60 gute Gründe zu vertrauen

Titus Reinmuth: Im schlimmsten Fall geht alles gut

Was wäre eigentlich, wenn alles gut ginge? Mitten hinein in Klimawandel und persönliche Katastrophen schreibt Titus Reinmuth ein herrlich positives Buch über das Leben. 60 Kurztexte beleuchten Unvollkommenheit und Scheitern genauso wie Familienglück und Freundlichkeit. «Im schlimmsten Fall geht alles gut» ist wie ein Kompass: Das Buch zeigt immer Richtung Hoffnung.
Titus Reinmuth
Buchcover «Im schlimmsten Fall geht alles gut»

Gerade hat der Kirchentag 2019 in Deutschland begonnen. Unter dem Motto «Was für ein Vertrauen» stehen Glauben und Vertrauen ein verlängertes Wochenende lang im Mittelpunkt. Und genau darum scheint es in dem Buch zu gehen, das ich vor mir auf dem Schreibtisch liegen habe. Titus Reinmuth (53) hat in dem Hardcover «Im schlimmsten Falle geht alles gut» 60 kurze Impulse zusammengefasst.

Meine Stacheln stehen

Zugegeben: Ich schlage das Buch nicht ganz unvoreingenommen auf. Der Titel und die ersten Seiten klingen für mich zunächst einmal nach christlichem Weichspülgang, nach dem alten Kinderlied: «Heile, heile Gänschen, 's wird alles wieder gut». Ich rechne schon fast mit einem Aufruf dazu, entgegen meiner Lebenssituation einfach alles positiv zu sehen. Doch ich werde angenehm enttäuscht. Das liegt bestimmt auch an der Biografie des Autors: Er nimmt mich mit hinein in seine Überlegungen – und sein Leben ist wie bei eigentlich allen Menschen bestimmt von Hoch und Tief.

Fokus Hoffnung

Bereits auf den ersten Seiten zeigt Reinmuth, was ihn persönlich dazu motiviert hat, so zu schreiben, wie er es getan hat. Und diese Gründe sind nicht sehr positiv: Er spricht von Notfall-OP und Intensivstation. «Da war nichts gutgegangen, sondern alles schiefgelaufen. Ich habe gelernt, wie verletzlich das Leben ist», hält er fest. Doch dann geht er einen Schritt weiter und erklärt, dass es abseits von allen guten oder schlechten Umständen immer wieder auf meinen Fokus ankommt. Wie gehe ich mit Glück um? Was macht Leid mit mir? Diesen Fokus setzt er in den folgenden Kurztexten konsequent um.

Das Buch weicht den schweren Themen des Lebens nicht aus, aber es lädt mich immer wieder ein, trotzdem zu vertrauen. Auf eine freundliche, durchdachte Art und Weise, wie zum Beispiel beim Blick auf ein Klassentreffen nach 25 Jahren. Dort zählen nur Erfolgsgeschichten, aber Reinmuth überlegt, was wäre, wenn einzelne einfach ehrlich wären – und trotzdem hoffnungsvoll: «Ich bin 38 und habe eine chronische Krankheit. Ich bin schon heute auf Hilfe angewiesen. Beziehungen sind schwierig für mich. Aber wenn ich sterbe, dann mit einem Lächeln. Denn ich glaube.»

Willkommen bei der Hummel

Reinmuth ist ein guter Erzähler. Man hört es den Geschichten an, dass viele ursprünglich fürs Radio gemacht sind: Sie sind nicht nur kurz und knackig, sondern auch witzig, verständlich und pointiert. Es sind keine tiefen, schwerwiegenden Gedanken, die der Pfarrer und Autor bei «Kirche im WDR» hier weitergibt, aber es sind Sprungbretter zum Weiterdenken und Vertrauen. So wie in der Geschichte von der Hummel, die irgendwie den roten Faden des Buches ausmacht: Der dicke Brummer fliegt etwas taumelnd durch die Luft. Kein Wunder, denn «die Hummel [kann] an sich gar nicht fliegen […]. Wissenschaftler haben das herausbekommen: So, wie sie gebaut ist, wenn man ihr Gewicht bedenkt, ihren Körperumfang, die kleinen Flügel, die Schnelligkeit der Rotation – so kann sie unmöglich fliegen. Der Clou ist: Das weiss die Hummel nicht. Und also fliegt sie doch».

Diese Tatsache bindet Reinmuth mit einigen Unmöglichkeiten des Lebens zusammen und schliesst mit dem Bibelvers aus Jesaja, Kapitel 40, Vers 31: «Die sich auf Gott verlassen, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.» Solch ein «Verlassen» geschieht nicht automatisch. Es beinhaltet manches Mal: Ich verlasse mich – «meine schlechten Erfahrungen, ich verlasse mein müde gewordenes Herz, setze mit letzter Kraft auf Gott. Dann kann ich erleben: Die Hummel fliegt! Und ich auch».

Lesbar und lesenswert

Es sind Anekdoten und Gedanken, Gedichte und Alltäglichkeiten, die Titus Reinmuth in seinem Buch zusammenfasst. Allesamt sind sie locker erzählt, leicht verständlich, in jeweils zwei Minuten zu lesen – und sind trotzdem hoch infektiös: Ihr Vertrauen ist ansteckend.

Zum Buch:
Titus Reinmuth: Im schlimmsten Fall geht alles gut. 60 gute Gründe zu vertrauen, Asslar: adeo, 224 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-86334-241-8. SFr 19,90 / Euro 15,-

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Datum: 20.06.2019
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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