos.htm

In Deutschland gibt es sogar ein Kirchen-Kabarett-Festival. Auch humorvolle Karikaturen in kirchlichen Publikationen sind gefragt. Am bekanntesten sind wohl die Zeichnungen des Karikaturisten und Theologen Werner "Tiki" Küstenmacher.

Seelsorger haben in den letzten Jahren auch mehr und mehr die heilsame Wirkung des Humors erkannt. Einige engagieren sich bei Humor Care, der Gesellschaft zur Förderung von Humor in Therapie, Pflege und Beratung oder im Verein "Humor.ch". Es gibt eine wachsende Zahl an Bildungshäusern wie das Lasalle-Haus bei Zug oder das Haus Gutenberg in Balzers, wo regelmässig Seminare zum Thema "therapeutischer Humor" angeboten werden. 1995 gab es in Basel und Arosa sogar Europas erster Kongress über den therapeutischen Humor. Vor 10 Jahren wusste in Europa kaum jemand, was "Gelotologie" bedeutet.

Zwar hatten sich einzelne Clowns daran gemacht, in Krankenhäusern Patienten ihre "Visiten" abzuhalten (siehe auch Artikelhinweis unten. Clowndoktor: Lachen ist eine gute Medizin!). Doch ihre Arbeit war im Gegensatz zu den USA, hierzulande lange kaum bekannt. Heute steigen zuweilen Kirchenleute wie etwa die deutsche Theologin Gisela Matthiae selbst ins Clowns-Kostüm. Sie lernte in den USA "Clowning Ministry" kennen. In Gottesdiensten oder in Altersheimen als Clown aufzutreten war ihr bis dahin unbekannt, doch es faszinierte sie so, dass sie nach ihrer Rückkehr eine Fortbildung machte und nun mit dem Blick der Clownin in Kirche und Bibel schaut.

Weitere Artikel:
Humor gehört zum Mensch www.livenet.ch/www/index.php/D/article/12/3900/

Lachen ist für alle gesünder www.livenet.ch/www/index.php/D/article/62/3532

Clowndoktor: Lachen ist eine gute Medizin! www.livenet.ch/www/index.php/D/article/156/9274/

Quelle: Kipa/Livenet

Datum: 03.03.2004

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