Serving in Mission

Schweizer «Zivis» helfen im Ausland

Zivildienst kann man auch im Ausland leisten. Zum Beispiel bei christlichen Werken, die sich sozial engagieren. "Serving in Mission" (SIM) bietet Einsätze in verschiedenen Ländern an.
Walter Diem, Leiter der SIM.
In Namibia bietet die SIM Zivildienstplätze für Lehrer an.
Auch in Ecuador kann man sich einsetzen.

Walter Diem sah, dass französische "Zivis" ihre Einsätze auch im Ausland machten. "Ich fragte mich, warum das nicht auch hierzulande gehen soll", sagt der Leiter der "Serving in Mission" (SIM). Diem: "Ich erklärte der Behörde, warum wir als Einsatzbetrieb anerkannt werden wollten." Die Bewilligung folgte.

Nun können Landwirte, Lehrer, Pfleger, Therapeuten und Kaufmänner Zivildienst im Ausland leisten - je nach Bedarf in Afrika, Asien oder Südamerika. "Primarlehrer wurden an staatlichen Schulen in Namibia und Ecuador eingesetzt."

Der "Zivi" soll seine Hände dreckig machen

Jeder "Zivi" kriege ein Pflichtenheft, das von der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) genehmigt wird. Walter Diem: "Bei der DEZA setzt man auf Wissenstransfer. Die Menschen selbst sollen gefördert werden." Das sei gut. "Und auch der Zivildienstleistende wird bereichert. Es ist nicht so, dass da einer kommt, der besser ist, sondern er stellt sich auf die gleiche Stufe. Das ist wichtig für den Selbstwert der Einheimischen."

Zugleich entspreche dieser Ansatz auch der SIM. "Wir arbeiten aus dem christlichen Glauben heraus und wissen, dass vor Gott jeder Mensch den gleichen vollen Wert hat; egal, welcher Kultur er angehört und ob er zufällig gebildet oder nicht gebildet ist."

Ein Zivildienstler soll sich auch die Hände schmutzig machen und nicht nur sagen, wie der Karren zu laufen habe. "Das macht ihn glaubwürdig. Auf diese Weise wird ein Wissenstransfer erarbeitet und nicht nur importiert. Man ist Teil des täglichen Lebens."

Das liebe Geld

Bisher schickte die SIM rund 20 Schweizer in einen Ausland-Einsatz. Lehrer bleiben ein Semester, Physiotherapeuten manchmal nur drei oder vier Monate. Walter Diem schränkt ein: "Die meisten wollen nicht länger gehen, aber das ist nicht immer möglich. Man ist in einem anderen Land in einer anderen Kultur. Damit muss man sich seriös auseinandersetzen, und das braucht seine Zeit."

Mehrfach sei es vorgekommen, dass Zivis den Einsatz verlängern wollten. Für die Zivildienstleistenden brauche es separate Spenden. In der Regel übernehme das eine Sponsorengruppe, zum Beispiel eine Gemeinde oder ein Hauskreis.

Kuhmist und Kettenreaktion

Die Einsätze seien erfolgreich, wie die Rückmeldungen der Teilnehmer wie der Gastgeber belegen würden. Die Zusammenarbeit werde gerühmt. Ein Schweizer Landwirt sei in Benin (Afrika) gewesen. "Er arbeitete an der Seite von Einheimischen und setzte sich mit der Förderung von Produktionsmethoden auseinander." Ort der Begegnung und des Forschens sei eine Bibelschule gewesen, an der Pastoren ausgebildet werden. "Man erkannte, was man zusätzlich machen kann, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten. Zum Beispiel den Kuhmist nicht verbrennen, sondern ihn im Garten verwenden."

Man habe die Bibelschüler aber nicht einfach darin unterrichtet, sondern das gleich gemeinsam praktiziert. So konnten sie gleich sehen, was es bringt. "Das multipliziert sich dann in den Dörfern, wo die Pastoren auch dieses Wissen einbringen. Es verbessert eindeutig die Lebensbedingungen der Menschen."

"Zivi" kauft Kuh

"Unser Zivildienstleistender kaufte selber eine Kuh und war damit Viehbesitzer. Das steigerte seine Glaubwürdigkeit; er stand nun auf der gleichen Stufe. Das machte Eindruck." Also nicht ein arroganter Besserwisser aus dem Westen, sondern einer, der anpackt, schwitzt und bereit ist, sich dreckig zu machen.

Man lerne auch selbst einiges, schildert Walter Diem. "Boden und Klima ist anders, man kann nicht einfach die gleichen Methoden wie hier anwenden, sondern muss zuerst die Gegebenheiten kennenlernen. Zum Beispiel wird der Boden durch starke Regenfälle ausgewaschen. Was bei uns in einem Sommerregen über mehrere Tage runterkommt, prasselt dort in einem Tag nieder, vor allem in der ersten Viertelstunde eines Regengusses. Man kann sich also vorstellen, dass man da anders vorgehen muss."

Gute Arbeit weist nach vorne

Martin Vögelin, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM): "Die SIM hat die grösste Erfahrung bei Auslandeinsätzen von Zivildienstleistenden in christlichen Werken." Diese Organisationen würden gute Arbeit leisten und die Einsätze von "Zivis" rechtfertigen; mehrere Werke bieten Plätze im Ausland an.

Das ist auch in der Schweiz selbst möglich. Verschiedene Werke offerieren Arbeit für Zivildienstler, wie etwa die Stiftung Wendepunkt ( www.wende.ch ). Wendepunkt-Leiter Hans-Peter Lang: "Unsere Stiftung hat mit den Amtstellen für Zivildienst Verträge für eine Zusammenarbeit abgeschlossen. Die Zivildienstler können damit in verschiedenen Bereichen des Wendepunkts einen Einsatz leisten."

Datum: 19.09.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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