Auf dieser Welt gibt es viel Schönes zu entdecken und doch ist die Schönheit oftmals unscheinbar. Um sie zu finden, muss man gar nicht weit gehen, sei es zuhause vor den Spiegel stehen oder einen kurzen Abstecher an der frischen Luft zu machen. Ein Ratgeber von Kerstin Hack.
Wer mit offenen Augen durch
die Welt geht, findet tausendundeine Gelegenheit zum Staunen. Ob es die
Schönheit einer Blume ist, ein interessantes Gebäude oder die vielen
verschiedenen Farben in der Iris eines Menschen. Oder – für mich – die
vielen Vögel, die an meinem Hausboot vorbeikommen wie heute Morgen das
niedliche Blesshuhn, das fröhlich durchs Wasser schwamm. Die Welt ist voller
Wunder – und wir können sie bestaunen.
Schönheit und Spiritualität
Kerstin Hack
Für mich hängen Schönheit
und Spiritualität eng zusammen. Wenn ich Schönes betrachte, ahne ich etwas von
der Kreativität, der Vielfalt und der Phantasie des Schöpfers, von seinem
Ideenreichtum und seiner Liebe zum Leben. Wenn ich staune, ist der Weg zur
Anbetung nicht weit – ein Lob auf den Lippen oder still im Herzen.
Glaube verstehe ich nicht
als Befolgen starrer Regeln, sondern als Einladung zur Begegnung mit dem
Lebensspender schlechthin. Mit dieser Perspektive kann man beim Staunen über
die Schönheit der Welt vielfältige und interessante Gottesbegegnungen erleben.
Ich habe erlebt, dass
lebendige Begegnungen mit dem Schöpfer sich auf den Menschen so auswirken wie
das bunte Licht von Kirchenfenstern, das farbige Schatten auf denjenigen wirft,
der die bunten Bilder und Geschichten aus der Nähe zu betrachtet.
Schönheit entdecken
Es gibt auf dieser Welt
unendlich viel Schönes zu entdecken. Manche Schönheit fällt einem sofort ins
Auge – ein besonders attraktiver Mensch, der einem auf der Strasse entgegen
kommt. Oder ein beeindruckendes Naturschauspiel. Das ist Schönheit, so wie man
sie erwartet und wie sie in unserer Kultur üblicherweise definiert wird. Wir
haben es gelernt, bestimmte Dinge als schön zu empfinden.
Doch häufig kommt Schönheit
eher unscheinbar daher. Hagebutten an einem winterlichen Dornbusch sind
zauberhaft – wenn man sich die Zeit nimmt, genauer hinzusehen und ihre spröde
Schönheit zu bewundern. Die Schönheit der gesprenkelten Samen der Lupine ist
aus der Nähe betrachtet ebenso überwältigend wie ein Spinnennetz, das voller
Tautropfen hängt.
Schönheit mit allen Sinnen erkennen
Schönheit ist nicht nur
optisch wahrzunehmen. Alle Sinne können Schönheit empfinden. Schöne,
interessante Klänge. Warme, wohlige Atmosphäre. Sanfte, zarte Berührungen, ein
leckerer Geschmack. Je bewusster wir aufnehmen, was wir wahrnehmen, umso mehr
werden wir beglückt. Forscher haben herausgefunden, dass 20 Sekunden
aufmerksamer Betrachtung und bewussten Aufnehmens und Abspeicherns genügen,
damit Glückshormone in uns ausgeschüttet werden.
Nicht zuletzt kann man sich
an der eigenen Schönheit freuen. Sie kommt bekanntlich von innen. Wer
ausgewogen lebt und dafür sorgt, dass Körper und Seele Raum zur Entfaltung
finden, wird Schönheit ausstrahlen. Nicht unbedingt die Schönheit eines
Supermodels oder eines durchtrainierten Mannes. Sondern die eigene, individuelle
Schönheit und Einzigartigkeit, an der man sich erfreuen kann und die auch auf
andere abstrahlt.
Praxistipps
Überlegen Sie sich: Welche Art von Schönheit
berührt Sie sehr? Mit welchen Sinnen sind Sie stärker empfänglich? Und zu
welchen Zeiten können Sie Schönheit besonders gut empfinden?
Hinsehen oder Hören,
Riechen, Fühlen, Tasten: Üben Sie es, Schönheit bewusst wahrzunehmen und immer mal wieder 20
Sekunden lang etwas zu bestaunen.