Das Neue Testament und die Gnostiker

Inhaltsübersicht:
Das so genannte Thomasevangelium


Was sind die Handschriften von Nag Hammadi?
Dan Brown zählt die „koptischen Schriftrollen“ (tatsächlich waren es in Lederumschläge gebundene Papyrusblätter) von Nag Hammadi zu den „frühesten Dokumenten des Christentums“. Die 1945 in einem Felsen bei dem oberägyptischen Dorf gefundenen Handschriften stammen aus dem 4. Jahrhundert. Es handelt sich um 45 einzelne Schriften, eine „gnostische Bibliothek“, wie der bekannte britische Theologe Nicky Gumbel schreibt. Nichts davon wird geheimgehalten (wie in „Sakrileg“ angedeutet). Die Texte sind Übersetzungen griechischer Texte aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Sie zeigen einen gnostisch umgedeuteten Jesus, dem zahlreiche Aussagen in den Mund gelegt werden, die mit den biblischen Evangelien kaum oder gar nicht vereinbar sind.


Sind die Handschriften von Nag Hammadi alter als die Evangelien der Bibel?

Laut dem Londoner Pastor Nicky Gumbel „sind die Texte aus Nag Hammadi eigentlich gar keine Evangelien. Die gnostischen ‚Evangelien’ sind unhistorisch, ja sogar anti-historisch; sie ent­halten kaum erzählende Texte und sind nicht sehr chronologisch. Sie wurden erst Generationen nach den Ereignissen niedergeschrieben, von denen sie berichten, und doch beanspruchen sie, unmittelba­res Geheimwissen darüber zu enthalten…

Diese Schriften beanspruchen, beispielsweise von dem Apostel Thomas abgefasst worden zu sein, obwohl das gar nicht möglich ist, weil er zu der Zeit, als sie geschrieben wurden, schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten tot war.“
Quelle: Nicky Gumbel: Das Sakrileg unter der Lupe
Antworten auf Dan Browns Theorien, Asslar, 20062


Wer waren die Gnostiker?
In den ersten Jahrhunderten nach Christus war der Gnostizismus im Mittelmeerraum eine vielschichtige, schwer fassbare geistige Bewegung. Der bekannte britische Theologe und Buchautor Nicky Gumbel vergleicht sie mit der New Age-Bewegung heute, da sie in Zirkeln lebte, ein besonderes esoterisches Bewusstsein vermittelte, keine zentrale Leitung aufwies und sich aus verschiedensten Strömungen speiste.

In den ersten Jahrhunderten nach Christus war der Gnostizismus im Mittelmeerraum eine vielschichtige, schwer fassbare geistige Bewegung. Der bekannte britische Theologe und Buchautor Nicky Gumbel vergleicht sie mit der New Age-Bewegung heute, da sie in Zirkeln lebte, ein besonderes esoterisches Bewusstsein vermittelte, keine zentrale Leitung aufwies und sich aus verschiedensten Strömungen speiste.
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Unterdrückte die Alte Kirche Dokumente zu Maria Magdalena?
In einigen gnostischen Schriften aus dem 2. und 3. Jahrhundert gibt es einzelne Stellen, die von einer besonders engen Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena sprechen. Die christlichen Gemeinden hielten sich jedoch schon damals an die Schriften, die wir heute als Neues Testament kennen. Sie wurden als Heilige Schrift angesehen; die gnostischen Darstellungen von Jesus wurden dagegen abgelehnt. Die Verbreitung solcher gnostischer Schriften im Römerreich konnten die christlichen Gemeinden aber nicht verhindern – bis ins Jahr 305 wurden sie selbst von der Staatsmacht verfolgt. Dies änderte sich mit Kaiser Konstantin.
Mehr zum Thema: Liess Kaiser Konstantin Tausende von Handschriften vernichten?


Gehören die Schriftrollen vom Toten Meer zu den „frühesten christlichen Dokumenten”?
Es sind jüdische nicht christliche Texte, überwiegend aus der Zeit des 3.-1. Jh. vor Christus. Die ersten Qumranrollen wurden 1947 gefunden. Sie enthalten nachweislich keine Informationen über Jesus.


Sind die apokryphen Evangelien älter als die Evangelien des Neuen Testaments?
Nein, mitnichten. In Wirklichkeit wurden die gnostischen Evangelien lange Zeit nach Jesus (manche erst 200 Jahre später) aufgeschrieben. Es sind auch keine Evangelien im biblischen Sinne! 


Hat der Vatikan die Herausgabe der Qumranrollen oder Nag-Hammadi-Texte verhindert?

Alle Texte aus Nag Hammadi und Qumran sind heute veröffentlicht. Die wissenschaftliche Edition der Qumrantexte wurde zuerst von der jordanischen, seit 1967 von der israelischen Antikenverwaltung beaufsichtigt. Der Vatikan hatte damit überhaupt nichts zu tun. Es gibt keine „Verschlusssache Jesus”!

Wurde Jesus erst im vierten Jahrhundert als Gottes Sohn betrachtet?
Nein. Schon das Neue Testament hält fest, dass Jesus Gottes Sohn ist. Von Beginn beteten ihn die Christen an, wovon Loblieder zeugen (Philippus 2,11).

Als Jesus acht Tage nach seiner Auferstehung zu den Jüngern kam, konnte Thomas, der zuvor nicht an die Auferstehung geglaubt hatte, seine Hand in die verwundete Seite und die durchbohrten Handflächen von Jesus legen. Dabei rief er aus: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20,28).

Im Brief an die Christen in Rom fasste Paulus den Glauben der ersten Generation zusammen. Dort erwähnt er die jüdische Abstammung von Jesus, „der Gott ist über alles, gepriesen in Ewigkeit“ (Römer 9,5). Nach dem Johannesevangelium war das Wort bei Gott, bevor es in Jesus Mensch wurde (Johannes 1,1-18).

Weitere Belege für den Glauben an die Gottheit von Jesus finden sich in vielen Texten der Kirchenväter, die lange vor Konstantin lebten. Zu behaupten, dass bis zum Konzil von Nicää (325 n. Chr.) Jesus nur als Mensch betrachtet wurde, ist barer Unsinn.

Datum: 16.05.2006
Quelle: Jesus.ch

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