Ist ein Buch über die 10 Gebote hilfreich
oder geht es nur darum, was Christen alles nicht dürfen? Livenet-Redaktorin
Barbara Rüegger ist alles Gesetzliche eher suspekt. Ihre anfängliche Skepsis
veränderte sich aber während des Lesens.
Der Untertitel des Buches «Leitplanken»
von Horst Stricker und beschreibt gut, um was es in diesem Buch über die Zehn
Gebote geht: nicht um Verbote, sondern um Lebenshilfe.
Ein Kompass fürs Leben
Das Buch ist in drei Teile
gegliedert. Nach einem kurzen Rückblick in die Geschichte des neuzeitlichen
Christentums geht es im ersten Teil um eine Bestandesaufnahme darüber, wo wir
als Christen eigentlich stehen in der heutigen Zeit, mit der so oft
propagierten Freiheit auf jeder Ebene. Ist eigentlich einem Christen alles
erlaubt, machen wir bei der propagierten Freiheit mit, oder entscheiden wir
uns, anders zu leben?
Der Autor sieht die zehn Gebote als
Kompass für unser Leben und schreibt: «Jesus hat die Zehn Gebote nicht, wie
fatalerweise behauptet wird, aufgehoben! Er hat sie als einziger
nachparadiesischer Mensch erfüllt und zum ethischen Massstab erklärt.» (S. 21)
Als Menschen sind wir nicht fähig, so wie Jesus zu leben und falls wir es doch
versuchen, sind wir in der Gefahr, in unserer eigenen Gerechtigkeit zu leben,
die uns aber nicht wirklich frei macht. Die Erlösung durch den Tod Jesu und die
Entscheidung, im Geist zu leben, macht uns frei von der Welt, aber auch für die
Welt, um zu lieben und zu dienen.
Gottes beste Massstäbe
Barbara Rüegger
Am Anfang der Zehn Gebote steht: «Ich
bin dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat.» (2.
Mose Kapitel 20, Verse 1-2)Gott will, dass wir frei sind in ihm, und in
diesem Zusammenhang sollen wir die Zehn Gebote sehen. Echte Freiheit ist nur in
Gemeinschaft mit ihm, dem Schöpfer und Erlöser, möglich.
Im zweiten Teil des Buches wird
jedes Gebot einzeln besprochen und in einen grösseren Kontext gestellt. Es geht
nicht nur um das, was im Gebot steht, sondern auch, wie es durch Jesus
ausgelegt und oft erweitert wurde, und was dies für uns heute heisst.
Ein paar Beispiele
Ist das dritte Gebote der
Sabbatruhe, welches uns auffordert, einen Tag der Ruhe einzulegen, überhaupt
noch relevant in einer leistungsgetriebenen Gesellschaft? Wir suchen
Anerkennung in der Arbeit, um unsere innere Leere zu füllen, und wollen maximalen
Wohlstand, vergessen aber, auszuruhen und auch in die Ruhe zu kommen, die Gott
uns bei ihm anbietet.
Gerade beim fünften Gebot sagen wir
als Christen schnell, das gehe uns nichts ein, wir sind doch keine Mörder... Der Autor zeigt aber auf, dass dieses Gebot viel mehr umfasst und
wir auch mit destruktivem Verhalten Menschen in Gefahr bringen und zu Mördern
werden können – zum Beispiel, wenn wir zu schnell Auto fahren. Aber auch
Abtreibung, Ausbeutung der Schöpfung, Hass auf Ausländer, Kindesmissbrauch,
Tierquälerei oder Profitgier gelte es zu bedenken. Nicht zum Mörder zu werden,
wird in einem sehr viel weiteren Kontext gesehen und macht nachdenklich.
Im siebten Gebot, in dem es darum geht,
nicht zu stehlen, macht der Autor klar, dass Stehlen aus einem unerfüllten
Bedürfnis herauskommt und wir in unserer Gottferne unsere Leere mit Dingen
füllen wollen, um damit unsere Unzufriedenheit zu stillen. Er analysiert die
heutige Gesellschaft als eine, welche krank ist vor Gier.
«Sei zufrieden» ist die Überschrift
für Gebot neun und bringt das «nicht begehren...» auf den Punkt. Dinge nicht
zu haben, macht uns letztendlich nicht aus, sondern unser Sein in dem, wie wir
von unserem Schöpfer gemacht sind.
Die Kapitel über die verschiedenen
Gebote enden immer wieder mit Fragen an den Leser und geben Hilfestellung zur
Veränderung.
Was nun?
Im letzten Teil geht es darum, wie
wir nun das Gelesene umsetzen können in unserem eigenen Leben, um von der Sünde
und von Verhalten, welche uns versklaven, frei zu werden. Sünde schadet
uns selber oft am meisten, kann uns psychisch krank machen und muss uns selber
und unserem Nächsten gegenüber bereinigt werden. Wenn wir loslassen und auch
wo nötig wieder gut machen, werden wir aus der Sklaverei der Sünde entlassen
und wirklich frei.
Nun geht es darum, das neue Leben
einzuüben, weil Gott will, dass sein Reich durch uns wirksam werden kann, indem
wir, so wie bereits vor über 3000 Jahren angeordnet, Gott und den Nächsten
lieben, Gutes tun, Gerechtigkeit verbreiten und Benachteiligten, besonders
bedrohten Kindern und alleinstehenden Frauen, helfen. «Die zehn Gebote wollen
uns in der Perspektive der Bergpredigt und Kraft des Heilgen Geistes zu diesem
fruchtbaren und ethisch verantwortlichen Lebensstil anleiten und anspornen –
zum Heil der Menschen und zur Ehre Gottes.» (S. 177)