Pastorenkrankheit

Zorn – kein Kavaliersdelikt, sondern eine destruktive Kraft

Pastoren und Gemeindeverantwortliche sind auch nicht zorniger als andere Menschen. Aber ganz anders als bei Sünden im sexuellen Bereich, die grosse öffentliche Aufmerksamkeit finden, wird Zorn oft lächelnd abgetan: «So bin ich halt.» Oder sogar noch theologisch verbrämt als Ausdruck von Gottes Gerechtigkeit. Ein schwerer Fehler…
Zorniger junger Mann

Der US-Gemeindeberater Brian Dodd identifiziert 13 Eigenschaften eines zornigen Pastors. Doch fast alles, was er zu Zorn und seinen Auswirkungen auf den Dienst eines Pastors sagt, lässt sich genauso auf jeden Normalsterblichen übertragen. Schnell wird deutlich: Zorn ist weder ein Kavaliersdelikt noch nebensächlich. Besonders dadurch, dass zornige Menschen sich in einer ungesunden Umgebung besser entfalten können als in einer gesunden, verstärken sie leicht die negative Dynamik innerhalb von Familien, Firmen, aber auch Kirchen und Gemeinden. Wie äussert sich nun Zorn? Und was kann man dagegen unternehmen?

Eigenschaften zorniger Menschen

  • Zornige Menschen haben erhebliche Schmerzen und Enttäuschungen erlebt. Als Verletzte verletzen sie andere. Auch wenn sie einen geistlichen Dienst ausüben.
  • Zornige Menschen haben ein Kontrollproblem. Sie regen sich auf, wenn sie andere Menschen und/oder Situationen nicht im Griff haben. Jede Frage an sie scheint sie infragezustellen.
  • Zornige Menschen haben oft Probleme im Job. Weil ihnen emotionale Intelligenz fehlt und sie unnötig viele Brücken abbrechen, verlieren sie leicht den Rückhalt ihrer Kollegen. Bei Pastoren wird oft mit Abwesenheit oder dem Geldbeutel gegen sie «abgestimmt».
  • Zornige Menschen greifen oft Leitungspersönlichkeiten an, die ihnen helfen wollen und können. Doch sie tun sich schwer damit, wittern Konkurrenz. Gespräche werden von Spannungen, fehlender Vergebung, Abgrenzung und schliesslich zerbrochenen Beziehungen geprägt. So verlieren zornige Leiter ihre besten Mitarbeiter – denn die haben meist noch andere Möglichkeiten, als ihr Leben im Streit zu verbringen.
  • Zornigen Menschen brennt oft die Sicherung durch. Wutausbrüche sind bei ihnen an der Tagesordnung, und alle in ihrer Umgebung sind in Habacht-Stellung.
  • Zornige Menschen kämpfen gern. Sie können sich in einer ungesunden Umgebung besser entfalten als in einer gesunden. So neigen sie dazu, gesunde Strukturen zu zerstören, weil sie in friedlicher Umgebung nicht so gut «funktionieren».
  • Zornige Menschen leiten ihre Autorität gern von ihrer Stellung ab. Ein Pastor, der seine Führungsqualitäten mit den Worten «Ich bin der Pastor!» unterstreichen muss, hat seinen Einfluss bereits verloren.
  • Zornige Menschen beschädigen ihre Umgebung dauerhaft. Dies gilt in besonderer Weise für Kirchen und Gemeinden. Viele schrumpfen und verlieren an Einfluss. Selbst nach dem Weggang zorniger Leiter bestimmen diese noch die Gemeinde-Agenda: und wenn es durch Anstrengungen ist, nur ja nicht wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.
  • Zornigen Menschen mangelt es an Selbstwahrnehmung. Sie leben mit der verdrehten Auffassung, selbst richtig zu stehen, während alle anderen falsch liegen.

Auswege für zornige Menschen

Wenn Sie sich in den obigen Äusserungen wiederfinden, wenn Zorn Ihr Leben bestimmt, dann können Ihnen die folgenden Schritte dabei helfen, sich zu ändern. Vorab: Versuchen Sie es nicht allein! Und verschieben Sie die ersten Schritte nicht auf morgen.
  • Erkennen Sie Ihren Zorn als Problem.
  • Bekennen Sie Ihre Schuld.
  • Entschuldigen Sie sich bei denen, die Sie angegriffen haben. Und zwar in dem Rahmen, wo die Verletzung stattgefunden hat: unter vier Augen, im Team oder öffentlich.
  • Suchen Sie sich professionelle Hilfe. Ohne Seelsorge oder Therapie werden Sie Ihr Verhalten kaum nachhaltig ändern können.
  • Lernen Sie. Besuchen Sie Schulungen in Leiterschaft, gewaltfreier Kommunikation und ähnlichen Bereichen.
  • Legen Sie anderen Rechenschaft ab und lassen Sie sie in Ihr Leben hineinsprechen. Suchen Sie zusammen mit anderen nach Lösungen.

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Datum: 17.07.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Churchleaders.com

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