Die persönliche Revolution: Leben statt Haben

Walter Gasser

„Vereinfachen – beschränken – verzichten“ – das ist mehr als ein Motto für einfältige Asketen. Menschen aller Zeiten haben gewusst, dass mit diesen Haltungen ein ungeahnter Reichtum verbunden ist, den es auch in der heutigen Zeit zu erfahren gilt.

Dies stellt der Individualpsychologe Walter Gasser fest. Habsucht ist laut Jesus Christus eines der grössten Übel. Die Wurzel der Habsucht ist die Angst, zu kurz zu kommen, weniger als andere zu haben. In der Tiefe ist es die Angst vor der Vergänglichkeit, sagten die Therapeuten der alten Kirche. Aus dieser Angst heraus sichert man sich ab. Man möchte nie Mangel erleben und auf andere Menschen und ihre Hilfe angewiesen sein. Letztlich möchte man es vermeiden, dass man existentiell Gott vertrauen muss.

Eine zweite Wurzel der Habsucht ist heute die fast totale Lustorientierung. Das einzige Lebensziel heisst Lust erleben. Wer keinen tieferen Lebenssinn kennt, der wird lustorientiert. Und je mehr ich besitze, desto mehr Lust kann ich mir verschaffen. Diese Logik führt zur Habsucht. Weil das Sorgen aus Angst die Wurzel der Habsucht ist, kann Habgier nur durch tiefes Vertrauen überwunden werden. Wir können gewisse Dinge so einrichten, dass wir vertrauen müssen. Das ist Training gegen die Habsucht.


Freiwillig arm sein?

Freiwillige Armut, also das Sich Begnügen mit dem Lebensnotwendigen, ist eine Chance, um menschlich zu wachsen. Armut als freie Entscheidung, nicht als Schicksal. Wer genügsam sein will, muss loslassen. Freiwillige Armut äussert sich deshalb im Loslassen: Loslassen von materiellem Besitz, von materieller Sicherheit und von ungeordnetem Besitzstreben. Armut meint ein Freiwerden von sich selbst, sich selbst vergessen, um ganz auf Gott ausgerichtet zu sein. „Nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir“, betete Bruder Klaus.

Jesus schickte seine Jünger zu zweit aus und befahl ihnen, kein Geld mitzunehmen, auch keine Lebensmittel, nur die nötigste Kleidung. Und das hiess: Werdet abhängig von Gott und Menschen. Mangel und Überfluss sind zwei Gegensätze. Paulus hat beides gelernt: verzichten und geniessen. Nur wer beides kennt, kann beides echt. Wer nie verzichten gelernt hat, kann auch nicht richtig geniessen. Wer es nicht schafft, im Verzicht zu warten und dabei Spannung auszuhalten, kann auch nicht recht geniessen, er braucht immer stärkere Genuss-Reize. Beides lernen wir in der Lebensgemeinschaft mit Christus: Alles vermag ich – verzichten und geniessen – durch den, der mich stark macht. Wenn wir dauernd im Überfluss leben, sollten wir um unserer Reife und Lebensqualität willen von Zeit zu Zeit freiwillig verzichten. So weit Walter Gasser.

Ein neuer Lebensstil

„Voluntary simplicity“ bezeichnet heute einen Lebensstil, der sich als Alternative und Regulativ zum überbordenden, westlichen, konsumorientierten Leben ( www.calsky.com ; www.wikipedia.org ). Ein Ausstieg aus dem konsumorientierten Denken der heutigen Zeit führe zu grösserer Freiheit und sei eine Antwort auf problematische, belastende gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen, meinen moderne Lebensberater. Die starke Fixierung des Menschen auf die Rolle als Konsument wird hinterfragt; Status- und Prestigestreben werde als hinderlich und belastend betrachtet. Ein Ziel dabei sei, weniger Dinge zu besitzen, um sich mit deren Anschaffung, Bezahlung und Pflege nicht aufzuhalten und unnötig zu belasten.Viele Menschen, die ein „einfaches Leben“ begonnen haben, berichten von einem starken Bedürfnis, ihr bisheriges Leben neu zu ordnen, um mehr innere Befriedigung und Erfüllung zu erlangen.

Der Simplify-Trend

- ist eine bewusste, auf die Steigerung von Lebensqualität abzielende Entscheidung zur materiellen Reduktion des Lebensstandards. Er zielt auf Befreiung von unnötigem Ballast, von Zeitdruck und vom Zwang zum Konsum;

- ist als Befreiung von einengendem Ballast nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck, zur Entfaltung des Wesentlichen.

- Reduktion und Vereinfachung geschehen also nicht um ihrer selbst willen, sondern um dort, wo es wirklich wichtig ist, ein Mehr zu produzieren, ein Mehr an Lebensqualität, an Sinn, an gepflegten wirklichen Beziehungen, an jener Kreativität, die aus der Langsamkeit wächst.

Jesus Christus sagte im 11. Kapitel des Matthäus-Evangeliums die gerade auch heute gültigen Worte:

„Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet!
Ich werde euch Frieden geben.
Nehmt meine Herrschaft an und lebt darin! Lernt von mir!
Ich komme nicht mit Gewalt und Überheblichkeit.
Bei mir findet ihr, was euerm Leben Sinn und Ruhe gibt.“

Website: www.simplify.de

Datum: 14.12.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Jesus.ch

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