Den Da Vinci Code knacken

Kino-Plakat

Der «Da Vinci Code» fordert die Christen heraus. Vor allem in den USA schlagen die Wellen hoch. Die anfängliche Theorie der Anknüpfung weicht einer ernüchterten Proteststimmung.

Seit Martin Scorsese «Die letzte Versuchung Christi» im Jahr 1988 hat kein Film die amerikanischen Christen so aufgewühlt wie die Verfilmung des «Sakrileg»-Bestsellers. Bereits dieses Buch wurde auf der ganzen Welt über 40 Millionen Mal verkauft. Jetzt kommt es mit Starbesetzung in die Kinos – und attackiert die Grundfesten des Christentums. Es verdreht die Kirchengeschichte und sät Zweifel an der Göttlichkeit von Jesus und der Verlässlichkeit der Bibel. Soweit sind sich die Christen einig. Doch wie soll man darauf antworten? Boykott und Verkündigung lauten die beiden Pole.

Der «Code» als Verkündigungshilfe?

Bis vor wenigen Wochen schienen die Christen den ganzen Wirbel vor allem als willkommene Schützenhilfe aufzufassen, dank der sie leichter auf die christliche Botschaft aufmerksam machen könnten. Kirchgemeinden und Pfarrer haben seit Monaten Aufklärungsmaterial verteilt, das die Verfälschungen in diesem Machwerk entlarven soll. Gläubige wurden sogar dazu ermuntert, sich den Film gemeinsam mit Nicht-Christen anzuschauen, um anschliessend auf deren Zweifel reagieren zu können.

Doch in den letzten Wochen sind die Rufe nach einem Boykott und lauten Protesten immer deutlicher geworden: Die Aufforderung an die Christen, sich den Film anzuschauen, spiele herunter, wie beleidigend der Streifen tatsächlich für ihren Glauben sei. „Christen sind nicht verpflichtet, auch noch für das zu bezahlen, was Hollywood uns auftischt“, urteilte Robert Knight, Leiter des konservativen Kultur- und Familieninstituts in Washington. Knight plant, sich anderen religiösen Führern anzuschliessen, die am kommenden Mittwoch einen Boykott des Films verkünden wollen.

Wie umgehen mit Jesus-Karikaturen?

Andere propagieren einen „dritten Weg“. Sie rufen Christen dazu auf, sich am Freitag demonstrativ einen andern Film anzuschauen. An der Spitze dieser Bewegung steht die frühere Ordensschwester Barbara Nicolson, die heute in Los Angeles christliche Drehbuchschreiber ausbildet. Die moslemischen Proteste gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen taten ein Übriges, um die Debatte anzuheizen: Warum sollten sich nun die Christen einen Angriff auf ihren Glauben gefallen lassen?

Die US-Bischofskonferenz neigt eher dazu, sich dem Komplex pädagogisch zu nähern. Unter dem Titel «Jesus Decoded» entstanden ganze Pakete von Internetseiten, Broschüren und ein Dokumentarfilm, der die historischen Fehlurteile Browns offenlegt. Ron Howard, der Regisseur des «Codes», war für diesen aufklärerischen Ansatz jedenfalls nicht zu erwärmen. Ein Spionage-Thriller beginne ja auch nicht „mit einem Hinweis, alles ist nur ausgedacht“, antwortete er der «Los Angeles Times». Die katholsche Gemeinschaft «Opus Dei» hatte das gefordert, weil sie in dem Film als eine machtsüchtige Sekte dargestellt wird.

Datum: 16.05.2006
Quelle: Kipa

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