Tipps unerwünscht!

Entscheidungen treffen in einer Multioptionsgesellschaft

Schon beim Kaffeekaufen zeigt sich das Dilemma: Von der Grösse über Zutaten bis hin zu den Toppings muss man Entscheidungen treffen. Wie sieht das mit den vielen anderen lebenswichtigen Entscheidungen aus? Und wie kann man Gott da mit einbeziehen?
Schon beim einfachen Kaffeekauf stösst man auf viele Möglichkeiten.
Tobias Illig

Wer heutzutage einfach nur einen stinknormalen Kaffee am Bahnhof oder in der Fussgängerpassage kaufen will, erlebt gelegentlich die volle Kraft der Multioptionsgesellschaft. Der Barista hinter der Theke brüht nicht einen einfachen Kaffee, den ich dann mitnehmen kann. Nein, dazwischen liegen eine Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten meiner Wahlfreiheit... Zunächst die Grösse (Small, medium, grande), dann mit oder ohne Zucker, mit oder ohne Sirup, mit normaler, fettarmer, veganer oder laktosefreier Milch, mit Topping oder ohne, usw. Es ist also heutzutage alles andere als «einfach», einen simplen Kaffee zu holen.

Das Lebens-Dilemma

Genauso ist es für viele von uns gar nicht leicht, einfach nur ein «einfaches» Leben zu führen. Auch hier sind die Wahlfreiheiten enorm und man findet sich entlang des Lebenslaufs ständig vor Weichen gestellt, bei denen man entscheiden soll. Soll ich studieren oder eine Lehre machen? Sollen die Kinder auf eine Montessori-Schule oder Mainstreambildung konsumieren? Wen soll ich heiraten? Wo fahren wir in Urlaub hin? Welchen Beruf soll ich ergreifen? Wo will ich leben? Soll ich ein Haus bauen oder zur Miete wohnen? Es ist furchtbar. Ständig muss man irgendetwas entscheiden. Dabei könnte es doch so einfach sein.

Mach's wie ich!

Leute bieten sich da gerne als Entscheidungshelfer und Ratgeber an. Leute empfehlen Ihnen sowieso nur das, was sie selbst gut finden oder selbst erlebt haben. Das nennt die Psychologie Selbstreferenz. Man «referenziert» ausschnittshaft nur auf das eigen Erlebte. Etwas anderes kennt man ja auch nicht. Ob das aber genau die Tipps sind, die Sie weiterbringen, ist sehr fraglich. Zumal Sie ja auch irgendwie an Gottes Perspektive für Ihr Leben interessiert sind und nicht einfach die Lebenstipps anderer Leute als Mass aller Dinge nehmen. Da hören Sie nun Stimmen von Leuten, die sich zwar Gedanken (oder Sorgen) um Sie machen, die Sie aber offensichtlich noch nicht gut genug kennen, um Ihnen (!) zu Ihrer (!) Lösung oder Entscheidung zu verhelfen.

Die Stimme Gottes filtern

Ich will ja gar nicht sagen, dass solche Tipps unrelevant sind oder auch nicht mal goldrichtig sein können. In der Regel werden sie aber gerne auch mal als «gutgemeinter Wille Gottes» verkauft und mit Bibelversen garniert. Man könnte meinen, einen Engel direkt vor sich stehen zu haben, der einem nun die Botschaft Gottes übermittelt. Wenn die Person so überzeugt von Gottes Weg für mich ist, muss ich es doch auch als Gottes Wille erkennen. Gott selbst muss doch mit mir reden und ich werde seine Stimme auch hören. Es könnte so einfach sein. Es ist aber nicht einfach, aus dem umgebenden Stimmengewirr die einzig und alleinige Stimme Gottes herauszufiltern.

Auf stumm schalten

Manchmal muss man die Stimmen aus dem wohlmeinenden Umfeld einfach mal stummschalten, um sich mit Gott allein und im stillen Kämmerlein zu beschäftigen. In den Zuhörmodus schalten ist bei der Lautstärke um einen herum gar nicht so einfach. Ein gepflegter Rückzug ins Gebet und das Suchen von Rückhalt in der Bibel kann hier die Lösung sein. Prüfen wir doch all die Tipps und Ratschläge vor dem Hintergrund von Gottes Wort. Was sagt die Bibel zu meinem Thema? Was habe ich von Gott verstanden? (Ich kann mich natürlich hier selbst betrügen und meine Stimme als Gottes Stimme verkaufen. Dann brauche ich Leute um mich herum, die das auch noch mal hinterfragen.) Wie hat Gott mich bislang geführt? Woran erkenne ich das?

Mit Gott besser beraten

Wer auf Gott vertraut, darf sich fallen lassen. Vertrauensvoll den Weg mit Gott gehen, den er für mich vorgesehen, vorbereitet und vorgegangen ist. Ich erkenne irgendwann Gottes Fussspuren in meinem Leben und lerne, ihm immer wieder neu zu vertrauen und Entscheidungen in Gottes Liebeskorridor zu treffen. Natürlich gibt es Menschen, die sich aufgrund ihres Charakters und ihrer Prägung ungern festlegen. Schlimmstenfalls wurden sie so «verzogen», dass sie sich gar nicht mehr langfristig festlegen können. Beispiele hierfür sind: Jemand, der ständig den Partner/die Partnerin wechselt und sich nicht festlegen will. Jemand, der ständig den Job wechselt und nirgends mal für länger hängenbleibt. Jemand, der grundsätzlich unverbindlich bleiben und sich nicht festnageln lassen möchte.

Fragen für Ihren Weg

Vielleicht helfen Ihnen folgende Fragen, Ihre Situation mit der Bibel und im Gebet vor Gott zu sehen und Entscheidungen für Ihr Leben zu treffen:

  1. Ist es egozentrisch oder dient es auch anderen?
  2. Spricht etwas aus der Bibel dagegen oder dafür? (leitende Bibelverse, bisherige Verheissungen für mein Leben, mahnende Verse, Beispiele von Personen aus der Bibel)
  3. Was raten mir «Brüder und Schwestern» aus meinem Umfeld? Was raten mir Fremde? Was raten mir evtl. auch Nichtchristen?
  4. Was sind die Folgen meiner Entscheidung (mittel- und langfristig)?
  5. Kann ich es mir finanziell überhaupt leisten und bin ich ein guter Haushalter meiner Finanzen?
  6. Wieviel Zeit und Lebensenergie wird es mich kosten und was in meinem Leben wird darunter leiden?
  7. Dient es meiner Familie und der Beziehung zu meiner Frau/meinem Mann?
  8. Wer wird dagegen sein? Wie will ich mit Widerstand umgehen?
  9. Habe ich alle Fähigkeiten und Kompetenzen, die dazu benötigt sind? Überfordere ich mich zu sehr und verausgabe mich auf Kosten meiner Gesundheit?
  10. Stehe ich mir mit meinem «Kleinglauben» selbst im Weg («Das kann ich nicht!») oder gehe ich mit angemessenem gesunden Selbstwert an die Sache ran, ohne mir etwas vorzumachen?
  11. Was sagt mein Gefühl dazu? Regt sich mein Gewissen? Ist es biblisch begründet oder eher ein biografisches Thema, das ich hinterfragen sollte?

Letztlich verspricht die Bibel jedem, der ehrlich nach Gottes Weisungen und seiner Führung sucht: «Verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn! Denke bei jedem Schritt an ihn; er zeigt dir den richtigen Weg und krönt dein Handeln mit Erfolg.» (Sprüche, Kapitel 3, Verse 5-6)

Zum Autor

Tobias Illig ist Coach, Berater und Organisationsentwickler. Er berät Menschen und hilft Teams, besser zusammenzuarbeiten, in ihren Stärken selbstbewusst zu wachsen und sich gemeinsam weiterzuentwickeln (www.tobiasillig.com).

Zum Thema:
Christ und Beruf: Keine Angst vor Entscheidungen!
Entscheidungshilfen: Wie man sich richtig entscheidet
«Generation maybe»: Wenn Entscheidungen schwer fallen

Datum: 31.03.2019
Autor: Tobias Illig
Quelle: Livenet

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