Pfarrer Jürgen Neidhart aus Amriswil TG hat ein Buch geschrieben, mit dem er Menschen im Unterwegssein mit Gott stärken will. «Stärkendes Seelenfutter» lautet entsprechend der Titel seines Werks.
Jürgen Neidhart (Bild: zVg)
Jürgen
Neidhart zeigt auf das 227 Seiten dicke Buch: «Der Buchtitel ist nicht meine
Idee, aber er trifft den Inhalt sehr genau.» Der Autor will mit seinen 52
Andachten Christen in ihrem Alltag abholen, sie im Glauben stärken, ermutigen
und auch trösten.
Erschütterungen selbst durchlebt
Neidhart
lebt seit seiner Pensionierung im letzten Jahr mit seiner Frau Mirjam in
Amriswil. Er war Pfarrer in Basel, Sulgen, Davos und zuletzt in der
Kirchgemeinde Zihlschlacht-Sitterdorf. Von 1994 bis 2008 wirkte er als Dozent
am Seminar für biblische Theologie in Beatenberg. Manche seelische
Erschütterung hat er selbst durchlebt. Und er weiss auch aus seiner 14-jährigen
Erfahrung als Fachperson für psychologische Nothilfe im Care-Team, was es
bedeutet, wenn kein Stein mehr auf dem andern bleibt. Das schimmert auch durch
im Kapitel 42: Von Gott enttäuscht. «Könnte ich in so einer Situation sagen 'Gott enttäuscht nie'?», fragt Neidhart und bestätigt, dass seine Auslegungen zu
den Bibeltexten auch autobiografisch inspiriert sind. Das Buch spendet nicht
billigen Trost. Es enthält auch keine Aussagen, die zweifelnde Menschen
von Gott abstossen könnten anstatt sie im Glauben zu bestärken.
Jeder der
52 Andachten hat Neidhart einen kurzen Bibeltext vorangestellt. Dabei fällt
auf, dass er aus neun verschiedenen Bibelübersetzungen zitiert. Er erklärt
warum: «Das Verständnis biblischer Begriffe verändert sich mit der Zeit aufgrund
der sprachlichen Entwicklung. Deshalb suchte ich nach einer Übersetzung, welche
besonders gut hilft, den Gedankengang aufzugreifen und verständlich zu machen.
Als Exeget liegt mir die Kernaussage des Textes sehr am Herzen, denn Sprache
kann vieles kaputt machen, wenn man sie falsch versteht.»
Berufung ist geblieben
Dass der
Seelsorger überhaupt auf die Idee für das Buch gekommen ist, hat eine
Vorgeschichte. Seit 37 Jahren ist er Sprecher für das «Wort zum Tag» im Radio
ERF+. Für den auszulegenden Losungstext hat er vier bis fünf Minuten Zeit.
Neidhart hält es diesbezüglich mit Luther: «Tritt frisch auf! Tu's Maul auf! Hör
bald auf!»
Dass die so
verdichteten Texte also bereits weitgehend vorhanden waren, ist nicht der einzige
Grund. «Ob ich einen Text, der in meine momentane Lebenssituation
hineinspricht, in vier Minuten höre oder ob ich ihn durch Nachlesen
reflektieren kann, ist etwas anderes», betont Neidhart: «Mit meiner
Pensionierung gewann ich Zeit, Andachten aus diesem Fundus auszuwählen, zu
überarbeiten, und so auch das reformatorische Anliegen 'Gottes Wort muss laufen
und unter die Leute' zu vertreten. Es trifft zu, was Dekan Hanspeter Herzog bei
meiner Verabschiedung aus dem Pfarramt sagte: Ein Pfarrer im Ruhestand gibt
sein Amt ab, aber nicht seine Berufung!» Neidhart wünscht sich, dass Menschen
das Buch als hilfreich erfahren, neues Vertrauen zu Gott finden und Freude an der
Bibel als Lebenshilfe finden, auch solche, die gerade in einer Glaubenskrise
stecken.