Pepper mit 20. Album

«Es geht darum, der Seele zuzuhören»

Der deutsche Sänger Martin Pepper publiziert sein 20. Album. Unter anderem geht es darum, sich «mit der Wirklichkeit zu versöhnen und das Beste daraus zu machen, anstatt innerlich eine Utopie einzufordern.» Wir unterhielten uns mit Martin Pepper über sein jüngstes Werk.
Martin Pepper
Martin Pepper

Livenet: Martin Pepper, es ist ja bei weitem nicht Ihr erstes Album, haben Sie dennoch bei den Aufnahmen etwas Neues über Gott gelernt?
Martin Pepper: Dramatische Veränderungen meines Gottesbildes hat es nicht gegeben, aber meine Wahrnehmung ist reifer und vielschichtiger geworden. Das liegt sicher auch daran, dass ich sehr viel lese und meine religiöse Prägung immer wieder auch durch andere Positionen hinterfragen lasse. Wer seine Glaubenssuppe immer wieder nur aufwärmt, wird nie den Gott kennenlernen, der sagen kann: «Siehe, ich mache alles neu» und gleichzeitig der Fels der Zeiten bleibt. Für mich ist der Glaube an Gott nach wie vor eine spannende, immer wieder neue Angelegenheit.

Was geht einem durch den Kopf, wenn man das 20. Album in den Händen hat? Das gleiche wie bei der 1., 8., 10. oder 17. Produktion?
Sicher fragt man bei Nummer 20 mehr nach Grundlegendem, Wesenhaftem. Einfach so ein paar neue Songs zusammenstricken reicht da nicht mehr. Ich wollte etwas von meinem Lebensmotto und einen roten Faden sichtbar werden lassen. Im Lied «Wie Lieder entstehen» gebe ich Einblick in meine Erfahrungswelt beim Songwriting, auch wenn ich den Ball der Frage danach zunächst an den Fragenden zurückspiele. Mir war es wichtig, dass die Lieder einfache Klischees durchbrechen und eine Balance zwischen Leichtigkeit und Sinntiefe vermitteln.

Ihr 20. Album heisst «Mit Sinn und Seele», worum geht es auf dieser CD?
«Sinn und Seele» werden in der christlichen Erfahrung immer wieder auseinander dividiert. Man trachtet nach tieferem Sinn, will den Glauben verstehen, geht in das Wort und die Lehre, um «die Wahrheit» zu finden. Dieser Sinn wird dann oft als «Orthodoxie» - wörtlich die richtige oder korrekte Lehre - verteidigt. Logik und scheinbares Recht sprechen eine Sprache, die sehr hart und umbarmherzig werden kann. Die Seele aber empfindet mehr, sie will nicht nur argumentieren. Sie fühlt, sehnt, spürt und erlebt das Leben aus einer anderen Perspektive. Wenn wir der Seele nicht mehr zuhören, weil wir nur noch «richtig glauben» wollen, stirbt etwas langsam in der Seele ab. Wir brauchen eine Balance. Ich plädiere für eine Versöhnung, ein Miteinander von Sinn und Seele.

Ein Song heisst «Utopia Ade», was vermittelt dieses Stück?
Utopia kommt aus dem Griechischen. Ou topos heisst wörtlich «ohne Ort» – in der Wirklichkeit. Wir tun gut daran, uns von unreifen Lebenskonzepten zu verabschieden, vom Kinderglauben an Gott als den netten Weihnachtsmann und von Erwartungen an unsere Umwelt, die aus einer verwöhnten Kindheit entstammen. Das Leben ruft in die Wirklichkeit. Folgen wir ihm und sagen: Utopia ade!

Stellen Sie doch den einen oder anderen Song des neuen Albums etwas näher vor …
Beispielsweise «Sei gesegnet»: Manche denken bei Gott an ein alles sehendes Auge – der Höchste, der dich sieht. Das kann sowohl tröstliche als auch bedrohliche Gedanken auslösen: der, der unseren Wert sieht, wenn ihn kein anderer sieht oder der, der unsere Fehler sieht, wenn sie noch kein anderer entdeckt hat. Tieferes Wissen über uns macht uns verletzlich. Darum ist es gut zu wissen, dass er, der das alles sieht und weiss, auch das Tiefste ist, das uns trägt. Wir können niemals tiefer fallen als in seine Hand, aus der uns niemand herausreissen kann, wie Jesus es einmal sagte.

Ein anderer Titel ist «Messias». Als Christen sehen wir Jesus nicht nur als Mensch unter Menschen, sondern als den, der uns Gott in menschlichem Verhalten vor Augen geführt hat. Er ist für uns nicht nur ein weiser Lehrer, sondern die zentrale Offenbarung einer Liebe, die wir durch Gebote und Erklärungen nie hätten verstehen können. Wie die besondere Stellung Jesu genau zu verstehen ist, bleibt immer ein Geheimnis, aber wer sich darauf einlässt und an ihn glaubt, erfährt eine heilsame Veränderung des inneren Menschen.

Ein Lied trägt den Namen: «Man kann nicht immer können» und ein weiteres: «Du bist mehr», worum geht es in diesen beiden Stücken?
«Das Kreuz ist nicht das Zeichen unserer Siege ...» heisst es in der Coda dieses Liedes. Das Kreuz wird als Zeichen des Sieges überall dort missbraucht, wo der christliche Glaube den Menschen unter Leistungsdruck setzt. «Man kann nicht immer können und man muss auch nicht», ist eines von mehreren Liedern, die mir helfen, mich mit der Wirklichkeit zu versöhnen und das Beste daraus zu machen anstatt innerlich eine Utopie einzufordern.

«Du bist mehr» handelt davon, dass die Wirklichkeit des Glaubens oft nur schwer mit Worten vermittelt werden kann, weil Sprache nicht nur enthüllt, sondern auch verbirgt. Vieles, was gesagt werden müsste, bleibt ungesagt. Viele Worte, die für uns positiv gefüllt sind, lösen bei anderen Bedrängnis aus. So entstehen Missverständnisse und Feindseligkeiten, wo wir eigentlich Trost, Heilung und Verbundenheit erfahren sollten, wenn wir versuchen, uns über Gott auszutauschen.

Was ist die wichtigste Aussage Ihres jüngsten Werks?
Mensch, werde klug, damit du Hoffnung gewinnst zum Leben mit Sinn und Seele; das ist das Fazit des Chorusses aus dem Titelsong.

Sie spielen in nächster Zeit in Heidelberg, Leipzig, Stuttgart und Paraguay. Wie kommt es zum Auftritt in Südamerika?
Es gibt dort viele deutschsprachige Kolonien und christliche Gemeinden. Diese haben mich eingeladen, dort vor einem deutschsprachigen Publikum meine Lieder und Gedanken zum christlichen Glauben zu präsentieren.

Sie setzen sich auch für ein Hilfswerk ein. Können, sie beschreiben, was Sie für «Compassion» tun?
Ich habe einige Werke von Compassion in verschiedenen Ländern besucht und bin überzeugt von der hohen Qualität und guten Wirkung ihrer Bemühungen, Armut in der Welt zu lindern. Deshalb beschreibe ich in meinen Konzerten kurz die Arbeit von Compassion und ermutige Menschen, eine Patenschaft zu übernehmen.

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Zur Webseite:
Homepage von Martin Pepper

Datum: 02.03.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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