Jendrik Sigwart: Als Christ zum European Song Contest
Jendrik Sigwart (Bild: Instagram)
Mit seinem happy clappy Song «I
don't feel hate» geht Jendrik Sigwart beim ESC, dem European Song Contest, für
Deutschland an den Start. Ob der Musical-Sänger Chancen auf einen der vorderen
Plätze hat, bleibt abzuwarten. Er freut sich jedenfalls, am 22. Mai in
Rotterdam seine Botschaft weiterzugeben: Mitgefühl statt Hass.
Der 26-jährige Hamburger Jendrik
Sigwart ist Sänger und Musicaldarsteller. Bereits als Kind lernte er Klavier
und Geige. Später kam die Ukulele dazu, auf der er inzwischen meistens spielt.
Einem grösseren Publikum ist er erst bekannt, seit die deutschen Jurys des
European Song Contest sich für seine Bewerbung entschieden. Vielleicht
überzeugte sie der Titel: «How to make a music video, wenn du so gut wie kein
Geld hast, aber einen catchigen Song, und dich gerne beim Eurovision Song
Contest damit bewerben würdest, weil du da unbedingt mal auf der Bühne stehen
willst». Mit diesem Bandwurmsatz machte er im Vorfeld über verschiedene
Social-Media-Kanäle auf sich aufmerksam.
Vom Kirchenkeller zum ESC
«Hammer», beschreibt Jendrik im Kirchenfernsehen bei Heidrun Lieb
seine Gefühle, bei der grössten Musikshow der Welt aufzutreten. Seit
Kindertagen war das einer seiner Träume – obwohl ihm damals noch nicht viele
geglaubt hatten, als er meinte: «Da werde ich einmal auf der Bühne stehen.» Als
sein Musical-Engagement wegen der Corona-Pandemie ausfiel, produzierte er mit
einem Freund ein selbstgeschriebenes Lied.
Ein Studio für das Musikvideo konnte
er sich nicht leisten, deshalb fragte er bei seiner Kirchengemeinde in
Hamburg-Volksdorf an. Normalerweise engagiert er sich dort ehrenamtlich in
Sommercamps für Konfirmanden. Jetzt nutzte er den ehemaligen Jugendkeller. Dorthin
schleppte er 18 kaputte Waschmaschinen, um einen Waschsalon zu imitieren. Er
strich den Raum, dekorierte ihn während der Dreharbeiten achtmal um und feuerte
darin Farbkanonen ab.
Das Musikvideo
wurde inzwischen mehr als 1,5 Millionen-mal angesehen. Es hat 33'000 Likes und
17'000 Dislikes bekommen. «Ich war darauf vorbereitet, dass dieser Song
polarisieren wird», meint Jendrik dazu. Sein grosser Wunsch war es, überhaupt
zum ESC zu fahren – von daher wäre jede gute Platzierung ein Extrageschenk.
Vom Hass zum Mitleid
Jendrik verrät nicht, was der
Auslöser für sein Lied «I don’t feel hate!» war. Aber es gab diese Situation,
in der er sich bewusst dazu entschied: «Ich empfinde keinen Hass», weil er es
nicht wollte! Stattdessen schrieb er einen positiven und fröhlichen Song. Für
sich und andere setzte er respektvollen Umgang an die Stelle von Hass und
Ärger. Ist das für ihn eine christliche Botschaft? «Ja. Die Goldene Regel
finde ich wichtig», erklärt er.
Und er muss sie auch weiterhin
praktizieren, denn traditionell tun die Deutschen sich schwer damit, den
jeweils eigenen Beitrag für den Song Contest im Vorfeld wohlwollend zu
betrachten. So lebt er damit, dass die einen begeistert sind und sich von der
Lebensfreude des Songs anstecken lassen, und dass andere ihn mit «Null Punkte»
kommentieren oder sogar mit «Ich hoffe, du bringst dich um».
Jendrik lässt sich seine gute
Laune dadurch nicht verderben. Er hofft, dass die Pandemie einen Auftritt in
Rotterdam möglich macht und freut sich auf die Begegnung mit den Künstlerinnen
und Künstlern aus ganz Europa. Einer seiner Vorgänger, Michael Schulte
(er wurde 2018 Vierter), ermutigt ihn: «Der Song trifft nicht ganz meinen
persönlichen Geschmack, aber ich finde, der Song ist mutig und macht Spass! Zudem
habe ich das Gefühl, dass Jendrik ein authentischer, echter Künstler ist, der
genau weiss, was er will und weiss, wie er sich auf der Bühne möglichst gut
präsentiert. Ich wünsche ihm also erst mal einen tollen Auftritt und natürlich
ordentlich Punkte! Vor allem aber soll er dieses grosse Abenteuer geniessen!»