Ein unendlicher Streit: Wer war Jesus? Hat er überhaupt gelebt?

Jesus
Golgatha
am Kreuz

Wer war Jesus? Jede Generation seit dem 1. Jahrhundert hat sich darüber gestritten. Dem 20. Jahrhundert war die Frage vorbehalten, ob es Jesus denn überhaupt gegeben habe. Doch: Kann man diese Frage ausschliessen?

Einer der Leute, welche diese Frage so absolut gestellt haben, war – erstaunlicherweise? – ein Theologe. Er war Universitätsprofessor, ein ausgezeichneter und ergreifender Prediger – aber er zweifelte öffentlich daran, dass der Zimmermann Jesus, der in Jerusalem als Sohn Gottes am Kreuz starb und anschliessend auf eindrückliche Art auferstand, überhaupt gelebt habe. Allenfalls einen historischen Menschen Jesus mochte er anerkennen, von dem man aber nicht allzu viel wisse. Ein Nachfahre Bultmanns, der (ehemalige) Göttinger Theologieprofessor Gerd Lüdemann, brachte sich unlängst ins Gespräch, indem er die Auferstehung von Jesus bestritt. Er lässt Jesus als historische Person gelten, will aber nur einen Teil der im Neuen Testament erwähnten Aussagen und Taten von Jesus anerkennen. Der verstorbene Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein schrieb einen ganzen Wälzer über Jesus, lässt aber an der Jesus-Biografie nur einen „historischen Kern“ gelten.

Seit etwa 200 Jahren läuft die Diskussion heiss, insbesondere seitdem die dominierenden Philosophen und Naturwissenschafter ihrer Zeit Wunder, ja alles Übernatürliche, grundsätzlich bestreiten. Da durfte es natürlich auch keine biblischen Wunder und keinen Sohn Gottes mehr geben, und die Bibel musste ganz neu erklärt werden. Heute zweifelt man eher die Zuverlässigkeit dieser Erkenntnisse aus der „Aufklärung“ an. Wunder sind nicht mehr ein Problem, wir ahnen spätestens seit dem Esoterikboom, wie viele ungeklärte Dinge es zwischen Himmel und Erde gibt. Es ist heute eher üblich, die schriftliche Überlieferung des Lebens Jesu als unzuverlässig anzusehen.


Mehrfach belegt durch zuverlässige Zeugen …

Gegen die ehrlichen und auch aufgesetzten Zweifler argumentieren christliche Fachleute, dass immerhin vier seiner Nachfolger relativ unabhängig voneinander Biografien des Lebens von Jesus geschrieben haben. In der Tat: Die so genannten „Evangelisten“ beschreiben zwar vieles sehr ähnlich, in anderen Erfahrungen und Beobachtungen aber sind sie unabhängig. Das gilt auch für die drei „Synoptiker“ Matthäus, Markus und Lukas, welche Leben, Wirken und Tod sehr ähnlich bechreiben und doch in wichtigen Details eigenständig berichten. Bestätigt werden ihre Beobachtungen vor allem durch den Apostel Paulus, der zuerst einen erbitterten Kampf gegen die Jesus-Bewegung geführt hat, sich dann aber durch ein einschneidendes Erlebnis selbst zum Nachfolger Jesu wandelte und sich sehr gut über sein Leben und Sterben informierte. Er hat seine Feststellungen und Einsichten in Briefen an die urchristlichen Gemeinden niedergelegt, die auch im Neuen Testament enthalten sind.

… auch nichtchristliche Historiker

Aber auch römische Zeitgenossen wie die Historiker Tacitus und Sueton oder der jüdische Historiker Flavius Joesphus erwähnen Jesus. Josephus nennt ihn gar „einen Vollbringer ganz unglaublicher Taten und Lehrer aller Menschen“.

Als gesichert gilt heute, dass Jesus kurz vor dem Tod des Königs Herodes des Grossen im Jahr 4 v. Chr. geboren wurde und „wahrscheinlich der Sohn jüdischer Eltern in Nazareth“ ist, wie das Neue Testament berichtet. Historiker, die in ihrem Leben selbst von Jesus berührt worden sind, aber auch grosse Schriftsteller wie C.S. Lewis oder J.R.R. Tolkien haben kein Problem, die neutestamentlichen Berichte – die „Evangelien“ – als gut gesicherte historische Dokumente anzuerkennen. Kaum ein Geschehen im Altertum sei so gut überliefert wie die Ereignisse um Jesus, argumentiert zum Beispiel der englische Historiker Josh McDowell. Er ist überzeugt: „Das beeindruckende und von Kraft erfüllte Leben Jesu als einer historischen Gestalt hatte einen dramatischen Einfluss auf die weitere Geschichte.“

Unübersehbarer Einfluss

Auch nichtkirchliche Autoren oder Publikationen sehen das heute ähnlich: „Sein Einfluss auf die Geschichte ist ohne jede Parallele“, schreibt das Newsweek-Magazin. Jesus wird darin als die beherrschende Gestalt der westlichen Kultur angesehen. Viele westliche Gedanken und Wertvorstellungen hätten ihren Ursprung in der christlichen Religion. Kunst und Wissenschaft, Individuum und Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, Ehe und Familie, Recht und Unrecht, Leib und Seele – all diese Bereiche seien durch christlichen Einfluss berührt und oft radikal verwandelt worden.

Tatsächlich. Ist es angesichts der Fakten nicht viel schwieriger, die Nichtexistenz von Jesus zu beweisen?

Oder ist es nicht einfacher, ihm und seinen Zeugen zu glauben?

Datum: 12.07.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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