Was ist los mit unseren Jungen?

Jungs

Basel. „Lieber unangenehm auffallen als gar nicht.“ Mit diesen Worten beschrieb die Basler Zeitung kürzlich das Lebensgefühl vieler männlicher Jugendlicher. In der Schule seien die Buben auf den ersten Blick vor allem eins: ein Problem“, fasst die Autorin den Eindruck vieler Lehrkräfte und Psychologen zusammen. Je mehr Buben in einer Klasse seien, desto unruhiger, konfliktreicher und schwieriger gestalte sich der Unterricht. Welche Ursachen stecken dahinter?

Auch eine Ausgabe von GEO hat sich den heutigen „Jungs“ angenommen, die immer häufiger als Problemfälle wahrgenommen werden. Die Ursachen sind sicher äusserst vielschichtig. Auffallend ist jedoch, dass die einst so heiss erkämpfte Koedukation hinterfragt wird. Yvonne Reck Schöni schreibt in der BaZ: „Es wächst die Erkenntnis: Eine Gleichstellung der Geschlechter ergibt sich nicht allein daraus dass die Mädchen genauso gefördert werden wie die Jungs und in gewissen Bereichen einen Schonraum erhalten.“ Gefragt sei jetzt ein „reflektierter Umgang auch mit den Buben“. Es gelte, den Buben anstelle der herkömmlichen Männerstereotypien ein differenziertes lebensfreudiges Selbstbild zu vermitteln. Denn sie litten unter Problemen, die sie eigentlich gar nicht haben dürften, da sie ja mutig, cool und leistungsstark zu sein hätten. Eigenschaften, die aber heute eher den Mädchen als den Buben eigen seien. In der heutigen Schule seien dagegen Schlüsselqualifikationen wie Sprachbegabung, Kommunikationsfähigkeit und Teamgeist gefragt. Das kommt natürlich stärker den Mädchen entgegen.

Oder fehlen die Buben die Männer als Vorbilder? Die Autorin stellt fest, dass viele Buben oft bis hinauf in die Oberstufe nur Frauen als Erzieherinnen und Lehrkraft kennen lernten. Zufall? Müssen wir nicht vielmehr von einer eigentlichen Feminisierung des Erziehungswesens – von den vermittelten Werten bis hin zu den Akteurinnen – sprechen? In der geltenden Pädagogik gilt es als unabdingbar, dass Buben möglichst mit den gleichen Kompetenzen ausgestattet werden wie die Mädchen, zum Beispiel mit Kenntnissen in Hausarbeit. Was in der Vergangenheit vor allem Frauen machten, sollen auch die Männer lernen und tun, ist seit Jahren ein Credo, das nicht mehr hinterfragt werden darf.

Nichts dagegen, dass die Männer – gerade in einer Ehe oder Partnerschaft mit einer berufstätigen Frau – sich partnerschaftlich in der Hausarbeit betätigen. Das Problem liegt wohl eher darin, dass der Feminismus neue Zwänge geschaffen und das Erziehungswesen auf eine Weise umgekrempelt hat, dessen Folgen jetzt sichtbar werden. Statt ein partnerschaftliches Verhältnis, das die besonderen Qualitäten und Potenziale der jeweiligen Geschlechter zum Tragen bringt, wurde eine Gleichmacherei betrieben, welche heute die Mädchen und Frauen bevorzugt und den heranwachsenden Männern Identitätsprobleme beschert.

Datum: 14.03.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF

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