Gab es eine kirchliche Zensur unter Konstantin?

Von einer "Verfälschungsaktion" des Neuen Testaments unter Kaiser Konstantin kann keine Rede sein.
Kaiser Konstantin
Kaiser Konstantin (280-337 n. Chr.) gab 50 Prachtbibeln in Auftrag, um die Gemeinden zu stärken, da vorher unter Kaiser Diokletian viele Bibelschriften vernichtet worden waren.

In seiner ausgezeichneten Studie (Jesus - Essener, Guru, Esoteriker, Quell-Verlag Stuttgart 1993) schreibt Joachim Finger zu Recht: "Die Legende von der kirchlichen Zensur beruht auf dem Wissensstand des [vor]letzten Jahrhunderts. Die Archäologie hat inzwischen viele Textrollen und Fragmente aus der Zeit vor dem berühmten Konzil von Nicäa gefunden". Dazu gehören u.a. die Chester-Beatty- und Bodmer-Papyri (aus dem 2-4. Jh.n. Chr.) die grosse Teile des Neuen Testaments enthalten. Irgendwelche Botschaften über einen "sterblichen" Jesus, der ein Kind gezeugt hätte, enthalten die Texte nun wirklich nicht. Aber wir finden hier dieselbe Botschaft, wie in den späteren neutestamentlichen Handschriften, dass Gott den Menschen so sehr liebt, dass sein Sohn für die Sünden der Welt am Kreuz starb und es für jeden eine lebendige Hoffnung seit der Auferstehung Christi gibt (Johannes 3,16-21).

Kaiser Konstantin liess die Bibeltexte in seinen römischen Schreibstuben von Profischreibern abschreiben, denn in den schweren Christenverfolgungen vorher (besonders unter Kaiser Diokletian) waren viele neutestamentliche Handschriften vernichtet worden. In einer Studie hat der deutsche Text- und Handschriftenforscher Michael Welte (Institut für neutestamentliche Textforschung / Universität Münster) die Thesen Dan Browns von einer „Vernichtungsaktion unter Kaiser Konstantin“  im Detail widerlegt. Auf dem Konzil von Nicäa wurde auch Jesus nicht per Abstimmung zu Gott erklärt, wie es Brown behauptet. Dies stand nie zur Debatte. Schon die ältesten Handschriften des Neuen Testaments – bereits lange Zeit vor Kaiser Konstantin – erklären, dass Jesus Gott ist (vgl. Johannesevangelium, Kapitel 1).

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Datum: 03.05.2006
Autor: Alexander Schick
Quelle: Jesus.ch

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