Vorurteile

Wie denken Sie heute über Mandela?

Dinge sind selten schwarz oder weiss und Menschen schon gar nicht. Dennoch haben wir meist fest geprägte Bilder von bekannten Personen, besonders bei Politikern, stellt Patrick Streiff, Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK), fest.
Nelson Mandela
Bischof Patrick Streiff

Kaum jemand hat eine klare Vorstellung, ob Assad oder Bush, ob Berlusconi oder Blocher, ob Putin oder Obama zu den «Guten» oder «Bösen» zu rechnen sind. Doch manchmal gibt es erstaunliche «Seitenwechsel», bei denen Personen später ganz anders beurteilt werden als früher. Das ist mir in den letzten Wochen besonders in der Berichterstattung über Nelson Mandela aufgefallen.

Im Westen umstritten

Vor dreissig Jahren habe ich nur in EMK-Zeitschriften aus der damaligen Deutschen Demokratischen Republik positive Äusserungen über den «Methodisten» Nelson Mandela gelesen. Im Westen war höchst umstritten, als der Ökumenische Rat der Kirchen die Anti-Apartheidskampagne unterstützte. Gegen Ende seines Lebens haben alle Nelson Mandela als Friedensstifter gelobt. Was für ein Seitenwechsel der Berichterstattung! Wohl dem, der nicht vorschnell verurteilt oder falsch Zeugnis redet.

Frieden stiften

Bereits in der Zeit im Gefängnis war Nelson Mandela ein Friedensstifter. Kürzlich las ich die beeindruckende Geschichte, wie ein anglikanischer Priester im Gefängnis eine Abendmahlsfeier für die schwarzen Gefangenen machte. Ein weisser Wärter überwachte die Gruppe. Als der Geistliche mit der Liturgie begann, unterbrach ihn der Gefangene Nelson Mandela. Mandela ging auf den weissen Wärter zu und fragte ihn, ob er Christ sei, was dieser bejahte. Da sagte Mandela zu ihm: «Dann können Sie nicht abseits stehen. Kommen Sie und feiern Sie mit uns das Mahl des Herrn!» Gemeinsam feierten sie das Mahl, in dem Christus Menschen mit sich und untereinander versöhnt.

Glücklich sind, die Frieden stiften!

Datum: 17.03.2014
Autor: Patrick Streiff
Quelle: Kirche und Welt

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