Ein Film gegen Gott?

Die Fantasyserie «His Dark Materials» und ihr Hintergrund

Ab 25. November strahlt der private Sender Sky Atlantic die Fernsehserie «His Dark Materials» aus. Die Fantasy-Geschichte beruht auf der gleichnamigen Romantrilogie von Philip Pullman, der damit einen humanistischen Gegenentwurf zu den «Chroniken von Narnia» von C.S. Lewis konzipierte. Er kritisiert darin eine brutale Kirche ohne Erlöser und Evangelium. Was soll man davon halten?
Ausschnitt aus der Serie His Dark Materials

Der Serientitel «His Dark Materials» (Seine Dunklen Werkzeuge) wird im deutschsprachigen Raum nicht übersetzt. Er spielt auf die Teile der Romantrilogie und die darin vorkommenden Werkzeuge an: Der goldene Kompass, Das magische Messer, Das Bernstein-Teleskop. Der erste Teil dieser Trilogie wurde bereits 2007 fürs Kino verfilmt.

Der Fehlstart

Pullmann schrieb seine Buchreihe 1995–2000 für Jugendliche. Sie erfuhr grosse Verbreitung, wurde aber kein Topseller wie der gleichzeitig erschienene «Harry Potter». Der erste Teil wurde 2006/7 mit grossem Staraufgebot verfilmt. Unter anderem Nicole Kidman und «James Bond»-Darsteller Daniel Craig spielten in der 180 Millionen Dollar teuren Produktion von «Der goldene Kompass» mit. Nachdem der Film besonders an den US-Kinokassen floppte, wurden die weiteren Teile gar nicht erst produziert. Nun gibt es einen zweiten Anlauf.

Der Inhalt

Worum geht es in der Serie? Lyra Belaqua ist ein 12-jähriges Mädchen, das in Oxford aufwächst. Doch es ist nicht die bekannte Universitätsstadt unserer Welt, das Buch spielt zum grössten Teil in einer Parallelwelt, die von fantasievoller viktorianischer Optik und seltsamen Maschinen bestimmt wird – hier stand die Steampunk-Bewegung Pate. Die ganze Welt wird durch «Staub», eine unerklärliche Substanz, aus dem Gleichgewicht gebracht. Die verwaiste Lyra macht sich mithilfe ihres Daemons – jeder Mensch hat solch einen Repräsentanten seiner Seele in Tierform bei sich – auf die Suche nach entführten Kindern und versucht, das Rätsel um den Staub zu lösen. Unterwegs ist sie mit ihrem Onkel Asriel und der undurchsichtigen Miss Coulter. Sie verbündet sich mit der Hexe Serafina Pekkala, rettet den Panzereisbären Iorek Byrnison und verliebt sich Will Parry, einen gleichaltrigen Jungen aus der realen Welt. Die Story enthält damit viele Elemente und Wesen, die sich bildgewaltig darstellen lassen.

Doch die Handlung von Buch und Film ist mehr als ein Entwicklungsroman. Die Gesellschaft der Parallelwelt wird beherrscht vom sogenannten Magisterium, einer Art Kirche, die die Welt brutal beherrscht, aber praktisch keinen erkennbaren Glauben bietet. Macht und Autorität sind hier längst zum Selbstzweck geworden. Lyra und andere an ihrer Seite emanzipieren sich hiervon. Darum geht es eigentlich in der Trilogie: um den Übergang von Unschuld zu Erfahrung, um den Triumph des Wissens über Unwissenheit.

Das Anliegen

Philip Pullman (73) wurde im britischen Norwich geboren. Schon als Kind war er durch seinen Vater in der ganzen Welt zu Hause – er lebte unter anderem in Rhodesien und Australien. Er studierte Anglistik und arbeitete später als Lehrer und Literaturdozent in Oxford. «His Dark Materials» gilt nicht nur laut SPIEGEL «als latent humanistischer Gegenentwurf zu C. S. Lewis' christlich geprägter Erlösungs- und Erweckungsmission im Lande Narnia». Der bekennende Humanist amüsierte sich schon früh darüber, dass nur Harry Potter von vielen Christen abgelehnt wurde: «Währenddessen bin ich unter dem Radar geflogen und habe Dinge gesagt, die viel subversiver sind als alles, was der arme alte Harry gesagt hat. In meinen Büchern geht es darum, Gott zu töten …» Konsequenterweise bezeichnet er selbst sich als Atheist: «Wenn wir über das menschliche Leben und die Dinge sprechen, die wir um uns herum sehen, bin ich ein Atheist. Hier gibt es keinen Gott. Es gab nie einen. Aber wenn man in die Weiten des Universums hinausgehst, nun, dann bin ich mir nicht so sicher. Auf dieser Ebene bin ich Agnostiker» (The Sidney Morning Herald).

Der Neustart

Wahrscheinlich sind sich die Produzenten der neuverfilmten Serie «His Dark Materials» bewusst, dass es diese Kontroversen um das Buch bzw. die erste Verfilmung gab. So wurde die Neuverfilmung bewusst möglichst gewaltfrei, unpolitisch und ohne Sexszenen gedreht. Die negative Darstellung des Magisteriums als Kirche ohne Glauben ist allerdings erhalten geblieben, doch etliche Kritiker sehen dies sogar als Chance. So schreibt Alicia Cohn in «Christianity Today» als Fazit: «Die Darstellung einer Kirche ohne Jesus, die Andersdenkende zwingt, in andere Welten auszuweichen, um sich ihrer Kontrolle zu entziehen, steht in starkem Gegensatz zu dem, was die Kirche unserer Welt anbietet: Freiheit in Christus. ‚His Dark Materials’ wird niemanden direkt auf Jesus hinweisen – aber indem er eine Welt ohne ihn beschreibt, zeigt er deutlich, wie sehr er in unserer Welt gebraucht wird.»

Zum Trailer:

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Datum: 15.11.2019
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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