Innere Reinheit

Nicht so clean bei Jesus

Unberechenbar, gewalttätig und brutal sind sie - aber böse? Zur Diskussion über jugendliche Schläger hätte auch Jesus etwas beizutragen. Wenn man ihn hören würde.
Jugendgewalt: Jesus entlarft die Debatte als oberflächlich.

Kann Jesus die Provokation nicht lassen? Ein vornehmer Herr von der einflussreichen religiösen Bewegung der Pharisäer hat ihn und seine Freunde zum Essen eingeladen. Die Truppe des Wanderpredigers, immer hungrig, lässt sich das gefallen. Doch die Männer, Jesus voran, waschen nicht einmal die Hände vor dem Mahl! Bei diesem Gastgeber, der auf Reinlichkeit viel hält, müsste das selbstverständlich sein. Clean, und zwar subito!

Tritt ans Bein

Nein. Und Jesus sagt auch, warum er die Regel bricht. Indem die Pharisäer derart viel auf äussere Sauberkeit geben, täuschen sie über inneren Schmutz hinweg und leugnen ihn. Jesus reagiert auf das Stirnrunzeln seines Gastgebers mit einem scharfen Wort: «Nun, ihr Pharisäer, das Äussere von Bechern und Schüsseln haltet ihr rein, euer Inneres aber ist voller Raub und Bosheit» (Die Bibel, Lukas, Kapitel 11, Vers 39).  Das ist ein Tritt ans Bein des Hausherrn. Gewaschene Hände sind für Jesus so clean nicht; ihre Sauberkeit täuscht, wenn zugleich das Innere des Menschen voller Bosheit ist.

Nicht so clean: Die Feststellung von Jesus traf damals den Pharisäer; heute ist sie durchaus relevant für aktuelle Probleme. Sie entlarvt die laufende Debatte um jugendliche Gewalttäter als oberflächlich. Wir hören, sehen und lesen es bis zum Überdruss (auch am Dienstag im SF-Club): Fachleute fächern die Faktoren auf, die dazu führen, dass Jugendliche grundlos und scheinbar mit Lust Unbekannte attackieren, niederschlagen und ihnen schwerste Verletzungen zufügen. Und dann nicht Verantwortung übernehmen, vor Gericht schweigen, keine Reue zeigen...

Das Böse beim Namen nennen

Die Gewalttat schreckt, doch wer nennt die Sache beim Namen und redet von Bosheit? In den Medien scheint sie tabu - das gekünstelte Bild, die Illusion vom guten Menschen darf nicht zerbröseln. Angestrebt wird äusserliches Wohlverhalten; aber das Böse als reale Macht, die Menschen zugrunde richtet, wird nicht benannt. Unsere liberale Gesellschaft versagt es sich, über Gedanken zu richten; der Staat ist überfordert, wenn Eltern ihre Kinder vernachlässigen, versumpfen und verrohen lassen.

Jesus nennt die Sache unverblümt beim Namen - und urteilt über alles Zudecken und Verschweigen, wie es Saubermänner betreiben. Ja, er bezeichnet sie gar als Toren, als Dummköpfe. Doch bleibt er nicht dabei stehen, sondern fährt fort: «Hat nicht der, welcher das Äussere geschaffen hat, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, als Almosen - dann ist euch alles rein» (Lukas, Kapitel 11, Verse 40-41).

Wirklich clean

Diese Sätze von Jesus an seinen jüdischen Gastgeber sind nicht ganz einfach auf heutige Verhältnisse zu beziehen. Beides ist zu reinigen, die Hand wie das Herz, will Jesus sagen - zuerst und vor allem aber das Innere des Menschen, das Herz. Dort muss angesetzt werden, um Bosheit und Gier, ihre Äusserung, zu überwinden. Die Besserung erweist sich in freigiebigem Teilen, besonders in Spenden für Bedürftige (Almosen).

Übertünchen Schweizer, auf äussere Reinlichkeit bedacht, besonders eifrig, was innen schmutzig und faul ist? Oder streiten es rundweg ab? Die westliche Moderne verlegte sich darauf, den Menschen von seinem guten Potenzial her zu sehen, und hält daran fest, trotz allen Missbräuchen, realen und TV-Verbrechen. Doch mit dem Verschweigen und Leugnen der Bosheit im Herzen laufen wir heute gegen die Wand. Denn abgründige Untaten werden so ganz unverständlich und stürzen uns in die Verzweiflung.

Neu buchstabieren

Gerade für die Debatte um Schläger empfiehlt es sich, die schneidenden Worte von Jesus zu buchstabieren. Erziehung, Prävention und etwas Zwang genügen nicht. Erst wenn die Verfallenheit von Menschen (und Strukturen) ans Böse nüchtern anerkannt wird, kann die Gesellschaft angemessen handeln.

Nüchtern heisst nicht resigniert. Jesus hat sein Leben dafür gegeben, dass Versöhnung und Vergebung verkorkste Beziehungen verwandeln können. Zugleich hat er alles daran gesetzt, Gottes Gebote zu erfüllen, und sein gerechtes Gericht angekündigt. Gericht heisst, dass Gott sein Wort nicht nur über Taten, sondern über unser Herz spricht, das er als Schöpfer kennt. Von daher machen auch klare Grenzen und Strafen für Grenzüberschreitungen Sinn. Für Jesus, der unter die Oberfläche blickt, ist keiner echt clean - dafür bietet er Vergebung und Reinigung und den Neuanfang als Geschenk an.

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Mehr zum SF-Club über Jugendgewalt

Datum: 19.03.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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