Gewalt im TV: Fortsetzung folgt im Erwachsenalter

Dirty Harry

Washington. Gewalt im Fernsehen überträgt sich nicht nur auf die Verhaltensweisen der zusehenden Kinder, sondern wird auch im späteren Erwachsenenleben beibehalten. Dies hat eine aktuelle Studie einer Psychologengruppe an der University of Michigan ergeben. Demnach neigen Erwachsene, die als Kinder gerne TV-Programme mit aggressiven Inhalten gesehen haben, dazu, auch später derartige Sendungen zu sehen. Darüber hinaus sind sie im realen Leben aggressiver als jene, die in ihrer Kindheit weniger Gewalt im TV konsumiert haben.

Den gemeinsamen Nenner von Dirty Harry und dem Zeichentrickfilm Road Runner ortet die Studie in der vermittelten Gewalt. Weitere Serien, die als sehr gewalttätig eingestuft wurden, sind z.B. "Starsky and Hutch" und "Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann". An der Wahl der Serien ist bereits zu erkennen, dass es sich um eine Langzeitstudie handelt. Die aktuelle Studie knüpft an eine Langzeitstudie aus dem Jahr 1977 an, in der 557 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren untersucht wurden. Damals wurde herausgefunden, welche aggressiven TV-Serien die Kids am liebsten sahen und wie sich das auf ihr reales Verhalten auswirkte. Die Folgestudie hat 329 von den nun bereits erwachsenen Teilnehmern der ersten Studie erneut unter die Lupe genommen. Dabei wurde festgestellt, dass jene, die bereits in der Kindheit gerne aggressive Serien gesehen haben, auch im Erwachsenenleben auf derartige Programme ansprechen.

Auch die Auswirkungen im realen Leben stellen sich ähnlich dar wie schon in der Kindheit. Jene Studienteilnehmer, die schon als Kinder aggressive Serien bevorzugt haben, zeigen eine höhere Neigung zu aggressiven Verhalten gegenüber ihrer Umwelt. Dies ergab unter anderem eine Befragung der Lebenspartner und des Freundeskreises. Auch die Wahrscheinlichkeit, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, erhöhe sich um das Dreifache. Zudem wurden sie öfter wegen Verkehrsübertretungen bestraft.

Die Studie nennt auch Strategien zur Minderung des negativen Einflusses von aggressiven TV-Programmen. Die Beurteilung der Erwachsenen, was eigentlich schädlich für ihre Kids ist, sei demnach oft falsch. Entscheidend sei, ob sich die Kinder mit der gewalttätigen Figur identifizieren und der Meinung sind, dass das richtige Leben dargestellt wird. So sei ein gewalttätiger Krimineller, der im Film der "gerechten Strafe" zugeführt wird, weniger schädlich für das kindliche Verhalten. Der Charakter ist "böse" und es gibt klare Konsequenzen. Viel schlimmer sei beispielsweise Dirty Harry, dessen Gewalttätigkeit ihm Ruhm und Anerkennung einbringt. Die Autoren schlagen vor, dass Eltern Programme mit möglichen aggressiven Inhalten gemeinsam mit ihren Kindern ansehen, wobei Dirty Harry seine Entsprechung auch in einander verprügelnden Cartoon-Figuren wie Road Runner oder auch Tom & Jerry haben kann. Durch Kommentierungen können die aggressiven Handlungen relativiert und so der negative Einfluss auf das Verhalten gemindert werden.

Datum: 12.03.2003
Quelle: pte online

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