Cacau über Höhen und Tiefen

«Gott hat es gut mit mir gemeint»

Sein Vater war Alkoholiker. Cacau wuchs in schwierigen sozialen Verhältnissen in Brasilien auf. In Deutschland avancierte er zum populären Nationalspieler. Sein Glaube an Gott prägt und trägt ihn. Wie, erklärt er in seinem Buch sowie im Interview.
Claudemir «Cacau» Jerônimo Barreto
Cover zum Buch «Cacau - Immer den Blick nach oben»

Cacau, warum haben Sie ein Buch geschrieben?
Cacau:
Diese Idee ist bei mir so im Laufe der Jahre gereift. Es war mir wichtig, mal meine komplette Lebensgeschichte aufzuschreiben – mit allen Höhen und Tiefen. So was kann man nicht mit einem längeren Interview erreichen. Die Autobiografie soll junge Menschen ermutigen, wie sie schwierige Situationen meistern und grosse Ziele erreichen können. Und es ist auch für meine Kinder gedacht, damit sie meinen Lebensweg verstehen, wenn sie grösser sind. In ihrem Leben fehlt ihnen bisher nichts und sie wissen nichts davon, wie ich früher gelitten habe. Ebenso wie meine Frau Tamara möchte ich, dass es unsere Kinder später schätzen lernen, wie gut es ihnen geht. Dass sie Dankbarkeit dafür empfinden und lernen, anderen Menschen zu helfen.

Einige Nationalspieler und Bundesliga-Profis haben durch ihr Buch kräftig Ärger und Schlagzeilen ausgelöst. Wie wird das bei Ihnen sein?
Ich hoffe, dass das bei mir nicht der Fall sein wird. Man findet ja immer was, wenn man sucht. Wahrscheinlich wird aber bei mir alles ruhig bleiben. Denn ich erzähle meine Lebensgeschichte offen und ehrlich, will niemanden anklagen und nichts enthüllen.

Welche Aspekte ihrer interessanten und bewegten Lebensgeschichte sind Ihnen denn besonders wichtig?
Es gibt mehrere Aspekte. Viele wissen, dass ich Christ bin und deshalb erzähle ich in dieser Autobiografie unter anderem davon, wie ich zum Glauben gefunden habe, und rede über mein Leben mit Gott. Gleichzeitig berichte ich aus meinem Alltag, beispielsweise darüber, dass mein Vater Alkoholiker war. Das belastet auch heute viele junge Menschen. Ich will ihnen mit meinen Erfahrungen eine Hilfestellung für den für alle schwierigen Umgang mit dieser Thematik und das Zusammensein in der Familie unter diesen Vorzeichen geben. Natürlich möchte ich ausserdem aufzeigen, wie man ein erfolgreicher Profifussballer werden kann und dabei nie auszuschliessende Rückschläge verkraftet.

Sie sind längst für ihr ausgeprägtes soziales Engagement bekannt und nehmen zusätzlich ganz bewusst als Integrations-Botschafter des Deutschen Fussball-Bundes praktisch eine gesellschaftspolitische Aufgabe war…
Ja, sehr gerne. Es sollte das Ziel von allen sein, dass in einem Land wie Deutschland die Integration von Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Ländern kommen, so problemlos und positiv wie möglich gelingt. Dazu gehören immer zwei Seiten: Diejenigen, die in Deutschland geboren sind, und diejenigen, die in Deutschland eine neue Heimat suchen. Aus eigener Erfahrung halte ich es in diesem Zusammenhang für entscheidend, dass man als zunächst Fremder so schnell und gut wie möglich Deutsch lernt – dadurch wird vieles sofort leichter und es entwickelt sich so, dass man in dem neuen Land echt ankommt und sich wohlfühlt.

Nun ist es so, dass sie als Profi-Fussballer schon eine gesellschaftliche Ausnahmestellung haben. Haben Sie davon profitiert in Deutschland?
Als ich aus Brasilien kam, war ich ja total unbekannt. Sicher war Fussball von Anfang an mein Leben, doch ich musste erst mal um meine Existenz kämpfen. Ich kann nur sagen: In Deutschland wurde ich persönlich nie mit Rassismus konfrontiert, ich habe mich von Anfang an willkommen gefühlt und nie Berührungsängste gespürt. Und deshalb setze ich mich mit Überzeugung dafür ein, dass andere Menschen das Gleiche erleben. Heute freue ich mich, dass ich mich ausserdem für unterschiedliche Aktionen und Initiativen einsetzen kann. Besonders liegt mir das Projekt «Sport for life» in meiner Geburtsstadt Mogi das Cruzes in der Region Sao Paulo am Herzen – hier entsteht in Zusammenarbeit mit dem christlichen Kinderhilfswerk «World Vision» ein Sportzentrum für Kinder- und Jugendliche in einem sozial sehr schwierigen Umfeld.

Zu Ihrer sportlichen Vita: Wie beurteilen Sie Ihre Zeit beim VfB Stuttgart und in der Nationalmannschaft?
Ich hatte niemals gedacht, dass ich so weit komme. Ich habe beim VfB Stuttgart eine grossartige Zeit erlebt, selbst wenn ich nicht nur Erfolge feiern konnte, und auch manchen Rückschlag wegstecken musste. Auf meine Zeit in der Bundesliga bin ich stolz. Nun hat der Verein entschieden, dass mein am Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Das ist schade, aber ich muss es akzeptieren.

Ich will jedoch weiter Fussball spielen und weiss daher noch nicht, wo und wie es für mich weitergeht. Nach zwei schweren Verletzungen im Jahr 2013, einem Kreuzbandriss im linken Knie und einem Muskelbündelriss in der rechten Wade, fühle ich mich wieder fit. Und bei der Nationalmannschaft hatte ich nur positive Erlebnisse und eine tolle Zeit. Mit der Teilnahme an der WM in Südafrika ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, das werde ich nie vergessen. Der liebe Gott hat es mit mir und meinem Leben in den vergangenen Jahren sehr gut gemeint.

Buch «Cacau - Immer den Blick nach oben» von Cacau kaufen:

Datum: 09.06.2014
Quelle: Hänssler-Verlag

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